Corona-Krise erschüttert den Arbeitsmarkt

Die Auswirkungen der Pandemie haben im März auf dem gesamten Salzburger Arbeitsmarkt tiefe Spuren hinterlassen. Trotz des großen Zustroms zum Covid-Kurzarbeitsmodell gab es einen enormen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.


  • Veröffentlicht 01.04.2020
  • Bundesland Salzburg

„Wir verzeichnen in diesem Monat einen einsamen, traurigen Rekord bei der Arbeitslosigkeit. Mit Stand Ende März mussten wir doppelt so viele Arbeitslose wie zur Zeit der schlimmsten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 vormerken“, ordnet Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, die gegenwärtige Lage auf dem Salzburger Arbeitsmarkt ein.

Aktuell sind 29.107 Menschen beim AMS Salzburg als arbeitslos registriert. Das sind 16.905 Personen beziehungsweise 138,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zählt man die 1.970 Teilnahmen an Schulungen dazu, sind 31.077 Menschen ohne Beschäftigung.

Liegt Salzburg mit seinen Arbeitsmarktdaten sonst stets deutlich besser als der bundesweite Schnitt, so ist diesmal das Gegenteil der Fall: „Durch den abrupten Abbruch der Tourismus-Wintersaison ist Salzburg von der Corona-Krise weit stärker betroffen als die anderen Bundesländer, ausgenommen Tirol“, erklärt AMS-Chefin Beyer. In Österreich hat die Arbeitslosigkeit um 65,7 Prozent, in Salzburg um 138,5 Prozent, in Tirol um 199,0 Prozent und in der Steiermark um 90 Prozent zugenommen. In Wien gab es „lediglich“ einen Zuwachs von 38,9 Prozent.

Hotel- und Gastgewerbe hauptbetroffen

In Salzburg hat sich alleine im Hotel- und Gastgewerbe die Arbeitslosigkeit vervierfacht. Der Zuwachs um 7.343 Personen auf 9.704 Betroffene bedeutet ein Plus von 311,0 Prozent. Auch die Sparte Verkehr mit der Seilbahnwirtschaft wurde vom Saisonabbruch schwer getroffen: Hier hat sich die Arbeitslosigkeit mit einem Plus von 194,8 Prozent, bzw. um plus 1.391 auf 2.105 Vorgemerkte, verdreifacht. Zum massiven Gesamtanstieg hat auch das Bauwesen mit einem Plus von 125,8 Prozent oder 1.709 zusätzlichen Arbeitslosen deutlich beigetragen.

„Über die zu erwartende Arbeitslosenquote lässt sich noch nichts Genaues sagen, da noch keine Daten über die Beschäftigung vorliegen. Es ist aber zu befürchten, dass es mehr als zehn Prozent nach nationaler Berechnungsmethode werden“, erklärt AMS-Landesgeschäftsführerin Beyer.

„Unter diesen Umständen fällt es mir schwer, es als Glück im Unglück zu bezeichnen, dass wenigstens die Altersarbeitslosigkeit erheblich geringer als die Gesamtarbeitslosigkeit gestiegen ist“, so Jacqueline Beyer. Mit einem Zuwachs von 88,1 Prozent seien deutlich weniger Arbeitskräfte ab 50 Jahre gekündigt worden als unter 25-Jährige mit einem Plus von 181,9 Prozent. Bei Frauen ist die Arbeitslosigkeit mit plus 149,1 Prozent zwar stärker gestiegen als bei Männern (+130,6%), in absoluten Zahlen sind aber Männer mit einem Zuwachs von 9.069 auf 16.014 Personen stärker betroffen als Frauen (+7.836 auf 13.093 Personen).

Landeshauptstadt mit meisten Arbeitslosen, Tourismusregionen mit stärksten Zuwächsen

Die regionale Betrachtung des Salzburger Arbeitsmarktes zeigt die massiven Auswirkungen der Krise in den Tourismusregionen. Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen stammen aus Innergebirg. Den stärksten Anstieg Vorgemerkter muss der Pinzgau mit einem Plus von 274,7 Prozent bzw. plus 4.986 auf 6.801 Arbeitslose verzeichnen. Dicht dahinter folgt der Pongau mit einer Steigerung um 256,2 Prozent bzw. plus 4.063 auf 5.649 Arbeitslose. Im Lungau hat sich die Arbeitslosigkeit mit plus 213,3 Prozent bzw. plus 881 auf 1.294 Betroffene mehr als verdreifacht. Mit Abstand folgt der Flachgau, wo 4.700 Arbeitslose ein Plus von 94,8 Prozent oder plus 2.287 Personen bedeuten. Der Tennengau verzeichnet einen Zuwachs um 89,5 Prozent bzw. plus 1.041 auf 2.204 Vorgemerkte. Mit 8.459 Betroffenen führt die Stadt Salzburg (aufgrund der Größe) die traurige Statistik an, jedoch war hier der prozentuelle Zuwachs mit plus 75,8 Prozent oder plus 3.647 Personen der niedrigste.

„Das Arbeitsvolumen der vergangenen beiden Wochen, das über unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus heiterem Himmel hereingebrochen ist, zu bewältigen, war und ist eine enorme Herausforderung“, hält AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer fest: „Zahlreiche Überstunden und Wochenendeinsätze der 322 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS Salzburg machten es möglich, dass wir Ängste in der Bevölkerung nehmen konnten und die Auszahlung der Gelder gewährleisten können. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin des AMS Salzburg ist sich der enormen Verantwortung die wir gegenüber arbeitslosen Personen und Unternehmen haben, bewusst. Mit enormer Flexibilität und Einsatzbereitschaft wird an allen Brennpunkten gemeinsam geholfen. Die Existenzsicherung von arbeitslosen KundInnen und UnternehmenskundInnen ist unsere oberste Priorität.“ Unter diesen Umständen sei es besonders herausfordernd, den Ansturm an Interessenten an der sowohl für Unternehmen als auch das AMS neuen Covid-19-Kurzarbeitsregelung, der zu bislang rund 4.100 Anfragen in Salzburg führte, zu bewältigen.

„Auch eine regelrechte Flut an Anrufen ist über unsere Serviceline hereingebrochen“, berichtet Beyer: „Alleine in der ersten Woche gab es 22.600 Anrufe zu bewältigen, seitdem weitere gut 19.000, also insgesamt fast 42.000 bisher.“ Außerdem habe es in der zweiten Monatshältfe annähernd 20.000 Anfragen per E-Mail gegeben.

Appelle an die AMS-KundInnengruppen

AMS-Chefin Jacqueline Beyer dazu weiter: „Im Sinne unserer Kundinnen und Kunden werde ich nicht müde zu appellieren: Nutzen Sie auch die Nachmittage für telefonische Anfragen. Richten Sie ihre Anfragen nur über einen Kanal an uns, nicht via Telefon und E-Mail. Urgieren Sie keine Anfragen in derselben Angelegenheit. Unter den gegebenen Umständen dauert es vielleicht ein bisschen, bis Sie Antwort erhalten, aber alle Ihre Ansprüche bleiben gewahrt, auch rückwirkend! Nützen Sie ihr eAMS-Konto oder, sollte Sie noch keines besitzen, legen Sie eines an. Auf unserer Website www.ams.at finden sowohl Arbeitsuchende als auch Unternehmen alle Informationen im Zusammenhang mit Covid-19. Auf www.ams.at/kurzarbeit gibt es für Betriebe alle aktuellen Informationen und Downloads zum Thema Kurzarbeit!“
 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. April 2020