Corona-Virus wütet weiter am Arbeitsmarkt
Die Corona-Krise führte auch im April zu einem neuen Negativ-Rekord am Salzburger Arbeitsmarkt. Der Schwerpunkt des Arbeitslosenanstiegs verschob sich vom Süden des Landes in den nördlichen Zentralraum.
Mit Stichtag Ende April waren in Salzburg exakt 29.833 Personen arbeitslos vorgemerkt. Das bedeutet im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahres mehr als eine Verdoppelung bzw. ein Plus von 101, 8 Prozent oder 15.061 zusätzliche Arbeitslose.
Im März sei zwar die Arbeitslosigkeit mit plus 138,5% noch stärker gestiegen, jedoch hat seit dem letzten Monat die Zahl der Vorgemerkten um weitere 726 zugenommen, heißt es aus dem Arbeitsmarktservice. „Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht mehr ganz so stark war wie im März, hat mehr mit dem vorzeitigen Saisonabbruch im letzten Monat zu tun als mit einer Entspannung. Im Gegenteil: Trotz der ersten Geschäftsöffnungen Mitte April gibt es im Handel noch mehr Arbeitslose, sodass wir im April einen neuen traurigen Rekord an arbeitslosen Menschen registrieren mussten“, stellt Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des AMS Salzburg fest. Lediglich bei der außerplanmäßigen Monatsmittezählung diesen April gab es mehr Arbeitslose.
Damit verzeichnet Salzburg beim Zuwachs hinter Tirol (+119,2%) und vor der Steiermark (+100,6%) den zweithöchsten Zuwachs bundesweit. Den geringsten Zuwachs verzeichnete Wien (+56,2%). Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit um 76,3 Prozent gestiegen.
Zählt man zu den aktuellen Arbeitslosen noch die 1.668 Schulungsteilnahmen (-32,3%) dazu, waren 31.501 Personen ohne Beschäftigung. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um 82,7 Prozent.
Junge Arbeitslosen unter 25 Jahre waren vom Anstieg mit plus 130,5 Prozent stärker betroffen als Ältere, wo der Zuwachs plus 65,3 Prozent ausmacht. „Positiv ist, dass die Arbeitslosigkeit ab 50 Jahre deutlich unterproportional verlaufen ist, denn die Wiedereingliederung älterer Arbeitskräfte ist bekanntlich problematischer und endet nicht selten in Langzeitarbeitslosigkeit“, zeigt sich AMS-Chefin Beyer erleichtert, weist aber „nicht ohne Sorge“ auf einen mit plus 4,8 Prozent beginnenden Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit hin, nachdem diese zuletzt über einen längeren Zeitraum gesunken war.
Die absolute Zahl arbeitsloser Frauen und Männer ist nahezu gleich hoch, wiewohl bei den Frauen die Arbeitslosenzahl mit plus 98,6 Prozent auf 14.885 weniger stark gestiegen ist als bei Männern mit plus 105,1 Prozent auf 14.948 Betroffene.
Dieser Umstand ist nicht zuletzt auf den starken Zuwachs im Bauwesen zurückzuführen, wo trotz Beginns der Bausaison der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit plus 178,3 Prozent der stärkste unter den zahlenmäßig bedeutsamen Wirtschaftsklassen war. Überproportional gestiegen sind die Arbeitslosenzahlen auch im Hotel- und Gastgewerbe (+118,0%) sowie in Verkehr und Lagerei (+112,0%). Leicht unterproportional verliefen die Zuwächse im Handel (+95,8%) und in der Warenproduktion (+94,5%). Das Gesundheits- und Sozialwesen zählt mit plus 48,3 Prozent zu den Branchen mit den geringsten Zuwächsen.
Die Zahl der dem AMS Salzburg zur sofortigen Besetzung gemeldeten offenen Stellen ist dagegen um nahezu vierzig Prozent (-39,9%) auf knapp viertausend (3.978) zurückgegangen.
