Langzeitarbeitslosigkeit in NÖ sinkt 3 x schneller, Rückbau geht 2023 weiter!
Rund 46,1 Millionen Euro im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit für 2023 reserviert
Niederösterreich ist beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in diesem Jahr Rekordhalter. Zwei Drittel des Rückbaus gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 hat hier stattgefunden. Trotz Prognosen, wonach die Arbeitslosigkeit insgesamt etwas zunehmen wird, rechnet das Arbeitsmarktservice (AMS) NÖ mit einer weiteren Reduktion der Langzeitarbeitslosigkeit um -20% im kommenden Jahr. Das AMS NÖ hat dafür mit dem Land NÖ und den Sozialpartnern ein Förderpaket geschnürt. Die Eckpunkte präsentieren Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger, AMS NÖ-Chef Sven Hergovich, Arbeiterkammer NÖ-Präsident Markus Wieser und Wirtschaftskammer NÖ-Präsident Wolfgang Ecker.
Voraussichtlich 7.260 Personen werden heuer ein Jahr und länger bei einer der 22 AMS-Geschäftsstellen in Niederösterreich arbeitslos gemeldet gewesen sein. Gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt hat sich damit die Langzeitarbeitslosigkeit um fast die Hälfte (46,8%) reduziert. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ging dieser Wert um mehr als ein Viertel (26%) zurück. Allein zwei Drittel dieses Rückbaus – das sind 2.550 Langzeitarbeitslose – entfallen auf das Bundesland Niederösterreich. Im Rest Österreichs ist die Langzeitarbeitslosigkeit gegenüber 2019 um 8,1% (oder -1.330 Personen) gesunken.
Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger: „Die Arbeitslosigkeit geht bereits seit 21 Monaten in Folge zurück, die Beschäftigung ist nach wie vor auf Rekordniveau. Alle Regionen Niederösterreichs verzeichnen noch immer einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr. Besonders erfreulich ist aber der Rückgang der Langzeitbeschäftigungslosigkeit, die in Niederösterreich fast dreimal so schnell wie im Rest Österreichs sinkt. Die gemeinsamen Projekte mit AMS NÖ und den Sozialpartnern wie Sprungbrett oder die regionalen Jobprojekte sind bewährte Instrumente, um die Menschen in Beschäftigung zu bringen“, so Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger und ergänzt: „Auch durch das Projekt Job.ReAct vom Land Niederösterreich, das mit EU-Gelder finanziert wurde, konnten wir bereits 500 Menschen unterstützen.“
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2023: Mit intensiver Beratung und Vermittlung sinkt Langzeitarbeitslosigkeit um -20% weiter
Das Arbeitsmarktservice wird den bereits 2021 eingeschlagenen Weg der intensiven Beratung, Vermittlung und Betreuung auch im kommenden Jahr fortsetzen. Trotz eines prognostizierten leichten Anstiegs der Arbeitslosigkeit (+4,1%) wird die Langzeitarbeitslosigkeit in NÖ um ein Fünftel (-1.400 Personen um Jahresdurchschnitt) sinken.
„Der Faktor Zeit ist entscheidend im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit: Rasches Handeln, damit Langzeitarbeitslosigkeit erst gar nicht entsteht, sowie ausreichend Beratungszeit, um Menschen, die schon ein Jahr oder länger arbeitslos sind, intensiv unterstützen zu können. In Niederösterreich haben wir als erste Landesorganisationen einen Reformprozess umgesetzt, mit dem es gelungen ist, mehr Zeit für Beratungs- und Betreuungsarbeit pro arbeitsloser Person zu gewinnen“, erklärt AMS NÖ-Chef Sven Hergovich. Die zentralen Eckpunkte der Organisationsreform des AMS NÖ waren:
- Einrichtung von 4 Fachzentren, die Spezialaufgaben für alle anderen 22 AMS-Geschäftsstellen übernehmen und diese damit entlasten.
- Bündeln administrativer Aufgaben auf möglichst wenige Spzialist_innen innerhalb einer Geschäftsstelle. Auf diese Weise wurden ohne zusätzliche Personalaufnahme 34,5 Vollzeitplanstellen für Beratungs- und Betreuungsarbeit frei.
- Bildung einer Task-Force mit 16 Berater_innen, die sich um Personen mit einer Vormerkdauer von 3 oder mehr Jahren kümmern.
