Vermittlung im Zeichen der Transformation
Fokus Qualifizierung - Fokus Arbeitskräftepotenzial - Kompetenzbasierte Vermittlung und Early Intervention - Pilotprojekt
AMS-Arbeitsprogramm 2024
"Das Jahr 2024 wird herausfordernd", betont AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt. "Im Jahr 2023 zeigte sich einerseits ein Rekordwert bei den Beschäftigten in Oberösterreich, nachdem sich der Arbeitsmarkt nach der Pandemie einpendelte, andererseits waren die Auswirkungen der Konjunkturschwäche in Form von steigender Arbeitslosenzahlen in unserem exportorientierten Bundesland spürbar. Die zentrale Herausforderung ist der Arbeits- und Fachkräftebedarf vor dem Hintergrund der Transformation von Wirtschaft und Berufswelt. Unser aktuelles Arbeitsprogramm setzt hier langfristige Schwerpunkte in den Bereichen Beratung und Vermittlung."
Fokus Qualifizierung
Das Förderbudget des AMS OÖ umfasst heuer € 160,9 Mio. Zentrales Ziel ist die Arbeitsaufnahme möglichst vieler jobsuchender Personen. Neben den allgemeinen Services gibt es Spezialangebote, die sich an verschiedene Zielgruppen richten, z.B. Jugendliche und junge Erwachsene, Frauen, potenzielle Fachkräfte u.v.a.m.
Klassische Fachkräfteausbildungen, überbetriebliche Lehrausbildungen oder zielgruppenspezifische Angebote, wie beispielsweise Frauen in Technik, zeigen Chancen und Möglichkeiten für den Einstieg in gut bezahlte Branchen auf.
Jobs im Niedriglohnsektor, eine hohe Teilzeitquote, die mit Betreuungspflichten (Kinder oder Pflege) oder gesundheitlichen Einschränkungen zusammenhängen kann, stellen ein langfristiges Risiko für das Lebenseinkommen dar. Ausbildungsinitiativen und Qualifizierungsmaßnahmen können dem entgegenwirken.
Zu den fachlichen Ausbildungsschwerpunkten des AMS OÖ zählen heuer neben Digitalisierung und Pflege der Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. Unter Nutzung von Budgetmitteln des JTF (Just Transition Fund) startet das Wirtschaftsressort des Landes in Kooperation mit dem AMS OÖ die Ökotechakademie (ein Ausbildungszentrum für Energietechnik / Elektronik / Alternative Antriebe in Vöcklabruck) und eine Elektropraktiker_innenausbildung in Wels.
Diese zukunftsweisenden Themen finden auch Eingang im 'OÖ. Pakt für Arbeit & Qualifizierung'. WIFO-Experte Dr. Peter Huber wird nach Analyse des Programms Vorschläge für eine Weiterentwicklung beisteuern und Denkanstöße – angepasst an die Dynamik des Arbeitsmarktes – für die Neuausrichtung der Schwerpunktsetzung liefern.
Fokus Arbeitskräftepotenzial
Jobbörsen (in Präsenz und online) haben sich als fixes Angebot im Dienstleistungs-Portfolio des AMS etabliert. Mit den Online-Jobbörsen (AMS360) hat das AMS OÖ eine virtuelle Plattform entwickelt, die Firmenkund_innen und Arbeitsuchenden gleichermaßen die Möglichkeit zum Austausch bietet.
Damit die Integration geflüchteter Personen am Arbeitsmarkt gelingen kann setzt das AMS OÖ auf rasche und fokussierte Betreuung. Deutschkurse sind dabei zentraler Bestandteil. "Wir haben ein gutes Paket, Oberösterreich weist (im Bundesländervergleich) eine sehr hohe Beschäftigungs- bzw. Erwerbsquote bei ausländischen Personen auf", schildert Schmidt. "Wir unterstützen Personen beim Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen. In sozialökonomischen Betrieben können Jobsuchende das Arbeitsleben kennenlernen und erste Erfahrungen sammeln."
Vom AMS OÖ gesetzte Maßnahmen, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern, haben Erfolg gezeigt. 2021 waren 11.805 Personen von dieser betroffen, 2023 hat sich diese Zahl mit 6.209 Personen fast halbiert. "Eine erfreuliche Entwicklung in Oberösterreich, allerdings gilt es weiterhin präventive Maßnahmen zu setzen, damit Personen schon davor am Arbeitsmarkt Fuß fassen können", betont Schmidt.
