Sommersaison bringt Vollbeschäftigung
Die Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen hat voll auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Im Juli erreichte die Meldung offener Stellen Spitzenwerte, stößt aber besonders im Tourismus auf ein nahezu ausgetrocknetes Fachkräfteangebot. Mit der Aktion Sprungbrett sollen in Salzburg fast 1.400 Langzeitbeschäftigungslose in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Mit 10.213 Personen, die Ende Juli arbeitslos vorgemerkt waren, befindet sich der Salzburger Arbeitsmarkt praktisch wieder auf Vorkrisenniveau. Vor zwei Jahren gab es lediglich um 199 Arbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit um 5.990 Personen gesunken, das ist ein Minus von 37,0 Prozent und der österreichweit stärkste Rückgang (bundesweiter Schnitt: -26,4%).
Rechnet man die 2.085 Personen dazu, die Ende Juli an Schulungs- und Ausbildungsaktivitäten des AMS teilnahmen, dann sind aktuell 12.298 Menschen ohne Job. Gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres ist das ein Rückgang um 31,3 Prozent. Auch dieser Wert bedeutet das stärkste Minus bundesweit (Österreich: -20,5%).
Bei der unselbständigen Beschäftigung wird für Salzburg ein Zuwachs um 2,2 Prozent auf rund 268.000 Beschäftigungsverhältnisse erwartet (exakte Daten liegen erst zur Monatsmitte vor). Daraus ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. Das ist bundesweit die zweitniedrigste Rate knapp hinter Tirol (Österreich: 6,7%, jeweils nach nationaler Berechnungsmethode) und bedeutet nach gängiger Betrachtung Vollbeschäftigung. Dies auch angesichts der aktuell weniger als tausend Beschäftigten in Kurzarbeit, wie die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, Christa Schweinberger, betont.
Tourismusarbeitslosigkeit schon unter Vorkrisenniveau
Den mit Abstand stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnet das Hotel- und Gastgewerbe mit einer Verringerung um 59,9 Prozent bzw. minus 1.899 Personen auf derzeit 1.272 Betroffene. Das ist auch gegenüber dem Vorkrisenniveau vom Juli 2019 ein Minus von 11,1 Prozent.
Ebenfalls stark rückläufig sind mit minus 49,1 Prozent im Vorjahresvergleich (-7,4% im Vergleich zum Juli 2019) die Arbeitslosenzahlen im Verkehrswesen, sowie mit minus 35,0 Prozent bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Hier wird die Arbeitskräfteüberlassung erfasst, wo mit einem Minus von 40,6 Prozent bzw. minus 8,5 Prozent die Arbeitslosigkeit sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch gegenüber 2019 gesunken ist.
Nur geringe Unterschiede zeigt die Arbeitsmarktstatistik nach Geschlecht: Aktuell sind 5.054 Frauen und 5.159 Männer ohne Arbeit, wobei der Rückgang bei Männern mit minus 39,0 Prozent etwas stärker ausgefallen ist als bei Frauen mit minus 34,8 Prozent.
Deutlich zurückgegangen ist die Jugendarbeitslosigkeit. Ende Juli waren 1.225 Personen unter 25 Jahre ohne Arbeit. Damit hat sich die Arbeitslosigkeit junger Arbeitskräfte im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert (-47,7%) und liegt auch um 6,3 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Nicht ganz so stark gesunken ist die Altersarbeitslosigkeit. Die Zahl arbeitsloser Arbeitskräfte ab 50 Jahre war zwar um 25,9 Prozent auf 3.355 Betroffene rückläufig, liegt aber noch um 3,7 Prozent über dem Vorkrisenniveau.
Dazu beigetragen hat auch die Langzeitarbeitslosigkeit, die verstärkt Ältere trifft. Die Zahl der seit mehr als einem Jahr arbeitslosen Personen ist um 42,6 Prozent im Vorjahresvergleich und um 74,6 Prozent gegenüber 2019 auf 1.966 Betroffene gestiegen. Trotz dieser aktuell noch hohen Werte hat sich der Zuwachs abgeschwächt. In den vergangenen Monaten waren die Zuwächse noch deutlich höher, erstmals ist in diesem Jahr die Zahl der Langzeitarbeitslosen unter die Zweitausendermarke gesunken.
Die Bezirksstatistik zeigt die deutlichsten Rückgänge in den Tourismusregionen: Im Lungau ist die Arbeitslosigkeit mit minus 51,7 Prozent auf 168 Personen am stärksten gesunken, gefolgt vom Pongau (-49,6% auf 1.110 Personen) und dem Pinzgau (-43,5% auf 1.051 Personen). Unter dem Landesschnitt war die Arbeitslosigkeit in der Stadt Salzburg (-34,2% auf 4.513 Personen), im Tennengau (-33,6% auf 1.019 Personen) und im Flachgau (-30,7% auf 2.352 Personen) rückläufig.
