Der Pongauer Arbeitsmarkt im ersten Halbjahr 2025: Anstieg der Arbeitslosigkeit, weniger offene Stellen

Der Pongau verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Rückgang an offenen Stellen.


  • Veröffentlicht 15.07.2025
  • Bundesland Salzburg

Im Arbeitsmarktbezirk Pongau sind im Durchschnitt des ersten Halbjahres 1.955 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet einen Anstieg um 131 Personen bzw. 7,2 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr des Vorjahres. Die Zahl der arbeitslosen Frauen steigt um 5,9 Prozent auf 821 Menschen, während die Zahl der Männer* um 8,1 Prozent auf 1.134 Personen zunimmt. 

Die Zahl der unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse sinkt im ersten Halbjahr 2025 um 0,2 Prozent auf 38.261 im Vergleich zum Beobachtungszeitraum des Vorjahres, berichtet Thomas Burgstaller, Leiter des Arbeitsmarktservice Bischofshofen.

Dies ergibt für das erste Halbjahr 2025 eine Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent, was einem Anstieg von 0,3 Prozentpunkten entspricht. „Im Bundesland Salzburg die Arbeitslosenquote im ersten Halbjahr 4,6 Prozent (+0,5%). 5,2 Prozent betrug die Arbeitslosenquote im ersten Halbjahr 2019, also vor Corona, im ersten Halbjahr 2023 - nach Corona - wo eine unglaubliche Nachfrage nach Arbeitskräften bestand, lag sie im Pongau bei 4,1 Prozent“, so Thomas Burgstaller.  

406 Männer und Frauen befanden sich in Aus- und Weiterbildung während der Zeit der Arbeitssuche, ein Plus von 7,5 Prozent. Somit sprechen wir von 2.361 Personen (arbeitslos und in Schulung), die sich im ersten Halbjahr durchschnittlich auf Arbeitssuche befanden.

Rückläufig bleibt die Anzahl der sofort verfügbaren, offenen Stellen im Bezirk. „Mit einem Rückgang um 14,7 Prozent liegt der Pongau knapp unter dem Landesdurchschnitt von 17,2 Prozent.

Arbeitslosigkeit nach Wirtschaftszweigen

Die Arbeitslosigkeit ist in fast allen Wirtschaftszweigen gestiegen. Deutliche Zuwächse gibt es in der „Herstellung von Waren“ mit 39,0 Prozent auf 169 Arbeitsuchende, im Handel mit 13,8 Prozent auf 195 Männer* und Frauen und in der Branche „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ mit 16,1 Prozent auf 140 arbeitslose Menschen (hier ist vor allem die Arbeitskräfteüberlassung mit einem Anstieg von 26,6 Prozent betroffen). In der „Beherbergung und Gastronomie“ gibt es einen moderaten Zuwachs von 4,7 Prozent auf 652 Personen.

Der Bau ist im ersten Halbjahr die einzige Branche im Pongau mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 1,2 Prozent auf 324 Arbeitslose, im Gesundheits- und Sozialwesen liegt die Arbeitslosigkeit beim Vorjahreswert, nämlich bei 66 Betroffenen.  

Arbeitslosigkeit nach personenbezogenen Merkmalen

Im 1. Halbjahr sind durchschnittlich 821 Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen, das ist ein Plus von 5,9 Prozent bzw. 46, während die Zahl der Männer* um 8,1 Prozent bzw. 85 auf 1.134 Betroffene zunimmt. Auch in allen Alterskohorten nimmt die Arbeitslosigkeit zu, durchschnittlich waren 247 Jugendliche bzw. junge Erwachsene unter 25 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen, ein Anstieg von 7,4 Prozent, bei Menschen im Alter über 50 Jahren stieg die Betroffenheit um 12,7 Prozent auf 620 Männer und Frauen, in der Kohorte zwischen 25 und 49 Jahren ein Durchschnitts-Bestand von 1.088 Betroffenen, ein Wachstum um 4,2 Prozent bzw. 44 Personen.

Bei ausländischen Staatsangehörigen stieg die Arbeitslosigkeit um 5,8 Prozent auf 882 Personen geringer als bei Inländer_innen, die mit einer Zuwachsrate von 8,3 Prozent auf 1.088 anstieg. 

Der Anteil der Personen ohne Bildungsabschluss (796 Männer* und Frauen)beträgt rund 41 Prozent und stellt die größte Gruppe in der Arbeitslosigkeit dar. Thomas Burgstaller untermauert die Vorhaben des AMS Bischofshofen zur Verbesserung des Bildungsstatus für Menschen ohne Ausbildung: Neben Basis-Qualifizierung gilt es, diese Menschen schrittweise an die Fachkräfteausbildung heranzuführen, dazu stehen vielfältige Förderangebote direkt im Unternehmen, von der „Lehre 18plus“, über die „AQUA“ (Arbeitsplatznahe Qualifizierung), bis zum Lehrabschluss im II. Bildungsweg in institutioneller Form in den vom AMS beauftragten Bildungseinrichtungen zur Verfügung. „Aber all dies benötigt die heimische Wirtschaft als Partner, die ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung stell“, appelliert Thomas Burgstaller an die Unternehmerschaft.

Mit den Fach-Expert_innen im BerufsinfoZentrum berät das AMSr ergänzend Interessierte über Berufe und Berufsbilder, Aus- und Weiterbildung, Lehre, Studium sowie Berufsaussichten. 

