Corona-Jahr 2020: 131.000 Personen waren von Arbeitslosigkeit betroffen

In der Zusammenfassung des Jahres 2020 ist noch einmal festzustellen, dass die Corona-Pandemie mit voller Wucht am steirischen Arbeitsmarkt eingeschlagen und für eine beispiellose Krise gesorgt hat: 131.000 Steierinnen und Steirer waren mindestens einmal im Laufe des Jahres beim AMS als arbeitslos vorgemerkt. Im Schnitt kletterte die Arbeitslosigkeit rasant um fast 14.000 Personen oder 40 Prozent auf rund 48.000 Personen. Das AMS Steiermark hat sich als besonders krisenfeste Organisation erwiesen und enorm flexibel und engagiert auf die Herausforderungen reagiert.


  • Veröffentlicht 07.01.2021
  • Bundesland Steiermark

„Das Jahr 2020 geht als Ausnahmejahr in die Annalen des Arbeitsmarktservice Steiermark ein, noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg waren wir mit einer so schweren Krise konfrontiert“, resümiert der Landesgeschäftsführer des AMS Steiermark, Karl-Heinz Snobe, das gerade abgelaufene „Corona-Jahr“ 2020. „Die weltweite Coronakrise schlug Mitte März mit voller Wucht am grün-weißen Arbeitsmarkt ein und führt seitdem zu heftigen Verwerfungen, mit deren Aufarbeitung wir uns sicherlich noch sehr lange beschäftigen werden müssen.“

Insgesamt waren im Jahr 2020 131.060 Steirerinnen und Steirer mindestens einen Tag lang von Arbeitslosigkeit betroffen (+13,6 Prozent im Vergleich zu 2019). Im Durchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit überaus deutlich um 13.873 oder 40,8 Prozent auf 47.911 Personen, einschließlich der 6900 Schulungsteilnehmer_innen waren damit im Schnitt 54.810 Personen ohne Job (+32,0 Prozent). Mit durchschnittlich 520.971 unselbständig Beschäftigten verzeichnete die Steiermark laut vorläufigen Daten im Jahr 2020 dank der Kurzarbeit einen moderaten Rückgang (-2,0 Prozent). Das führt zu einer vorläufigen Arbeitslosenquote von 8,4 Prozent (2019: 6,0 Prozent). Das AMS wurde von den Unternehmen mit der Besetzung von 60.852 offenen Stellen und Lehrstellen beauftragt, im Schnitt waren es 9298 offene Stellen (-1630, -14,9 Prozent).

Historischer Höchststand zu Ostern

66.970 Betroffene betrug aufgrund des ersten vollständigen Corona-Lockdowns der historische Höchststand der Arbeitslosigkeit in der Steiermark am Ostermontag Mitte April, dazu kamen 6870 Schulungsteilnehmer_innen. Dem vorangegangen war ein explosionsartiger Anstieg binnen weniger Tage: 26.691 Personen meldeten sich alleine in den beiden letzten März-Wochen als arbeitslos, von 37.307 betroffenen Personen am 15. März schnellte die Zahl auf 63.988 Arbeitslose Ende März. Dennoch gelang es, pünktlich alle Geldleistungen zur Existenzsicherung auszuzahlen. Fast 50.000 Anrufversuche registrierte die ServiceLine, das Inhouse-Callcenter des AMS, alleine am ersten Tag des 1. Lockdowns (16. März 2020). Das Anrufvolumen hat sich seitdem spürbar erhöht, hinzu kam vor allem im Frühjahr eine Flut an Mails mit Anfragen und Anträgen zur Corona-Kurzarbeitsbeihilfe. Insgesamt konnte die steirische ServiceLine 630.000 Anrufer_innen fallabschließend erledigen.

Knapp 28.000 Kurzarbeitsprojekte von mehr als 15.300 Betrieben wurden 2020 genehmigt, 155.000 Beschäftigte wurden so unterstützt. Nach Branchen kamen die meisten Betriebe aus der Gastronomie und dem Einzelhandel. Zum Vergleich: Während der Wirtschaftskrise 2008/09 gab es gerade einmal 60 Kurzarbeitsfälle. Mehr als 72.000 Abrechnungen wurden verarbeitet, über 700 Millionen Euro wurden bisher an Kurzarbeitsbeihilfe an steirische Unternehmen ausbezahlt. Zweitweise waren bis zu 200 AMS-Mitarbeiter_innen ausschließlich mit der Erfassung und Bewilligung der Begehren beschäftigt. Enttäuschend ist die geringe Inanspruchnahme der Kurzarbeit in Verbindung mit Qualifizierung der Mitarbeiter_innen. Trotz großzügiger Förderung der beruflichen Weiterbildung während der Kurzarbeit wurden gerade einmal 125 Projekte für 580 Personen in Kurzarbeit eingereicht – verwunderlich angesichts des formulierten Bedarfs an Fachqualifikationen von einigen Branchen, der sicher zunehmen wird.

„Das AMS Steiermark hat die massiven Herausforderungen in für alle belastenden Zeiten mit großem persönlichen Einsatz aller Mitarbeiter_innen bewältigt, wofür ich mich gemeinsam mit meiner Stellvertreterin Christina Lind herzlich bei diesen bedanken möchte“, sagt Snobe. Die Coronakrise hat die Strukturen und Abläufe im AMS ordentlich durcheinandergewirbelt, vor allem die Verlagerung von persönlichen Vorsprachen in den Geschäftsstellen hin zu den vorrangigen Kanälen eAMS-Konto, Mail und Telefon. „Wir konnten uns als krisenfeste Organisation beweisen und wir bekommen dafür Dank von unserer Kundschaft“, freut sich der steirische AMS-Chef.

Vermittlung und Qualifizierung

Von einer deutlichen Entspannung, einem „Normalzustand“, ist der steirische Arbeitsmarkt für Karl-Heinz Snobe jedoch noch weit entfernt. „Neben der Sicherstellung der Gesundheit und Sicherheit aller Mitarbeiter_innen und der essentiellen Aufgabe der Existenzsicherung der Betroffenen sind es vier Schwerpunkte, die das AMS Steiermark im neuen Jahr intensiv beschäftigen werden: Kurzarbeit, Vermittlung und Qualifizierung sowie Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit“.

„Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen liegt unser Fokus weiter auf der passgenauen Vermittlung von Arbeitsuchenden an die Unternehmen. Zudem wollen wir arbeitslosen Personen attraktive Angebote zur Aus- und Weiterbildung nahelegen, um die Zeit der Krise sinnvoll zur Qualifizierung zu nützen. Im Rahmen der bundesweiten Corona-Joboffensive ergeben sich 13.000 zusätzliche Ausbildungsplätze für Zukunftsbranchen wie Pflege, Umwelt, IT, Handwerk und Technik. Schließlich gilt es, Langzeitarbeitslose sowie Personengruppen, die sich etwa aufgrund von Alter, gesundheitlichen Einschränkungen, Migrationshintergrund oder fehlender Qualifikation schwerer am Arbeitsmarkt tun, bestmöglich zu unterstützen“, betont Snobe. „Es gibt also viel zu tun, das auf das Ausnahmejahr 2020 folgende Jahr 2021 wird mit Sicherheit nicht viel leichter werden“.

 

Arbeitsmarkt Steiermark - Bilanz 2020

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Diese Seite wurde aktualisiert am: 07. Januar 2021