New Digital Skills sind zentraler Erfolgsfaktor am Arbeitsmarkt

Mit 125 Unternehmen aus den größten Branchen die Herausforderungen am Arbeitsmarkt analysiert – Ergebnisbericht zeigt die neun wichtigsten Trends.


  • Veröffentlicht 27.11.2019
  • Bundesland Österreichweit

Von links: AMS Vorstand Johannes Kopf, Moderatorin Corinna Milborn, Thomas Mayr (Iibw), Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (V)

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Die fortschreitende Digitalisierung verändert sämtliche Lebensbereiche, auch den Arbeitsmarkt. Damit verändern sich auch die Anforderungen der Unternehmen an die Beschäftigten. Das Arbeitsmarktservice (AMS) setzte 2019 im Rahmen der Projektreihe „Standing Committee für New Skills“ einen eigenen Schwerpunkt zum Thema Digitalisierung: “New Digital Skills“. Gemeinsam mit den Forschungsabteilungen, Führungskräften, Personalentwicklern und -verantwortlichen großer und mittlerer Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Handel, Bau und Bauökologie, Produktion sowie Büro und Verwaltung wurden die Veränderungen am Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund der Digitalisierung untersucht. Die entscheidende Frage lautete: „Welche Kompetenzen werden benötigt, um diese Herausforderungen zu meistern?“ Insgesamt haben 125 Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Ausbildungs- und Sozialpartnereinrichtungen das Thema analysiert. „Die Ergebnisse liegen nun vor, fließen in die Weiterbildungsangebote des AMS ein, werden den Unternehmen für ihre betrieblichen Weiterbildungen zur Verfügung gestellt und sollen auch als Input für das Bildungssystem und die Politik verstanden werden“, erklärte Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich.

IT-Grundverständnis und fachliches sowie IT-Know-how gefragt

Die zentralen Auswirkungen der Digitalisierung sind Transformation und eine höhere Geschwindigkeit. Es geht nicht nur darum einzelne Tools zu beherrschen, schon morgen gibt es eine neue Version oder ein anderes Produkt. Ein digitales Grundverständnis ist die Basis für eine gelungene Transformation, denn nur wer versteht, wie „das Ding“ funktioniert, kann es auch umfassend nutzen. Digitale Tools sind bislang stark textbasiert, durch ihren vermehrten Einsatz sind viel stärker als früher Lese- und Schreibkompetenz vorausgesetzt. Darüberhinaus ist natürlich IT-Fachkompetenz in allen ihren Variationen heute und in Zukunft gefragter denn je.

Wissen über Datenschutz und Datenverwertung 

Daten sind das neue Gold der digitalen Welt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Branchen benötigen ein gewisses Maß an Wissen über Datenschutz und Datenverwertung. Vom Verkäufer, der über Datennutzung im Kundenbindungsprogramm informiert über die Social Media Spezialistin, die spezielle Zielgruppen für ein Hotel ansprechen will. Auf Spezialistenebene sind Expertinnen und Experten für Data Science und Data Analytics mit analytischen Fähigkeiten und Prozesswissen stark gefragt.

Aus- und Weiterbildung als Schlüssel

Die Digitalisierung verändert Berufe und Fähigkeiten, verändert Prozesse, Workflows und Tätigkeitsprofile. Klassische Sekretariatstätigkeiten haben sich in Assistenzaufgaben verwandelt, Rezeptionistinnen und Rezeptionisten machen auch Social Media Betreuung und Instandhaltungstechniker/innen müssen Grundlagen des Programmierens beherrschen. Digitalisierung macht daher laufende Aus-und Weiterbildung notwendig.

Tätigkeiten ändern sich – Kompetenzprofile schärfen sich

„Digitalisierung braucht nicht nur technisches KnowHow – das wurde viel zu lang in den Unternehmen gedacht. Viele Beispiele zeigen, dass durch digitale Neuerungen veränderte „analoge“ Fähigkeiten gebraucht werden“, so Johannes Kopf. Die Anforderungen an die Kern-Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich durch die Digitalisierung nicht verändert. Im Gegenteil, die Digitalisierung verstärkt den Bedarf an Fachkompetenzen, anstatt sie zu ersetzen. Die Kombination von Fachwissen, Prozesswissen und „Hausverstand“ wird durch die kollaborative Arbeit mit digitalen Tools immer wichtiger. Innovative Dienstleistungen, vielschichtige Geschäftsmodelle und komplexe Kommunikationskanäle führen zu einer Ausdifferenzierung und Schärfung von Kompetenzprofilen.

Soziale und methodische Kompetenzen werden immer wichtiger

Digitalisierung kann vieles erleichtern, beim Umgang damit sind aber menschliche Qualitäten wie soziale oder methodische Kompetenzen gefragt. Der Geschwindigkeit und Veränderung, mit der die Digitalisierung die Arbeitswelt transformiert, kann nur mit Offenheit und Lernbereitschaft begegnet werden. Durch die neuen Strukturen ist mehr Kommunikationskompetenz gefragt. „Digitale Etikette“ wird genauso wichtig, wie die Gestaltung der Informationsflüsse und Projektabläufe. Interdisziplinäre Teams machen interdisziplinäres Denken und Prozessverständnis notwendig.

Digitalisierung als Werkzeug und Ergänzung

Digitalisierung kann nur funktionieren, wenn sie einen Mehrwert schafft. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden digitale Tools und Systeme nur produktiv einsetzen können, wenn sie ihnen auch einen Nutzen bringen. Und idealerweise machen digitale Werkzeuge Ressourcen frei, damit sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre Kernkompetenzen – von der Verkaufsberatung bis zum Schalungsbau – konzentrieren können.

Digitalisierung verändert Strukturen und Prozesse

„Eine andere Unternehmenskultur ist nötig!“, waren sich die Unternehmen einig. Die Dynamik der Digitalisierung muss auf die Organisation sowie auf deren Prozesse und Abläufe übertragen werden. Traditionelle Strukturen werden von temporären Projektteams abgelöst, deren Mitglieder aus den unterschiedlichen Hierarchien und Fachabteilungen kommen. Möglich machen diese neuen Arbeitsweisen digitale Tools, die virtuelle Teams und gemeinsames Daten- und Wissensmanagement ebenso meistern wie flexible Arbeitsplätze und Telearbeit.

Ohne digitale Gesamtstrategie geht’s nicht mehr

Das heißt Digitalisierung ist ein wesentliches Thema für Führungskräfte. Digitalisierung heißt nicht, nur ein paar Tools einzukaufen. Ohne eine Gesamtstrategie, die auf die Transformation und Adaption der Prozesse abzielt, werden Geschäftsmodelle nicht aufgehen, teure Investitionen verwaisen und vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nicht mitziehen. Wer an den Bedürfnissen, Kompetenzen und Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorbeidigitalisiert, dessen Bemühungen werden ins Leere gehen.

Digitales Lernen als Chance

Mit digitalen Tools und Systemen kann Lernen und Wissenstransfer unterstützt werden. E-Learning, Blended Learning, Microlearning, Virtual Reality, Augmented Reality, Webinare etc. sind nur einige der möglichen Konzepte und Technologien. An verschiedene Zielgruppen angepasst, kann ihr Potential einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung liefern.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 11. März 2020