Steirische AMS-Spitze rechnet 2023 mit etwas mehr Arbeitslosen

Im Jahresdurchschnitt werden 2022 geschätzt 30.200 Personen als arbeitslos beim AMS Steiermark gemeldet sein, ein erheblicher Rückgang zum Vorjahreswert von 37.179 Personen. Für 2023 geht das AMS jedoch wieder von einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit von im Schnitt 1300 Menschen aus, betonte die Landesgeschäftsführung, Karl-Heinz Snobe und Christina Lind, am Montag, 05. Dezember 2022, bei einer Pressekonferenz in Graz.


  • Veröffentlicht 05.12.2022
  • Bundesland Steiermark

Das AMS Steiermark kann auf ein außergewöhnliches Jahr 2022 am Arbeitsmarkt zurückblicken: Im Jahresdurchschnitt werden heuer geschätzt 30.200 Personen als arbeitslos beim AMS vorgemerkt sein, ein markantes Minus gegenüber dem Vorjahreswert von 37.179 Personen (-19 Prozent). Im „Corona-Jahr“ 2020 lag das Niveau noch bei 47.911 Menschen, 2019 bei 34.038. 7700 Personen werden sich im Schnitt in einer Schulung befinden. Drei bemerkenswerte Fakten illustrieren die jüngste Entwicklung: Die Arbeitslosigkeit in der Steiermark befand sich im Jänner 2022 mit 40.568 Personen auf dem niedrigsten Stand seit 1991, die Arbeitslosenquote lag Ende Oktober mit 4,7 Prozent auf dem tiefsten Wert seit 37 Jahren. In einigen steirischen Arbeitsmarktbezirken lag die Arbeitslosenquote heuer beständig um oder unter 4,0 Prozent, das bedeutet Vollbeschäftigung.

Das nur durch Corona unterbrochene moderate Wachstum bei der Beschäftigung wird sich indes heuer fortsetzen – geschätzt werden im Schnitt 545.600 Personen in unserem Bundesland unselbständig beschäftigt sein, nach 533.147 im Vorjahr. Die geschätzte Arbeitslosenquote dürfte in diesem Jahr bei gerade einmal 5,2 Prozent liegen. Der weiter sinkenden Arbeitslosigkeit stand heuer die rekordverdächtig hohe Personalnachfrage der Wirtschaft gegenüber: 79.425 offene Stellen wurden bis dato (Jänner bis November) seitens der Betriebe dem AMS gemeldet. Pro Monat kamen dabei jeweils zwischen 6000 und 9000 neue Vakanzen hinzu, der Höchstwert an neuen offenen Stellen lag im März bei 9185. Nach Branchen wurde das stärkste Plus bei den Zugängen gegenüber dem Vorjahr verzeichnet im Bereich Öffentlicher Dienst, Unterricht und Soziales.

Wandel am steirischen Arbeitsmarkt

„Wir erlebten heuer einen Umbruch, eine echte Zeitenwende am steirischen Arbeitsmarkt – den Übergang hin zu einem Arbeitnehmer_innenmarkt“, erläutert AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe angesichts des deutlichen geringeren Arbeitskräftepotenzials bei einem gleichzeitig enorm hohen Arbeitsangebot. Die heimischen Unternehmen müssten sich auf diesen grundlegenden Wandel einstellen, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber_in möglicherweise neu ausrichten. „Wir stellen ihnen für diesen Prozess, vom AMS gefördert, erfahrene Unternehmensberater_innen zur Seite“, betont die stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführerin Christina Lind.

Pressekonferenz Snobe, Lind

Der in vielen Betrieben und Branchen zunehmend spürbare Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel bleibt folglich eine zentrale Herausforderung. Mehr als 1000 arbeitsuchende Personen wurden heuer über Stiftungen oder die Arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA) direkt im Betrieb des künftigen Dienstgebers zu neuen Fachkräften ausgebildet – gefördert von AMS und Land Steiermark.

Vom großen Bedarf nach zusätzlichen Mitarbeiter_innen profitierten indes auch Personengruppen, die ansonsten mit größeren Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sind: So waren Ende November 7762 Personen als langzeitbeschäftigungslos beim AMS vorgemerkt, um ein Drittel weniger als noch 2021 (-3277 Personen, -29,7 Prozent). Einen deutlichen Anteil daran trug auch die von der Bundesregierung initiierte Aktion Sprungbrett. Bisher wurden in der Steiermark so, etwa über mehrmonatige Lohnkostenzuschüsse an Unternehmen, rund 5500 Personen bei der Rückkehr ins Berufsleben unterstützt und wurde der Zielwert von 4951 Personen somit klar überschritten.

