AMS NÖ und NÖ Landesgesundheitsagentur: Zukunft der Ausbildung und Jobvermittlung in der Pflege
Der Gesundheits- und Sozialbereich ist eine Wachstumsbranche. Bis ins Jahr 2030 wird die Zahl der unselbständig Beschäftigten in diesem Bereich um mehr als 9.000 Personen zuneh-men. Die Landesgesundheitsagentur (LGA) und das Arbeitsmarktservice (AMS) NÖ bündeln ihre Kräfte, um Arbeitskräfte und Stellenangebote wirksam und nachhaltig zusammenzubrin-gen: mit intensiver Rund-Um-Beratung, hochwertiger Ausbildung und effizienter Vermittlung wie beispielsweise die Jobbörse, die am 26. Mai in St. Pölten stattfindet. Im Vorfeld der AMS NÖ-Pflege-Jobbörse, bei der rund 550 freie Stellen aus ganz NÖ angeboten werden, informie-ren AMS NÖ-Chefin Sandra Kern, die Vorständin der NÖ LGA, Elisabeth Bräutigam und die Direktorin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule St. Pölten, Marianne Tanzer, über die niederösterreichische Fachkräfteoffensive im Pflegebereich.

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Julian Hagenbichler ist ausgebildeter Elektrotechniker und war im Gastgewerbe tätig. In der Corona-Pandemie hat er seine Arbeit verloren und begann sich neu zu orientieren. Durch sein freiwilliges Engagement als Sanitäter und über Freunde wurde Julian Hagenbichler auf den Pflegeberuf aufmerksam. Mit Menschen zu arbeiten, menschlich berührt zu sein, steht für ihn im Zentrum seiner beruflichen Neuausrichtung. Mit Unterstützung und finanzieller Förderung durch das AMS ist für ihn die Ausbildung zum Pflegefachassistenten in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule St. Pölten nun Realität geworden. Auch Michaela Reitbauer durchläuft derzeit diese Ausbildung. Mit Menschen und in einem Krankenhaus zu arbeiten, war ihr lang gehegter, aber aufgrund der familiären Situation mit sechs Kindern in der Patchwork-Family nicht weiter verfolgter Berufswunsch. Nach der Beratung beim AMS startet sie nun die Qualifizierung: „Es taugt mir und ich bin richtig hier!“, ist sie überzeugt.
Trotz wirtschaftlicher Rezession: Gesundheits- und Sozialbereich wächst!
Michaela Reitbauer und Julian Hagenbichler sind zwei von 450 Jobsuchenden in Niederösterreich, die eine Pflegeausbildung gestartet haben. Das AMS NÖ rechnet mit rund 1.500 Personen, die heuer in ein Pflegeausbildungsprogramm einsteigen werden. 2024 waren es 1.263 Jobsuchende, die AMS-Schulungsangebote in der Pflege genutzt haben. Die verstärkte Inanspruchnahme dieser Qualifizierung zeigt in die richtige Richtung, denn die personellen Herausforderungen im Gesundheits-, und Sozialbereich sind groß:
- Unsere Gesellschaft wird immer älter: Bis 2040 wird eine halbe Million Menschen in Niederösterreich und damit knapp jede/r dritte Niederösterreicher/in über 65 Jahre alt sein.
- Die Geburten gehen stark zurück: in den letzten 8 Jahren haben sich die Geburten in Niederösterreich um 23% reduziert.
- Die Baby-Boomer-Generation geht in Pension: Die geburtenstärksten Jahrgänge gipfelten im Jahr 1963 mit 135.000 Geburten in Österreich, im Jahr 2024 waren es rund 77.000.
- Die Teilzeitquote in Niederösterreichs Kliniken steigt von Jahr zu Jahr und liegt schon jetzt bei über 50% und steigt weiter um jährlich rund 1%.
- Mehr freie Stellen bei Pflege- und Sozialberufen (+2,3% 2024 im Vergleich zu 2023) trotz insgesamt rückläufigem Stellenangebot (-14,1%). Im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2019 ist das Stellenangebot in diesem Bereich sogar um 55,6% gestiegen.
- Trotz steigender Arbeitslosigkeit, niedriger Stellenandrang: auf 1 Stelle im Pflege- und Sozialbereich kommen 1,2 Arbeitslose aus diesen Berufen (Vgl. insg.: 2,9 Arbeitslose auf 1 Stelle).
- Akuter Arbeitskräftebedarf verstärkt sich, da viele Jobsuchende aus gesundheitlichen Gründen nicht auf ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.
