AMS NÖ entwickelt neues Beratungsangebot für freiwillige berufliche Reha

Arbeitskräfte mit gesundheitlichen Problemen stehen vor Herausforderungen:


  • Veröffentlicht 28.08.2025
  • Bundesland Niederösterreich

Bei fast einem Drittel der Jobsuchenden in Niederösterreich wird der berufliche Wiedereinstieg durch gesundheitliche Probleme erschwert. Besonders betroffen ist die Generation 50 plus. Ein Trend, der nicht abreißen wird, da die Zahl der Personen mit diesen Herausforderungen mit steigender Lebenserwartung und längerer Lebensarbeitszeit zunehmen wird. Das Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich passt seine Angebotspalette an diese Entwicklung laufend an. Mit MANO ist ein neues Beratungsprogramm im Einsatz, das den Erfolg der beruflichen Rehabilitation nachhaltig verbessert. Bei einem Hintergrundgespräch diskutieren der Klinische- und Gesundheitspsychologe Oliver Scheibenbogen und AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern Entwicklungen und Herausforderungen zum Thema Arbeitsmarkt und Gesundheit und stellen gemeinsam mit einem Betroffenen das Programm MANO vor.

(C) photonews.at/Georges Schneider - Wr. Neustadt (NÖ) 28.08.2025 - Das Arbeitsmarktservice NÖ (AMS) forciert aktive Arbeitsmarktpolitik für Jobsuchende mit gesundheitlichen Problemen. (v.L.) Doris Stübegger (Trainerin im BBRZ Wr. Neustadt,) Alexander Goger (Teilnehmer am Programm) , Sandra Kern (AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin), Priv. Doz. Mag. Dr. Oliver Scheibenbogen, (Klinischer- und Gesundheitspsychologe am Anton-Proksch-Institut in Wien).
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Alexander Goger hat bereits in jungen Jahren große Herausforderungen zu bewältigen: Nach massiven Erkrankungen kam der Verlust des Arbeitsplatzes. Private und familiäre Veränderungen verschärften die Situation. Er stellte sich die Frage: „Wie kann es weitergehen? Kann ich denn jemals wieder auf eigenen Beinen stehen oder werde ich zum Sozialfall?“

Er kam über seinen AMS-Berater mit dem Programm MANO in Kontakt – ein neues Angebot, das das AMS in Kooperation mit dem Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum entwickelt und in Niederösterreich pilotiert hat. Ziel des Programms ist es, den Erfolg der freiwilligen beruflichen Reha für die Betroffenen sicherzustellen. Denn der Weg zurück ins Erwerbsleben ist für Jobsuchende mit gesundheitlichen Handicaps steinig: Es stehen noch verschiedene medizinische Behandlungen an, die Wohnsituation ist unklar, es gibt Betreuungspflichten oder psychische Belastungen, die durch die neue Lebenssituation und die Erkrankung ausgelöst wurden. Die Folgen: Die freiwillige berufliche Reha wird verzögert, immer wieder unterbrochen, die Betroffenen verlieren den Fokus und brechen ab. Langzeitarbeitslosigkeit droht.

MANO – eine niederösterreichische Erfolgsgeschichte

Sandra Kern: „Mit MANO haben wir die Lebenssituation der Betroffenen entscheidend verbessert und einen wesentlichen Beitrag geleistet, um sie an das Erwerbsleben heranzuführen und nachhaltig wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Bei MANO, so der Name des Programms, werden Betroffene buchstäblich an der Hand genommen, auf die berufliche Reha vorbereitet und bis zum konkreten Jobeinstieg individuell begleitet. MA wurde durch ein externes Institut (Prospect Research & Solution) evaluiert und hat in Niederösterreich eine Erfolgsgeschichte geschrieben:

  • Die Situation für die Betroffenen hat sich verbessert, da sie erst mit der beruflichen Reha starten, wenn Begleitumstände, die den Reha-Prozess hemmen könnten, bereinigt sind.
  • Mit einem Plus von 55% wurde die Programmnutzung gesteigert.
  • Gleichzeitig sind die Abbrüche und Unterbrechungen der Rehanagebote von 31% auf 17% gesunken.
  • Die finanziellen Fördermittel des AMS NÖ wurden mit Hilfe von MANO effizienter eingesetzt und sind pro abgeschlossenem Reha-Fall um ein Drittel gesunken.
  • Rund 200 bis 400 Jobsuchende aus Niederösterreich nutzen  jährlich das Programm.
  • Rund ein Drittel bis knapp 40% der Betroffenen stehen im Anschluss an das Programm wieder im Berufsleben oder nutzen eine weiterführende Qualifizierung.

Thema Gesundheit als Herausforderung für Betroffene und Arbeitgeber_innen

Die Zahl der Personen mit gesundheitlichen Problemen nimmt parallel mit steigender Lebenserwartung und längerer Lebensarbeitszeit zu. Die Ursachen liegen unter anderem in der demografischen Entwicklung sowie im erschwerten Zugang zu Pension, vor allem zur Invaliditätspension. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Trend anhalten wird. Dabei spielt der Faktor psychische Gesundheit eine zunehmend entscheidende Rolle:

Oliver Scheibenbogen: „Ältere Erwerbstätige erleben psychische Belastungen anders als jüngere – oft subtiler, aber mit stärkerer gesundheitlicher Wirkung. Arbeitsplatzunsicherheit, technologische Umbrüche und mangelnde Unterstützung sind zentrale Stressoren. Unternehmen sollten altersdifferenzierte Maßnahmen ergreifen: z. B. Mentoring, ergonomische Anpassungen, psychologische Beratung.“

Ein Blick in die Daten in Niederösterreich:

  • Rund jede/r dritte Jobsuchende in NÖ hat gesundheitliche Probleme, eine Zunahme von 14% in den letzten 10 Jahren.
  • 2009 bis 2024: Anteil der Jobsuchenden mit gesundheitlichen Problemen an allen Arbeitslosen stieg auf mehr als das Doppelte. 2009 mit 14%igem Anteil, 2024 mit 29%.
  • Besonders betroffen unter den Jobsuchenden ist die Generation 50 plus: 48% haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen.
  • Dienstleistungsberufe auf dem Vormarsch: Waren früher ehemalige Bauarbeiter die klassischen Reha-Kund_innen im AMS, sind es nun Betroffenen aus der Dienstleistungsbranche: 43% der Jobsuchenden aus diesem Bereich haben gesundheitliche Probleme.

Rückfragehinweis für die Redaktion: AMS NÖ, Martina Fischlmayr: 050904 300-120;
0664/83 50517

Diese Seite wurde aktualisiert am: 28. August 2025