Prognose: 1300 arbeitslose Personen mehr

Krieg im Osten Europas, Rekordinflation, hohe Energie- und Rohstoffpreise: Mittlerweile hat sich das wirtschaftliche Umfeld doch deutlich eingetrübt, die Wirtschaftsforschungsinstitute IHS und WIFO gehen in ihren jüngsten Prognosen angesichts von multiplen Krisenherden und Unsicherheiten von einem Ende der Hochkonjunkturphase aus. Das dürfte sich 2023 auch auf den steirischen Arbeitsmarkt auswirken – die Beschäftigung wird moderat zunehmen, die Arbeitslosigkeit um im Schnitt 1300 Personen ansteigen. Snobe sagt dazu: „Vor allem Männer, ältere Personen und Personen mit Pflichtschulabschluss werden wieder stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sein. Überhaupt bleibt die demografische Struktur des jetzigen Arbeitskräftepotenzials eine zentrale Herausforderung.“

„Im kommenden Jahr wollen wir daher einen noch stärkeren Fokus auf arbeitslose Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen legen und sie bestmöglich bei der Wiederaufnahme einer Beschäftigung begleiten“, erklärt Lind. Einen weiteren Schwerpunkt der AMS-Aktivitäten im nächsten Jahr bildet die Qualifizierung künftiger Fachkräfte in Zukunftsfeldern wie Metall, Elektro, IT, Umwelt, Pflege, Gesundheit und Soziales. Vor allem die enge Kooperation mit Unternehmen über das Erfolgsmodell der arbeitsplatznahen Ausbildungen soll beim Aufbau dringend benötigten Fachpersonals unterstützen. Angesichts des Ungleichgewichts am Lehrstellenmarkt – doppelt so viele offene Lehrstellen wie Lehrstellensuchende – würden auch die Lehrausbildung nach der Matura und die Erwachsenenlehre immer wichtiger werden.

Forciert werden 2023 zudem unterschiedliche Vorhaben im Bereich der Digitalisierung – von der Weiterentwicklung der Jobsuchmaschine „Alle Jobs“ über das eAMS-Konto bis hin zur verstärkten digitalen Abwicklung von Förderungen und Beschäftigungsbewilligungen mit Unternehmen. Auch die Abhaltung von Online-Jobbörsen bleibt natürlich ein wichtiger Schwerpunkt.

Daten & Fakten: Jänner - November 2022

  • Mehr als 66.000 arbeitslos gemeldete Personen fanden bisher mit Unterstützung des AMS wieder Arbeit. Etwa 66 Prozent der vorgemerkten Kund_innen ohne Einstellzusage haben innerhalb der ersten drei Monate ihrer Arbeitslosigkeit wieder zu arbeiten begonnen.
  • Über 430.000 Vermittlungsvorschläge wurden an Kund_innen ausgegeben.
  • Mehr als 86.000 Anträge auf Existenzsicherung wurden bearbeitet.
  • Mehr als 79.000 offene Stellen wurden entgegengenommen, rund 72.300 konnten mit Unterstützung des AMS auch wieder besetzt werden. Ein Drittel aller offenen Stellen (ohne Lehrstellen) wurde innerhalb eines Monats besetzt.
  • 5150 offene Lehrstellen wurden entgegengenommen – davon konnten 4700 besetzt werden, gut die Hälfte innerhalb eines Monats.
  • Die Einschaltung des AMS am Arbeitsmarkt (Anteil der mit AMS-Unterstützung besetzten offenen Stellen an allen neu entstandenen Dienstverhältnissen) beträgt 55 Prozent.
  • Die Mitarbeiter_innen des Service für Unternehmen besuchten rund 5300 Betriebe.
  • Tausende Steirerinnen und Steirer wurden über unterschiedliche Förderungen bei der Aus- und Weiterbildung unterstützt: So erhielten beispielsweise 370 Personen ein Fachkräftestipendium, bei der Lehrstellenförderung wurden 1300 Förderfälle genehmigt.
  • Mehr als 1000 Personen wurden über arbeitsplatznahe Ausbildungen wie AQUA und Stiftungen direkt im Betrieb des künftigen Dienstgebers zu neuen Fachkräften geschult.
  • 1500 Beschäftigte erhielten eine Qualifizierungsförderung.
  • 5500 langzeitbeschäftigungslosen Personen gelang über die Aktion Sprungbrett erfolgreich die Rückkehr ins Berufsleben.
  • Mehr als 17.000 Personen besuchten die neun steirischen BerufsInfoZentren (BIZ). Zudem fanden etwa 500 BIZ-Schulworkshops mit über 10.000 Schüler_innen statt.
  • Die Mitarbeiter_innen der ServiceLine Steiermark haben heuer bisher insgesamt 555.000 Anrufe beantwortet. Die durchschnittliche Wartezeit bis zur Entgegennahme des Anrufs betrug dabei 37 Sekunden.

 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 05. Dezember 2022