Flachgau mit stärksten, Pongau mit geringsten Zuwächsen
„Nachdem die erste Sturmwelle der Arbeitslosigkeit im März über die Tourismusregionen hinweggebraust ist, hat sich die regionale Betroffenheit im April vom Süden in den nördlichen Zentralraum verlagert“, beschreibt Jacqueline Beyer die gegenwärtige Lage in den Salzburger Bezirken. Mit plus 122,7 Prozent auf 4.977 Arbeitslose führt der Flachgau die Regionalstatistik an, gefolgt von der Landeshauptstadt mit einem Plus von 108,5 Prozent auf 9.152 Betroffene. Es folgt der Lungau mit einem Zuwachs von 102,4 Prozent auf 1.097 Arbeitslose, dann der Tennengau mit plus 97,9 Prozent auf 2.266 Vorgemerkte, knapp dahinter der Pinzgau mit einem Plus von 96,6 Prozent bzw. 6.778 Arbeitslosen. Den deutlich geringsten Zuwachs verzeichnete der Pongau mit einem Plus von 84 Prozent auf 5.563 Arbeitslose.
Ab jetzt mit Verlängerungsanträgen auf Kurzarbeit konfrontiert
Währenddessen bündelt das AMS Salzburg weiterhin all seine Kräfte in der Bewältigung der immens hohen Zahl an Kurzarbeitsanträgen. „Ende letzter Woche wurde der in dieser Höhe nie erwartete Stand von 8.150 Anträgen erreicht. Neue Anträge kommen nur mehr vereinzelt. Wir schätzen, dass wir uns bei 8.300 einpendeln werden“; konstatiert Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer: „Für 6.660 Anträge konnten bis dato 637 Millionen reserviert werden und 86.500 Arbeitsplätze damit gesichert werden.“
Nachdem es anfangs darum ging, die Flut von Anträgen abzuarbeiten, sei in der Folge die Abrechnung hinzugekommen und ab jetzt ist man mit den Verlängerungsanträgen konfrontiert, betont Beyer: „Seit zwei Wochen steht das Abrechnungstool zur Verfügung. Seit diesem Zeitpunkt können die Unternehmerinnen und Unternehmer die Abrechnungsunterlagen hochladen. In dieser Zeit konnten bereits 2,2 Millionen Euro ausbezahlt werden. Jetzt kommen jetzt schon sehr viele Verlängerungsanträge. Das AMS arbeitet auf Hochtouren daran, dass Verlängerungsanträge mit einem neu programmierten Webtool über das eAMS-Konto elektronisch eingereicht werden können. Bis dahin bitten wir um Geduld und ersuchen dringend, keine Begehren auf Papier oder in eingescannter Form einzureichen.“
Diese Hinweise beziehen sich auf den Umstand, dass eine Verlängerung der Kurzarbeitsbeihilfe um maximal drei Monate möglich ist, wenn ein Unternehmen bereits in Kurzarbeit ist und aufgrund Covid-19 weiterhin vorübergehende wirtschaftliche Schwierigkeiten bestehen. Dazu ist ein eigenes Begehren mit entsprechender Sozialpartnervereinbarung einzubringen. Dieses Begehren kann ebenfalls rückwirkend gestellt werden. Rückwirkend können Begehren aber nur mehr für Kurzarbeit eingebracht werden, die frühestens mit 1. April beginnt.
Das AMS wird auf seiner Website www.ams.at/kurzarbeit und in seinem Newsletter umgehend informieren, sobald die elektronische Begehrensstellung im eAMS-Konto zur Verfügung steht.
AMS-Geschäftsführerin ersucht um Verständnis
Kritik an langer Bearbeitungsdauer begegnet AMS-Landesgeschäftsführerin Beyer mit dem Hinweis, dass seit Mitte März beim AMS Salzburg 44.000 E-Mails und 82.000 Anrufe eingegangen seien. „Verständlicherweise bringt die Situation sehr viel Unsicherheit mit sich. Viele Betriebe haben keinerlei Erfahrung mit dem Instrument der Kurzarbeit und brauchen dazu sehr viel Unterstützung der AMS-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Dies hat zur Folge, dass kaum ein Antrag so bearbeitet werden kann, wie er eingelangt ist. Zahlreiche Änderungen der Vorgaben aufgrund der unsicheren Situation haben zusätzlich die Bearbeitung verzögert“, ersucht AMS-Chefin Jacqueline Beyer um Verständnis und betont, dass nahezu alle abkömmlichen AMS-Kräfte zur Bewältigung der Kurzarbeit abgestellt sind. Dabei sei zu beachten, dass sich auch das AMS auf Neuland bewegt. „In der stärksten Krisenzeit 2009 bis 2010 hatten wir 68 Kurzarbeitsanträge – 2020 somit eine Steigerung von 11.885 Prozent bzw. das 120-fache. Einzig was gleichgeblieben ist, ist die Anzahl der AMS MitarbeiterInnen von 326“, rechnet Beyer vor.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 04. Mai 2020