AMS NÖ-Chefin Sandra Kern: „Aktuelle Prognosen zeigen, dass die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich bis 2030 um mehr als 9.000 in Niederösterreich steigen wird. Trotz rückläufigem Stellenangebot und steigender Arbeitslosigkeit in ganz Niederösterreich verzeichnen wir im Pflege- und Sozialbereich ein kräftiges Plus bei den Stellenbesetzungen von 12,3% im Vergleich zu 2024.“
NÖ: 60% aller Auszubildenden in der Pflege werden vom AMS finanziell unterstützt
Die richtige Ausbildung für die richtige Person, ist das Ziel des AMS NÖ, um einen erfolgreichen Berufsweg im Pflege- und Sozialbereich für beide Seiten – Job- und Personalsuchende – sicherzustellen. Auf intensive Beratung und gute Begleitung in der Ausbildungszeit wird großer Wert gelegt:
- In der 2. Jahreshälfte 2025 wird ein eigenes AMS NÖ-Berater_innen-Team eingerichtet, das Jobsuchende, die sich für Pflege- und Sozialberufe interessieren, berät, begleitet und dafür Sorge trägt, dass die richtige Förderung bei den Auszubildenden ankommt.
- Ergänzend dazu hat das AMS mit „Pflegewege klar gemacht“ eine eigene Beratungseinrichtung für all jene Jobsuchenden geschaffen, die sich noch nicht ganz sicher sind, ob der Pflege- und Sozialberuf für sie das Richtige ist. Hier gibt es Kompetenzerhebung und intensive Beratung und Reflexion, bevor der Schritt in die Ausbildung verbindlich wird.
AMS NÖ-Vermittlungsdrehscheibe in der Pflegebranche surrt!
Das Team des AMS NÖ hat heuer (bis Ende April) bereits zehn AMS NÖ-Pflegejobbörsen durchgeführt. Die nächste Jobbörse, bei der 550 Jobs angeboten werden, geht am 26. Mai im WIFI St. Pölten über die Bühne. Für die Landesgesundheitsagentur wurde exklusiv im April dieses Jahres eine Jobbörse im Landesklinikum Korneuburg umgesetzt.
NÖ LGA und AMS NÖ als Partner
Mit rund 1.566 freien Stellen im Jahr 2024 gehört die LGA zu den Big Playern unter den Arbeitgebern im Gesundheits- und Sozialbereich in Niederösterreich. Alle freien Stellen der LGA – von der Sanitäterin über den Haustechniker bis zur Ärztin – werden dem AMS NÖ zur Besetzung gemeldet. Zur Abstimmung und Umsetzung der Besetzungsstrategie stellt das AMS der LGA eine eigene Beraterin zur Verfügung. Seit Jänner wurden 769 freie Stellen der LGA mit einer passenden Arbeitskraft besetzt, das sind um 82 % mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.
„Wir als NÖ LGA sind mit 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 15.000 Pflegekräfte, einer der größten Arbeitgeber im Land. Daher ist es uns wichtig hier festzuhalten, dass wir auch zukünftig mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen werden. Aktuell haben wir beispielsweise 520 Stellen in unserem Karrierecenter online ausgeschrieben und auch mit dem AMS sind wir immer im Austausch, leben eine gute Kooperation – wie beispielsweise bei der Kika Leiner Insolvenz oder auch bei der Agrana“, erklärt die NÖ LGA-Vorständin Elisabeth Bräutigam.
„Gleichzeitig wissen wir auch, dass die Bevölkerung immer älter wird, was auch gut ist, aber damit rückt auch die Bedeutung und der Bedarf der Pflege immer weiter in den Mittelpunkt. Gut ausgebildete Fachkräfte sind auch zukünftig wichtiger denn je. Und kaum ein anderer Beruf ist so zukunftssicher und gleichzeitig sinnstiftend wie der Pflegeberuf. Viele Interessierte entscheiden sich am zweiten Bildungsweg für eine Pflegeausbildung – unter anderem an den insgesamt 11 Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege in ganz Niederösterreich. Dabei verzeichnen wir in unseren GuKPS pro Jahr rund 1.000 Absolventinnen und Absolventen. Die Ausbildungsplätze sind in jedem Jahrgang gut ausgelastet – rund 50 % der Absolventen starten nach ihrer Ausbildung auch bei uns im Unternehmen mit einer Anstellung“, so die NÖ LGA-Vorständin Elisabeth Bräutigam abschließend.
Rückfragehinweis für die Redaktion: AMS NÖ, Martina Fischlmayr: 050904 300-120;
0664/83 50517
Diese Seite wurde aktualisiert am: 23. Mai 2025