Oberösterreichs Betriebe stehen in Folge der demografischen Entwicklung im Wettbewerb, regions- und branchenübergreifend, national und international. Größere Betriebe können Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Fachkräften im eigenen Unternehmen schaffen, kleinere und mittelgroße Firmen haben diese Ressourcen oftmals nicht in diesem Ausmaß.
Das Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen wird eine zentrale Herausforderung bleiben. Durch einen verzögerten Berufseintritt (schulische und akademische Ausbildungen) und Frühpensionierungen fehlen in Oberösterreich 13.000 Arbeitskräfte.
Kompetenzbasierte Vermittlung und Early Intervention
Das AMS OÖ setzt als Reaktion auf den Arbeitskräftebedarf auf 'Early Intervention': Bereits am ersten Tag der Arbeitslosigkeit erhalten unsere Kund_innen nach Möglichkeit Stellenvorschläge oder Angebote zu einer Berufsorientierung.
Bei Beratung und Vermittlung zeichnen sich aktuell tiefgreifende Veränderungen ab: "Das AMS OÖ verfolgt eine neue Herangehensweise", erläutert Schmidt. "Jede Person trägt ein Bündel von Fähigkeiten und Fertigkeiten mit sich, daher gilt es bei Stellenbesetzungen den Blick auf die für die offenen Stellen benötigten Kompetenzen zu richten. Wenn man genau analysiert, welche Kompetenzen erforderlich sind – und welche nicht –, erweitert sich das Angebot an Arbeitskräften – möglicherweise auch innerhalb der eigenen Belegschaft."
Um den Erfolg des Kompetenzmatchings zu gewährleisten, werden neben den Jobsuchenden auch die Unternehmen aktiv in die konkrete Umsetzung einbezogen. Prozessübergreifende Beratungen (beteiligt sind Spezialist_innen vom Service für Unternehmen sowie von der Arbeitsmarktförderung und der Impulsberatung) zeigen den Unternehmen den konkreten Bedarf an Fachwissen und Kompetenzen für den jeweiligen Arbeitsplatz – unabhängig von vermeintlich notwendigen Formalabschlüssen.
Pilotprojekt
Unter dem Titel 'Arbeitsplatz-analysierte Vermittlung im Zeichen der Transformation' initiierte das AMS OÖ ein Projekt, das Personen und Unternehmen gleichermaßen auf dem Weg in Richtung kompetenzbasierte Vermittlung unterstützt. "Mit dem Fokus auf die beiden Branchen Kunststoff und Abfallbeseitigung wollen wir mittels interdisziplinärer Beratungen durch Mitarbeiter_innen aus den Bereichen Service für Unternehmen, Service für Arbeitskräfte und Arbeitsmarktförderung Arbeitsplätze schrittweise dekonstruieren und nach erforderlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten analysieren, da mit diesem Zugang auch bisher ungenützte Potenziale im Bereich der arbeitslos vorgemerkten Personen angesprochen werden", erläutert Markus Litzlbauer, stv. AMS-Landesgeschäftsführer. "Daraus abgeleitet erwarten wir uns passgenaue Vermittlungen, arbeitsplatznahe Qualifizierungen und nachhaltige Beschäftigungsaufnahmen. Das sind schließlich auch die klassischen Aufgaben des AMS OÖ."
"Für Unternehmen bieten wir individuell angepasste Beratungsgespräche an", berichtet Litzlbauer. "Gemeinsam mit Expert_innen und dem Unternehmen selbst werden Potenziale und Verbesserungen im gesamten betrieblichen Umfeld identifiziert und konkrete Lösungsansätze erarbeitet und umgesetzt. In der Workshop-Reihe 'Personalwesen #weiter denken' wird Unternehmen zu Themen im Bereich Personalwesen und Qualifizierung von Mitarbeiter_innen die Möglichkeit geboten, sich untereinander und zum Teil auch mit externen Expert_innen und den Expert_innen des AMS auszutauschen."
Diese Seite wurde aktualisiert am: 08. Februar 2024