2023: 46,1 Millionen Euro werden im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit eingesetzt
Flankierend zur intensiven Beratungs- und Vermittlungsarbeit des Arbeitsmarktservice haben AMS NÖ, Land NÖ und Sozialpartner für 2023 ein Förderpaket in der Höhe von 46,1 Millionen Euro geschnürt, um den Wiedereinstieg von Langzeitarbeitslosen oder von Langzeitarbeitslosigkeit Bedrohten zu forcieren. Das Programm beinhaltet:
- 40,4 Millionen Euro an Lohnkostenförderungen für Betriebe, die bereit sind, Langzeitarbeitslose oder Personen, die Gefahr laufen, langzeitarbeitslos zu werden, anzustellen. Besonders attraktive Förderkonditionen wurden für Frauen entwickelt. Rund 5.550 Langzeitarbeitslose bzw. Jobsuchende der Generation 50 plus werden davon profitieren.
- Weitere 5,68 Millionen Euro stehen für das Programm „proaktiv NÖ“ bereit. Dieses Projekt ist auf drei Säulen aufgebaut: Mit Hilfe von individuellem Casemanagement, gemeinnütziger Arbeitskräfteüberlassung und geförderter Beschäftigung in einem gemeinnützigen Projekt werden bis zu 2.100 Langzeitarbeitslose beim beruflichen Wiedereinstieg unterstützt.
AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser betont: "Wer derzeit länger als neun Monate arbeitslos ist und sich bewirbt, hat eine um 30 Prozent geringere Chance, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Daher ist es gerade bei Langzeitarbeitslosigkeit wichtig, gegenzusteuern. Natürlich ist dabei wichtig, dass faire Bedingungen herrschen für beide Seiten (Entlohnung, Kollektivvertrag, Arbeitszeiten, AN-Schutz…). Mit diesem Paket stehen wichtige Mittel zur Verfügung, um so vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wie möglich die Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen."
Ergebnis „proaktiv NÖ“ 2022: 550 Langzeitarbeitslosen wieder im Berufsleben
Im Frühjahr dieses Jahres startete die Initiative „proaktiv NÖ“ mit in Summe mit in Summe 1.500 Beschäftigungsangeboten für Langzeitarbeitslose aus Niederösterreich. Bis Ende Oktober (jüngste Daten, Anm.) haben bereits 2.150 AMS-Kund_innen dieses Angebot genutzt oder nutzen es noch. 550 von ihnen sind bereits ins Erwerbsleben eingestiegen.
„Sinkende Arbeitslosigkeit und steigende Lehrlingszahlen sind gute Nachrichten, dennoch brauchen unsere Betriebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erfolg ihrer Unternehmen. Der Mitarbeitermangel ist damit einer der vielen Herausforderungen, mit dem unsere niederösterreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer derzeit als auch zukünftig in der Wirtschaft gefordert sind. „proaktiv NÖ“ ist einer der zahlreichen wirkungsvollen Maßnahmen, mit der wir unsere Unternehmen dabei unterstützen Personal zu bekommen. Die Fortführung dieses erfolgreichen Programms ist daher auch für uns als Wirtschaftskammer Niederösterreich ein wichtiger Baustein, damit dies gelingt“, so Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer.
Der gebürtige Rumäne Sorin Deac lebt im Bezirk St. Pölten und war seit 2017 arbeitslos gemeldet. Der 10-fache Familienvater hat nur Pflichtschulabschluss und gesundheitliche Probleme. Der berufliche Wiedereinstieg gestaltete sich für ihn daher trotz langjähriger Praxis als Staplerfahrer schwierig. Im Februar dieses Jahres bekam Sorin Deac eine Chance bei der Egger Getränke in St. Pölten-Unterradlberg als Staplerfahrer. Das AMS hat den Einstieg bei Egger Getränke mit einer viermonatigen Lohnkostenförderung unterstützt.
Egger-Personalchefin Doris Höchtl: „Menschen, die nach einer längeren Pause wieder in das Berufsleben einsteigen, müssen wir als Unternehmen entgegenkommen. So braucht es vielleicht eine andere oder längere Einschulungsphase oder es müssen Qualifikationen aufgefrischt werden. Die Lohnkostenförderung des AMS macht diesen Mehraufwand jedenfalls wieder wett.“
Rückfragehinweis für die Redaktion:
Mag. Martina Fischlmayr (AMS NÖ): 050 904 300 120 oder 0664/83 50 517
Diese Seite wurde aktualisiert am: 20. Dezember 2022