Aktion Sprungbrett: 2.069 Langzeitarbeitslosen gelingt der berufliche Einstieg

40,2 Millionen Euro für betriebliche Lohnkostenförderung stehen 2022 in NÖ bereit.


  • Veröffentlicht 15.12.2021
  • Bundesland Niederösterreich

Die Arbeitslosenzahlen in Niederösterreich liegen auch Ende November weiter unter dem Vorkrisenniveau. Allerdings sind 10.784 Personen bereits ein Jahr oder länger auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Um knapp 13% mehr als vor der Krise. Im Rahmen der Aktion Sprungbrett hat das Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich besonders attraktive Lohnkostenförderungen für Unternehmen angeboten, wenn sie Langzeitarbeitslose anstellen. Über 2.000 Niederösterreicher_innen gelang auf die diese Weise seit Juli der berufliche Wiedereinstieg. Um den Rückbau der Langzeitarbeitslosigkeit voranzutreiben, wird die Aktion Sprungbrett 2022 weitergeführt und mit einem Budget von 40,2 Millionen € ausgestattet. Eine Sprungbrett-Bilanz und einen Ausblick auf das kommende Jahr präsentieren bei einer Pressekonferenz Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger, AMS NÖ-Chef Sven Hergovich, Arbeiterkammer NÖ-Präsident Markus Wieser, Wirtschaftskammer NÖ-Direktor Johannes Schedlbauer sowie die kaufmännische Leiterin der Firma Tröstl GmbH, Melanie Herzog.

Die konjunkturelle Erholung hat auch die Situation der Langzeitarbeitslosigkeit entspannt. Seit März nimmt die Zahl der Personen, die bereits ein Jahr und länger auf Jobsuche ist, in Niederösterreich stetig ab. Vom Höchststand mit 16.341 auf 10.784 bis Ende November. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Personen, die beim AMS gemeldet sind, ist mit 25% hoch und liegt – im Gegensatz zur Gesamtarbeitslosigkeit – mit einem Plus von 12,8% über dem Vorkrisenniveau.

Foto von der Pressekonferenz Sprungbrett in St. Pölten

Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger: „Wir arbeiten gemeinsam daran, die Langzeitarbeitslosigkeit weiter zu reduzieren. Wir sehen, die Arbeitsmarktprogramme- und Projekte zeigen Wirkung. Das Land NÖ, die Sozialpartner und das AMS NÖ haben heuer rund 100 Millionen Euro für gemeinsame Arbeitsmarkt-Projekte in die Hand genommen. Auch an Programmen wie Sprungbrett ist in Zeiten wie diesen festzuhalten – denn mit den erhöhten Eingliederungsbeihilfen gibt es gute Anreize, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Betrieben aufzunehmen und auch zu halten.“

Bilanz der Aktion Sprungbrett 2021: 2.069 x beruflicher Restart für Langzeitarbeitslose in NÖ

Der Rückbau der Langzeitarbeitslosigkeit geht in Niederösterreich mit einem Minus von 34% seit Ende März dieses Jahres bis Ende November zügig voran. Für AMS NÖ-Chef Sven Hergovich ein Zeichen für den richtigen Kurs und Auftrag diesen konsequent weiter zu verfolgen:

„Sich aufbauende Langzeitarbeitslosigkeit ist ein unerfreuliches Phänomen, das wir nach jeder Arbeitsmarktkrise beobachten, wenn wir nicht rasch und nachhaltig gegensteuern. Seit Anfang Juli haben 2.069 langzeitarbeitslose Arbeitsuchende in Niederösterreich die Chance bekommen mit Unterstützung unserer Lohnkostenförderung in einem Unternehmen wieder beruflich Fuß zu fassen. Diesen Neustart haben wir mit 17,1 Millionen € mitfinanziert.“

5.812 langzeitarbeitslosen Personen ist heuer bis Ende November der berufliche Wiedereinstieg gelungen. Das sind mehr als doppelt so viele (+131% oder +3.304) wie im selben Zeitraum des Vorjahres.

Ziel für das Jahr 2022: über 4.000 Sprungbretter ins Erwerbsleben in NÖ

Das AMS wird im kommenden Jahr in Kooperation mit dem Land NÖ und den Sozialpartnern den Weg der konsequenten und nachhaltigen Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit fortsetzen. 40,2 Millionen € an Lohnkostenförderungen im Rahmen der Aktion Sprungbrett sind reserviert, um den beruflichen Wiedereinstieg von rund 4.000 Langzeitarbeitslosen zu unterstützen.

Um die Arbeitsmarktintegration vor allem für jene Personen zu forcieren, die besonders lange arbeitslos sind, und den Wiedereinstieg bislang nicht geschafft haben, wurden die Förderkonditionen angepasst. Das AMS finanziert ab 1. Jänner

  • für Personen, die zwischen 1 und 2 Jahren arbeitslos sind:

40% bis 66,7% der anfallenden Lohn- und Lohnnebenkosten für die Dauer von 4 bis 9 Monaten und

  • für Personen, die bereits 2 Jahre und länger arbeitslos sind:

sogar 100% der Lohn- und Lohnnebenkosten für die ersten 3 Monate und zwischen 40% und 66,7% der Lohnkosten für weitere 4 bis 6 Monate.

Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser betont: „Diese Initiative gibt sowohl dem Arbeitnehmer, als auch dem Unternehmen die Möglichkeit, einander kennen zu lernen. Das führt in sehr vielen Fällen zu einer dauerhaften Übernahme. Wir unterstützen daher natürlich alles, das nachhaltige Beschäftigung ermöglicht. Natürlich ist dabei besonders wichtig, dass hier faire Bedingungen herrschen für alle Seiten.“

Besondere Förderangebote, um die (Vollzeit-)Beschäftigung von Frauen zu unterstützen

Frauen waren von der Corona-Krise am niederösterreichischen Arbeitsmarkt ganz besonders betroffen. Zusätzliche informelle Betreuung, Unterstützung beim Homeschooling sowie Verlust von Erwerbsmöglichkeiten und Einkommen stellen nur einen Teil der Belastungen dar, die im Zuge der Krise für erwerbstätige Frauen hinzugekommen sind. Die Benachteiligungen spiegeln sich auch in der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit wider: Im bisherigen Jahresdurchschnitt liegt die Zahl der langzeitarbeitslosen Frauen im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 25,2% deutlich über dem Anstieg bei Männern mit 19,8%.

Daher werden Betrieben, die langzeitarbeitslose Frauen im Rahmen der Aktion Sprungbrett anstellen, von besonders attraktiven Förderangeboten profitieren:

  • Es gelten bei der Aufnahme von Frauen die jeweils günstigeren Fördersätze, sowohl was die Förderhöhe (Bsp.: 66,7% statt 40%) als auch die Förderdauer (6 statt 4 Monate) betrifft.
  • Neu ist, dass das AMS jene Unternehmen ganz besonders unterstützt, die bereit sind, Frauen mit einer bisherigen AMS-Vormerkung von 1 bis 2 Jahren mit einem Dienstvertrag anzustellen, der mindestens 30 Wochenstunden Beschäftigungsausmaß umfasst. In diesen Fällen gibt es sogar eine 66,7%ige Lohnkostenförderung für 9(!) Monate.

Wirtschaftskammer NÖ-Direktor Johannes Schedlbauer betont: „Der Mitarbeitermangel beschäftigt Unternehmen aus allen Branchen in ganz Niederösterreich. Unser gemeinsames Ziel ist, arbeitslose Menschen wieder schnell in die Berufstätigkeit zu führen und somit dem Arbeitskräftebedarf nachzukommen. Die Aktion Sprungbrett leistet hier einen wertvollen Beitrag. Gleichzeitig ist es wichtig, Menschen durch entsprechende Qualifizierung vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren – beginnend mit der Ausbildung, bis hin zu einer laufenden Bereitschaft zur Weiterbildung. Deshalb ist auch die Lehrlingsausbildung ein zentraler Faktor. Die Lehrlingszahlen entwickeln sich gut - diesen November haben sie sogar die Zahlen von vor Corona übertroffen. Im letzten Monat waren in Niederösterreich knapp 17.300 Lehrlinge in Ausbildung.“

61% Erfolgsquote: Lohnkostenförderungen lohnen sich!

Laufende Evaluierungen des AMS NÖ zeigen: 61% der Jobsuchenden, die mit Unterstützung einer Einstellbeihilfe eine Anstellung gefunden haben, sind drei Monate nach Förderende weiterhin beschäftigt. Das Kunststoffverarbeitungsunternehmen Tröstl GmbH mit Sitz in Berndorf hat durch die Aktion Sprungbrett neue Mitarbeiterinnen, zwei ehemals langzeitarbeitslose Kundinnen des AMS NÖ, dazugewonnen. Die Tröstl GmbH vereint Kunststoffspritzerei und Formenbau: von der Entwicklung und Konstruktion technischer Kunststoffteile im Spritzgussverfahren über die Herstellung der passenden Spritzgussformen bis zum fertig produzierten Spritzgussteil. Die Tröstl GmbH mit 12 Mitarbeiter_innen wird als Familienbetrieb geführt. Die kaufmännische Leiterin arbeitet in Personalfragen mit dem AMS Baden zusammen.

Die kaufmännische Leiterin der Tröstl GmbH, Melanie Herzog: „Durch die gestiegene Auftragslage ist es notwendig geworden, unser Team um mehrere Personen aufzustocken. So haben wir im letzten halben Jahr insgesamt vier neue Teammitglieder aufgenommen und Langzeitarbeitslosen die Chance gegeben, Teil unserer Firmenfamilie zu werden. Ich kann aus voller Überzeugung sagen, dass sie eine hohe Einsatzbereitschaft mitbringen, ehrgeizig, motiviert und loyal sind. Alle vier sind nach wie vor bei uns tätig. Die Lohnkostenförderung ist dabei eine schöne Unterstützung.“

 

Rückfragehinweis für die Redaktion:

Mag. Martina Fischlmayr (AMS NÖ): 050 904 300 120 oder 0664/83 50 517

Diese Seite wurde aktualisiert am: 15. Dezember 2021