Zweiter Lockdown zeigt Wirkung
Der neuerliche Lockdown in der Corona-Krise lässt im November sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Kurzarbeit steigen. Besonders in Tourismus, Handel und Verkehr wirken sich die Einschränkungen massiv aus.
Mit einem Plus von 40,2 Prozent verzeichnet Salzburg Ende November den stärksten Arbeitslosenzuwachs nach Tirol (+50%). Bundesweit beträgt der Zuwachs 30,5 Prozent.
Damit gibt es im Bundesland Salzburg 20.845 vorgemerkte Arbeitslose. Das sind um 5.976 Personen mehr als vor einem Jahr.
Gleichzeitig nehmen 2.103 Personen an Schulungsaktivitäten des AMS teil. Diese eingerechnet, sind 22.948 Personen ohne Job – ein Plus von 33,1 Prozent im Vorjahresvergleich.
Salzburg mit zweitniedrigster Arbeitslosenquote
Die unselbständige Beschäftigung dürfte nach vorläufigen Schätzungen (exakte Daten liegen erst zur Monatsmitte vor) um 1,5 Prozent - das wären rund 4.000 Beschäftigungsverhältnisse – auf 253.000 zurückgehen. Daraus resultiert eine Arbeitslosenquote von 7,6 Prozent nach nationaler Definition. Das ist ein kräftiges Plus von 2,1 Prozentpunkten, bedeutet aber trotzdem den zweitniedrigsten Wert nach Oberösterreich (5,9%), gleichauf mit der Steiermark. Bundesweit liegt die Arbeitslosenquote bei 9,5 Prozent.
„Die mit Abstand am meisten betroffene Branche ist das Hotel- und Gastgewerbe“, stellt die Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, Jacqueline Beyer, fest: „Mehr als ein Drittel aller Arbeitslosen haben vorher in der Hotellerie oder Gastronomie gearbeitet. Das wäre unter normalen Umständen nicht außergewöhnlich, da der November stets der Monat mit den meisten Saisonarbeitslosen ist. Aber heuer ist die Zahl mit 7.860 Betroffenen höher als jemals zuvor in einem November. Und doch sind das weit weniger als Ende April nach dem ersten Lockdown, damals gab es über elftausend Arbeitslose im Tourismus“, erläutert Jacqueline Beyer.
Der Zuwachs im Tourismus beträgt plus 42 Prozent oder 2.323 Personen. Prozentuell noch stärker gewachsen ist die Arbeitslosigkeit mit plus 46,7 Prozent (+827 auf 2.598 Personen) im Handel. Auch der Verkehrsbereich verzeichnet einen überproportionalen Zuwachs von 44,2 Prozent (+400 auf 1.306 Personen). Leicht unter dem Schnitt hat die Arbeitslosigkeit bei den Wirtschaftsdienstleistungen (+38,6%) zugenommen. Allerdings fällt innerhalb dieser Wirtschaftsklasse die Sparte Gebäudebetreuung (v.a. Reinigungsdienste) mit einem sehr hohen Zuwachs im Ausmaß von plus 64,8 Prozent (+375 auf 954 Personen) auf.
Vergleichsweise geringere Zuwächse gab es in der Warenherstellung mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 29,2 Prozent (+313 auf 1.385 Personen).
Die Auswirkungen der Covid19-Krise sind bei der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit besonders stark zu spüren. „In der gegenwärtigen Situation ist es für diese Gruppe natürlich besonders schwierig, wieder den Einstieg zu schaffen. Glücklicherweise ist das Ausgangsniveau im Bundesland sehr niedrig gewesen, wir werden aber im Rahmen der Corona-Joboffensive auch hier unsere Bemühungen konzentrieren“ kündigt AMS-Chefin Beyer an. Ende November hat die Langzeitarbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um 54,6 Prozent auf 1.653 Betroffene zugenommen.
Nur geringfügige Unterschiede zeigen sich bei Frauen und Männern. Bei weiblichen Arbeitskräften ist die Arbeitslosigkeit um 39,8 Prozent bzw. 2.999 auf 10.532 Personen gestiegen, bei Männern waren es plus 40,6 Prozent bzw. 2.977 auf 10.313 Personen.
Sowohl bei jüngeren als auch älteren Arbeitskräften blieb der Zuwachs der Arbeitslosigkeit unter dem Durchschnitt der Gesamtarbeitslosigkeit. Die Jugendarbeitslosigkeit unter 25 Jahre verzeichnete ein Plus von 37 Prozent auf 2.661 Personen, die Arbeitslosigkeit ab 50 Jahre einen Anstieg um 32,4 Prozent auf 6.049 Personen.
Die Zahl der Personen, die sich für eine Lehrstelle interessieren, ist um 21,6 Prozent auf 360 gestiegen. „Der Anstieg zeigt, dass wir am richtigen Weg sind. Die Bemühungen der Salzburger Allianz aus Sozialpartnern und Land, junge Menschen für den Weg der dualen Ausbildung zu begeistern, trägt erste Früchte“, zeigt sich Landesgeschäftsführerin Beyer erfreut. Bei derzeit 832 offenen Lehrstellen würde sich damit auch die Lehrlingslücke etwas schließen.
Landeshauptstadt und Flachgau am stärksten betroffen
Die regionale Statistik weist für die Tourismusregionen, die bisher schon von den starken Zuwächsen im Tourismus betroffen waren, nun geringere Zuwächse aus. Am geringsten sind die Arbeitslosenzahlen im Pongau mit plus 27,1 Prozent (+842 auf 3.946 Arbeitslose) gestiegen, gefolgt vom Pinzgau mit plus 32 Prozent (+1.198 auf 4.941 Arbeitslose) und dem Lungau mit plus 32,3 Prozent (+169 auf 692 Arbeitslose). Der Tennengau verzeichnet ein Plus von 34,2 Prozent (+397 auf 1.558 Arbeitslose). Deutlich überproportional ist die Arbeitslosigkeit in der Stadt Salzburg mit plus 56,3 Prozent (+2.335 auf 6.484 Arbeitslose) und im Flachgau mit plus 47,3 Prozent (+1.035 auf 3.224 Arbeitslose) gestiegen.
Kurzarbeit stark im Steigen
Der neuerliche Lockdown wirkt sich nicht nur auf die Arbeitslosigkeit, sondern vor allem auf die Kurzarbeit aus: "Glücklicherweise kann auch diesmal durch die Kurzarbeit viel an Arbeitslosigkeit abgefangen werden", zeigt sich AMS-Chefin Jacqueline Beyer erleichtert: "Wir hatten im Oktober, vor dem 'Lockdown light', rund 1.500 Anträge auf die Kurzarbeit Phase 3. Im November dagegen gingen sie wieder rasant nach oben: bis vorige Woche um etwa 2.400, davon rund 1.200 in den wenigen Tagen seit dem 'harten' Lockdown. Seit 1. Oktober sind 3.985 Anträge für fast 26.000 Beschäftigte in Bearbeitung."
Seit 16. März hat das AMS Salzburg 16.264 Anträge bearbeitet und somit 89.792 Arbeitsplätze gesichert. Es wurden bereits rund 411 Millionen Euro Beihilfen an die Unternehmen ausbezahlt.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. Dezember 2020