Massiver Anstieg beim Stellen- und Lehrstellenangebot
Einen ganz massiven Anstieg gibt es auf dem Stellenmarkt: Die Zahl der dem AMS Salzburg zur sofortigen Besetzung gemeldeten offenen Stellen ist um 72,5 Prozent auf 9.565 gestiegen. Das ist auch im Vorkrisenvergleich ein Zuwachs um 36,8 Prozent. Der größte Teil, nämlich mehr als zweitausend, stammt aus dem Hotel- und Gastgewerbe. Bei rund 1.200 Arbeitslosen in dieser Branche kämen demnach auf eine offene Stelle nur 0,6 potenzielle Arbeitskräfte, stellt Christa Schweinberger fest: „Noch deutlicher wird der Umstand, dass der Fachkräftemarkt praktisch ausgetrocknet ist, wenn man sich die Situation bei den Köchen bzw. Köchinnen anschaut. Hier gibt es 546 offene Stellen, aber nur 111 gemeldete Fachkräfte, das Verhältnis ist also fünf zu eins.“ Etwaige Vermittlungshemmnisse bei den Arbeitslosen, wie etwa Betreuungspflichten oder gesundheitliche Einschränkungen, seien hier noch gar nicht berücksichtigt, so Schweinberger.
Dabei wird der Fachkräftemangel auch in einer deutlich steigenden Ausbildungsbereitschaft der Salzburger Betriebe erkennbar. Nicht nur im Vorjahresvergleich, sondern auch im Vor-Pandemie-Vergleich sind die Lehrstellenangebote gestiegen – auf den im heurigen Jahr höchsten Wert von 1.131 sofort verfügbaren offenen Lehrstellen. Das ist ein Plus von 33,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. von 28,7 Prozent gegenüber Juli 2019.
Die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, Christa Schweinberger, appelliert an Schülerinnen und Schüler, diese Ausbildungsangebote zu nutzen: „Mit einer Lehre stehen viele Wege offen. Das Bildungssystem ist heutzutage durchlässig wie nie. Eine Lehre kann auch zur Matura oder einem Studium führen, auf der anderen Seite entscheiden sich immer mehr Maturanten und Maturantinnen für eine Lehre. Wer die Schulpflicht beendet und noch keine Lehrstelle hat, soll sich jetzt beim AMS melden.“ Das AMS Salzburg wird bis Schulbeginn seine BerufsInfoZentren (BIZ) wieder öffnen und lädt alle Interessierten ein, sich über Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten beraten zu lassen.
Aktion „Sprungbrett“ ist gestartet
Größtes Problem ist weiterhin das hohe Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit. Um der Verfestigung dieser Problematik entgegenzuwirken, startete im Juli die Umsetzung des Regierungsprogramms „Sprungbrett“. Das AMS Salzburg will mit diesem Förderprogramm bis Ende 2022 mindestens 1.390 Langzeitbeschäftigungslose in Arbeit bringen. Zielgruppe sind Personen, die länger als 365 Tage ohne Arbeit sind, wobei Unterbrechungen bis zu zwei Monate, zum Beispiel durch Schulungen oder kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse, nicht berücksichtigt werden. Bei der Programmumsetzung werden die spezifischen Problemlagen langzeitbeschäftigungsloser Frauen besonders berücksichtigt.
Im Unterschied zum herkömmlichen Fördermodell der Einstellbeihilfe geht den Maßnahmen im Rahmen von „Sprungbrett“ ein intensiver Beratungsprozess mit den Arbeitsuchenden und den potenziellen Beschäftigungsbetrieben voraus. Der Beschäftigung vorgeschaltet kann außerdem ein Arbeitstraining im Ausmaß bis zu 90 Tage sein, welches schrittweise und bedarfsgerecht auf die Anforderungen des Arbeitsplatzes vorbereitet.
Die Beschäftigungsbetriebe – privatwirtschaftliche Unternehmen, gemeinnützige oder sozialökonomische Beschäftigungsprojekte sowie gemeinnützige Arbeitskräfteüberlasser – erhalten je Förderfall eine in der Dauer und Höhe individuelle Beihilfe. Angestrebt ist im Schnitt eine 50-prozentige Übernahme der Lohn- und Lohnnebenkosten bis zur Maximaldauer von einem Jahr.
AMS-Vize Christa Schweinberger rechnet damit, dass es in wenigen Wochen bereits erste Erfolgszahlen bei Personen, die nicht nur langzeitarbeitslos, sondern auch älter oder gesundheitlich beeinträchtigt sind, geben wird: „Wir hoffen jetzt, dass der Aufschwung nicht wieder durch weitere Pandemiewellen zum Erliegen kommt, denn auch davon wird es abhängen, wie viele von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene wieder nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert werden können.“
Diese Seite wurde aktualisiert am: 02. August 2021