406 Männer* und Frauen absolvieren Aus- und Weiterbildung während der Phase der Arbeitssuche, das ist ein Plus von 7,5 Prozent bzw. 28 Personen. 167 Personen (rund 42 Prozent) darunter absolvieren gerade eine Fachkräfteausbildung, wie das Pflegstipendium, das Fachkräftestipendium oder die Lehre 18Plus.

Dynamik am Arbeitsmarkt

4.770 Zugänge in die Arbeitslosigkeit (+0,7 Prozent) stehen 4.393** Abgängen (+0, 2 Prozent) in Beschäftigung gegenüber, mit einer durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit von 65 Tagen (+2). Dies entspricht einer Arbeitsaufnahmequote von 72 Prozent.

Langzeitbeschäftigungslosigkeit 

Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt: Die Zahl der Personen, die seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung sind, stieg um 17,1 Prozent, was einem Zuwachs von 24 Personen entspricht. Damit sind nun 160 Personen langzeitbeschäftigungslos gemeldet. Für Thomas Burgstaller unterstreicht dieser Anstieg die Herausforderungen in der Integration von Menschen bei langer Arbeitslosigkeit, insbesondere bei abgeschwächter Arbeitskräftenachfrage, da die Kombination „gesundheitliche Einschränkungen und höheres Alter“ die Chancen auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erheblich verringert.

Rückgang an offenen Stellen

Weiterhin rückläufig ist im ersten Halbjahr die Anzahl der sofort verfügbaren, offenen Stellen im Bezirk. Es sind durchschnittlich 1.044 offene Stellen beim AMS Bischofshofen gemeldet, was einem Wegfall von 180 Stellen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 entspricht.

Seit Jahresbeginn wurden trotz der Konjunkturschwäche 3.720 neue offene Stellen beim AMS Bischofshofen gemeldet, ein leichtes Plus von 2,1 Prozent. „3.505 gemeldete Stellen konnten im ersten Halbjahr mit passenden Arbeitskräften besetzt werden“, stellt Thomas Burgstaller fest: „Da sind wir nahe dem Vorjahresniveau.“

Durch weiteren Ausbau der Betriebskontakte – Beratungen vor Ort in Unternehmen soll die Zahl der Stelleneingänge- und Besetzungen im zweiten Halbjahr ausgebaut bzw. wieder auf das Niveau der Vorjahre gebracht werden. Seit Jahresbeginn erfolgten knapp 500 Betriebskontakte durch das „Service für Unternehmen“ des AMS Bischofshofen.  

Markant ist der deutliche Rückgang an Stellenmeldungen aus der Beherbergung und Gastronomie mit minus 38,2 Prozent bzw.129 Stellen weniger auf 208 zu besetzende Stellen im Bestand. In der Nachfrage nach Arbeitskräften gingen rund 200 Stellen weniger aus der Branche beim AMS Bischofshofen ein.

Neben der konjunkturellen Lage wirken auch die Faktoren der Bautätigkeiten auf der A10 und des Tauerntunnels im Gasteinertal ein und belasten den Arbeitsmarkt im Tourismus, so der Tenor aus der Branche, der mit 16 Prozent aller unselbständigen Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Region ist.

Lehrstellenmarkt

„Neben der persönlichen Bildungs- und Berufsberatung setzen wir im BerufsInfoZentrum des AMS Bischofshofen einen Schwerpunkt in der Berufsorientierung für Schüler_innen, unterstützt durch zielgerichtete Interessenstestungen und branchenbezogene Berufs-Info-Veranstaltungen im Zusammenspiel mit den Schulen und der Wirtschaftskammer Pongau, um die richtige Berufswahl zu unterstützen“, berichtet Thomas Burgstaller mit Blick auf die Lehrstellensituation im Bezirk. „Das Engagement aller Beteiligten ist ein wichtiger Hebel für die Fachkräftesicherung von morgen."

Die Daten zeigen im ersten Halbjahr des Jahres einen Rückgang der sofort zu besetzenden Lehrstellen um 15,4 Prozent auf 163 Ausbildungsplätze und einem identen Wert zum Vorjahresvergleich von 20 (+/-0) sofort verfügbaren lehrstellensuchenden Jugendlichen.(Die Zahl der lehrstellensuchen Jugendlichen ist nur ein Ausschnitt zur Gesamtzahl der Suchenden im Bezirk, da sich nicht alle lehrstellensuchenden Jugendlichen auch beim AMS beraten bzw. vormerken lassen).

„Wir bieten auch den Eltern mit unserem BerufsInfoZentrum die Möglichkeit, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um ihre Kinder bei der Berufswahl bestmöglich zu unterstützen. Nutzen Sie unser Angebot, um Ihren Kindern eine solide Orientierung und wertvolle Unterstützung bei einem der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens zu bieten“ empfiehlt Thomas Burgstaller vom AMS.

Auszug aus der Österreichweiten WIFO-Prognose

Das WIFO erwartet für das heurige Jahr 2025 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung der Arbeitslosenquote in Österreich. Die Zahl der unselbstständig Aktivbeschäftigten dürfte ansteigen, aber auch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit wird gerechnet. 

Sonderblick auf den Tourismus: Im Bereich der Beherbergung und Gastronomie, einem zentralen Pfeiler des Tourismus, trübt sich die Stimmung laut Prognose ein. Dies deutet auf mögliche Auswirkungen auf die Beschäftigung in diesem wichtigen Wirtschaftszweig hin.

Eine Entspannung wird erst mit der erwarteten Konjunkturerholung im Jahr 2026 erwartet, wobei die Entwicklung in touristischen Branchen weiterhin aufmerksam zu verfolgen sein wird. 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 15. Juli 2025