AMS startet neues Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose im Industrieviertel

Wirtschaftsnaher sozialökonomischer Betrieb Jobwerk in Gramatneusiedl


  • Veröffentlicht 26.07.2024
  • Bundesland Niederösterreich

Fast jede_r zweite Langzeitarbeitslose in Niederösterreich lebt im Industrieviertel. Das AMS NÖ startet nun eine neue Beschäftigungsinitiative für langzeitarbeitslose Personen in der Region Bruck/Leitha und Schwechat: Der sozialökonomische Betrieb Jobwerk in Gramatneusiedl bietet 27 Transitarbeitsplätze für Langzeitarbeitslose und setzt neue Impulse im Design arbeitsmarktpolitischer Programme: Individuelle Betreuung und wirtschaftsnahe Ausrichtung der Beschäftigungsfelder in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Ökologie, und Digitalisierung sorgen für einen nachhaltigen Erwerbseinstieg der Teilnehmer_innen. Bei einem Medientermin am 26. Juli 2024 präsentieren AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern und die Arbeitsmarktforscherin Trude Hausegger von Prospect Research & Solution das Projekt Jobwerk und informieren über aktuelle Trends in der innovativen Arbeitsmarktpolitik.

Gegenüber Juni des Vorjahres ist die Langzeitarbeitslosigkeit in Niederösterreich um 16,5% gestiegen. 2.436 der insgesamt 5.437 Personen, die bereits ein Jahr oder länger vom AMS betreut werden, leben im Industrieviertel. In der Region Schwechat und Bruck/Leitha beträgt der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen AMS-Kund_innen über 14% (nö-weit: 13,7%).

„Steigende Langzeitarbeitslosigkeit, die nun mit zunehmender Arbeitslosigkeit einhergeht, werden wir nicht hinnehmen – weder für die Betroffenen noch für die Gesellschaft insgesamt! Unser Ziel ist es, das Entstehen von Langzeitarbeitslosigkeit bestmöglich zu bremsen, vor allem unter schwierigen Rahmenbedingungen wie ein schwaches Wirtschaftswachstum. In den Arbeitsmarktbezirken Bruck/Leitha und Schwechat haben wir eine Lücke an geförderten Transitarbeitsplätzen in sozialintegrativen Unternehmen. Diese Lücke haben wir nun mit dem sozialökonomischen Betrieb Jobwerk geschlossen“, so AMS NÖ-Chefin Sandra Kern.

Foto der AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern im Gespräch mit Jobwerk-Teilnehmer Helmut Belanyecz in der Hozwerkstatt
AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern im Gespräch mit Jobwerk-Teilnehmer Helmut Belanyecz in der Hozwerkstatt

Jobwerk: Individuelle Betreuung und Marktnähe forcieren den Arbeitsmarkteinstieg
Mit April dieses Jahres hat das Projekt Jobwerk in Gramatneusiedl mit 27 Transitarbeitsplätzen seinen Betrieb aufgenommen. Die AMS-Geschäftsstellen Bruck/Leitha und Schwechat vermitteln langzeitarbeitslose Kund_innen zum Projekt. Hier erhalten sie einen befristeten Dienstvertrag und bereiten sich, begleitet von den Jobwerk-Trainer_innen auf den beruflichen Wiedereinstieg vor. Mit dem Projekt Jobwerk schließt das AMS nicht nur eine Versorgungslücke an geförderten Transitarbeitsplätzen in Niederösterreich, sondern setzt auch neue Impulse in der innovativen Arbeitsmarktpolitik:

Individuelle Vorbereitung und Begleitung der Jobwerk-Teilnehmer_innen:
Vor Beginn eines Dienstverhältnisses bei Jobwerk durchlaufen die zukünftigen Teilnehmer_innen einen umfassenden individuellen Kompetenzcheck zu den Themen Gesundheit, Mobilität und persönliche Ressourcen. Unterstützung und Beratung zu diesen Themen werden während des gesamten Projektzeitraumes angeboten.

Marktnähe sorgt für gleitenden und nachhaltigen Übergang ins Erwerbsleben:
Das Jobwerk-Team baut Kooperationen mit Betrieben und gemeinnützigen Beschäftigern (wie Gemeinden) in der Region auf. Dabei werden Aufgaben- und Arbeitsbereiche identifiziert, die die Jobwerk-Beschäftigten übernehmen können. Das Erledigen dieser Aufgaben erfolgt entweder direkt in den Betrieben oder in den Werkstätten und Büros von Jobwerk selbst. Um die Arbeiten durchführen zu können, werden die Jobwerk-Beschäftigten von Trainer_innen geschult und begleitet. Ziel ist der direkte Umstieg von Jobwerk zu einem Dienstverhältnis am 1. Arbeitsmarkt. Konkrete Beispiele:

  • Grünraum, Abwasser- und Kreislaufwirtschaft: Grünraumpflege im Auftrag von Gemeinden und in Zusammenarbeit mit Firmen, wie Gärtnereien oder Kunststoff-Recycling-Firmen aus der Umgebung.
  • Arbeiten mit Holz in der Jobwerk-Werkstatt: Upcycling von Holzmöbeln und Bau von Hochbeeten.
  • Digitalisierung von Dokumenten und Plänen: im Auftrag von Gemeinden und Privatfirmen.
  • Green Building und Entsiegelung: Kooperation mit einer regionalen Genossenschaft bei Renovierungsarbeiten in deren Wohnungen.

Das AMS NÖ wendet für Jobwerk bis Ende Juni 2025 eine Fördersumme von knapp 1,5 Mio. € auf. Eine weitere halbe Mio. erwirtschaftet der sozialökonomische Betrieb selbst über die Beschäftigungsfelder.

Wirksame Programme für Langzeitarbeitslose bieten individualisierte Unterstützung
„Internationale Studien zeigen, dass Arbeitsmarktprogramme umso wirksamer sind, je gezielter sie eingesetzt werden und je präziser sie auf die jeweiligen Problemlagen der Arbeitslosen eingehen. So können auch multiple Vermittlungshemmnisse abgebaut werden. Zentral sind sinnvolle Tätigkeiten und ein fließender Übergang in die ungeförderte Beschäftigung“, weiß die Arbeitsmarktforscherin Trude Hausegger.

23 ehemals Jobsuchende bei Jobwerk am ehemaligen MAGMA-Standort in Gramatneusiedl
Das AMS hat mit der Umsetzung von Jobwerk Itworks Personalservice beauftragt, die bereits das Forschungsprojekt MAGMA im Auftrag des AMS in Gramatneusiedl umgesetzt haben. „Der MAGMA-Standort mit vollausgestatteten Holzwerkstatt und Büros eignet sich perfekt für eine Nachnutzung. Und Itworks hat mit der Projektumsetzung von MAGMA ein dichtes Netzwerk zu Firmen und gemeinnützigen Kooperationspartnern aufgebaut, das nun vertieft wird“, erklärt AMS NÖ-Chefin Sandra Kern.

Aktuell sind 23 ehemalige AMS-Kund_innen (8 Frauen und 15 Männer) bei Jobwerk beschäftigt. Die Mehrheit der Betroffenen hat nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss. Die Jobwerk-Beschäftigten sind zwischen 26 und 60 Jahre alt. Die individuelle Beschäftigungsdauer beträgt durchschnittlich acht Monate.

Rückfragehinweis für die Redaktion: AMS NÖ, Martina Fischlmayr: 050 904 300-120; 0664 / 835 05 17

Diese Seite wurde aktualisiert am: 26. Juli 2024