Um 90.000 mehr Beschäftigte, um fast 34.000 weniger Arbeitslose Ende Juni
Im ersten Halbjahr fanden bereits 356.508 Arbeitsuchende wieder einen Arbeitsplatz
"Der Chef des IHS Martin Kocher sprach vergangene Woche davon, dass sich die aktuelle Hochkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2018 etwas abkühlen wird, derzeit aber konjunkturell noch "ein letzter Rock´n´Roll" getanzt wird. Bleibt man in diesem blumigen Bild, lässt sich der aktuelle Rückgang an arbeitssuchenden Menschen durchaus als akrobatisch beeindruckende Einlage bezeichnen. So sank Ende Juni die Anzahl der beim AMS als arbeitslos oder in Schulung registrierten arbeitssuchenden Menschen um fast 34.000 Personen bzw. 9,1%. In fünf Bundesländern reduzierte sich die Zahl der vorgemerkten Personen um mehr als 10%, besonders applauswürdig ist diesmal der Rückgang in Tirol mit einem Minus von mehr als 18%. Ein Plus von rund 30% bei den offenen Stellen und österreichweit mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende zeigen, dass trotz der prognostizierten Wachstumsverlangsamung weiterhin steigende Chancen für Arbeitssuchende vorhanden sind", erklärte Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich.
Ende Juni waren geschätzte 3.774.000 Personen in einem unselbständiges Beschäftigungsverhältnis, um +90.000 bzw. +2,4% mehr als im Vorjahr. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 konnten mit Unterstützung des AMS bereits 356.508 arbeitssuchende Personen ein Dienstverhältnis antreten, davon waren 47.066 jünger als 25 Jahre und 73.295 Personen 50 Jahre und älter. Die Nachfrage der Betriebe nach Arbeitskräften zeigte sich auch an der Zahl der gemeldeten, sofort verfügbaren offen Stellen. Ende Juni waren 79.114 Arbeitsplätze, um +18.066 bzw. +29,6% mehr als im Vorjahr, sofort verfügbar.
Demgegenüber standen Ende Juni 274.667 (-9,6% bzw. -29.277 Personen) beim AMS arbeitslos vorgemerkte Personen. Inklusive der Personen, die ein AMS-Schulungsangebot wahrnehmen, betrug die Zahl der Vorgemerkten 341.024, das bedeutete einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um -33.949 bzw. -9,1. Die Arbeitslosigkeit der Österreicher und Österreicherinnen sank dabei Ende Juni überdurchschnittlich um -11,9%, die der ausländischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen um -4,1%. Auch die älteren Arbeitssuchenden (-6,2%) sowie die Menschen mit Behinderungen (-6,0%) konnten von der positiven Entwicklung profitieren, auch wenn der Rückgang der Arbeitslosigkeit für sie schwächer ausfiel als für andere Gruppen von Arbeitslosen.
Während für rund 44% der arbeitslosen Personen die höchste abgeschlossene Ausbildung die Pflichtschule war, wurde für die gemeldeten, sofort verfügbaren offenen Stellen Ende Juni in nur 38% der Fälle ein Ausbildungsniveau von höchsten Pflichtschule nachgefragt. Bei den arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländern wiesen rund 61% maximal einen Pflichtschulabschluss auf (bei den arbeitslosen Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten rund 67%). In AMS Schulung befanden sich aktuell 66.357 Personen (-4.672 gegenüber Ende Juni 2017), davon entfielen rund 44% auf Ausländerinnen und Ausländer, von denen wiederum rund 49% Asylberechtigte oder Personen mit subsidiärem Schutz sind. Bei den Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten erhöhte sich die Zahl der AMS-Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer um +4,7% gegenüber dem Vorjahresmonat.
Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition lag aktuell bei 6,8, das ist ein Rückgang von -0,8%-Punkten gegenüber dem Juni 2017. Die Arbeitslosenquote nach internationaler Erhebungsmethode gemäß EUROSTAT wurde für Österreich für Mai 2018 mit 4,6% (-0,9) angegeben. Die Jugendarbeitslosenquote stieg nach dieser Definition im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht (+0,6) auf 10,2%.
Alle Bundesländer verzeichneten weiterhin sinkende Arbeitslosigkeit: Die größten Rückgänge gab es – wie im Vormonat – in Tirol (-18,2%), gefolgt von der Steiermark (-16,3%) und Oberösterreich (-13,5%).
In den stark von der Konjunkturentwicklung beeinflussten Branchen nahm die Arbeitslosigkeit Ende Juni überdurchschnittlich ab: In der Bauwirtschaft waren Ende Juni 2018 -15,8% weniger Personen arbeitslos vorgemerkt, in der Warenproduktion ging die Zahl der arbeitslos vorgemerkten um -13,6% zurück. Aber auch die Zahl der Vorgemerkten aus der Arbeitskräfteüberlassung entwickelte sich mit -9,4% positiv. Auch die AMS-Vorgemerktenzahlen aus der Tourismusbranche (-12,0%) und dem Handel (-11,3%) wiesen Ende Juni überproportionale Rückgänge auf.
Die positive wirtschaftliche Lage in Verbindung mit der demographischen Entwicklung zeigte sich auch am Lehrstellenmarkt. So war Ende Juni 2018 ein Lehrstellenüberhang von 26 zu verzeichnen: 4.785 Lehrstellensuchenden (ohne die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der überbetrieblichen Lehrausbildung) um +0,8% mehr als im Vorjahr standen 4.811 dem AMS gemeldete betriebliche Lehrstellen zur Verfügung. Es zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede nach Bundesländern: Während insbesondere in Wien weniger Lehrstellen vorhanden waren als Lehrstellensuchende, bestand in Tirol, Salzburg, aber auch Oberösterreich ein deutlicher Lehrstellenüberhang.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 11. März 2020