Coronakrise beeinflusst nach wie vor Tiroler Arbeitsmarkt

Die relativ gute Auslastung im Sommertourismus sorgte auch noch im September für leichte Entspannung am Tiroler Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit liegt aber noch immer um 48,2 % über dem Vorjahresniveau und 19.694 Arbeitslose Ende September stellen nach wie vor einen Höchstwert dar.


  • Veröffentlicht 01.10.2020
  • Bundesland Tirol

Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat kam es im September 2020 mit +6.409 oder +48,2 % zu einem deutlichen Anstieg der in Tirol arbeitslos vorgemerkten Personen auf 19.694. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit in Österreich um 74.809 Personen oder +27,5 % auf insgesamt 346.907.

Bei einem prognostizierten Stand von 339.000 unselbständig Beschäftigten in Tirol (ein Minus von 5.000 Personen im Vorjahresvergleich) und 19.694 vorgemerkten Arbeitslosen betrug zum Stichtag 30.09.2020 die Arbeitslosenquote in Tirol 5,5 % (September 2019: 3,7 %).

Der Tiroler Arbeitsmarkt ist stark saisonal geprägt. Im Herbst steigt die Arbeitslosigkeit in Tirol immer, heuer wird die Saison aber aufgrund der ausgesprochenen Reisewarnungen früher und abrupt zu Ende gehen“, kommentiert Sabine Platzer-Werlberger die aktuellen Herausforderungen für den Tourismus in Tirol.

In den vergangenen Monaten gab es aber auch durchaus positive Entwicklungen und ein Teil der durch die Pandemie arbeitslos gewordenen Menschen konnte vermittelt werden oder beim vormaligen Dienstgeber wieder zu arbeiten beginnen.

Leider beobachten wir auch einen starken Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit, die sich zusehends verfestigt und speziell jene trifft, die schon vor Corona schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt hatten: Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, ältere Personen und Menschen mit niedrigerer Ausbildung."

41% aller Arbeitslosen haben maximal Pflichtschulabschluss, der Bedarf der Betriebe ist aber nach wie vor klar der nach Fachkräften. Daher setzt das AMS Tirol ab sofort massiv auf Bildungsangebote.

Wir starten jetzt mit einer Bildungsoffensive, um das Zeitfenster 2020/2021 zu nützen und den schon seit vielen Jahren bestehenden Fachkräftemangel abzufedern.“

 ARBEITSLOSIGKEIT:

- nach Geschlecht:                   
Sowohl bei den 10.269 Frauen (+3.262 Personen oder +46,6 %) als auch bei den 9.425 Männern (+3.147 Personen oder +50,1 %) kam es zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit.

- nach Alter:                            
Nach Altersgruppen betrachtet, ist die Arbeitslosigkeit bei allen Altersgruppen gestiegen. Bei den 359 Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit um +16,2 % oder +50 Personen. Bei den 2.107 arbeitslosen 20- bis 24-Jährigen kommt es zu einem Anstieg um +45,4 % oder +659. Bei den 11.279 Personen zwischen 25 und 49 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit um +57,4 % oder +4.113 an. Bei den 5.949 Personen über 50 Jahren erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um +36,4 % oder +1.587 Personen.

- nach Herkunftsland:               
Von den insgesamt 19.694 arbeitslosen Personen sind 6.348 Personen AusländerInnen. Das sind um +2.672 Personen oder +72,7 % mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

- nach Ausbildung:                  
41,0% der insgesamt 19.694 arbeitslosen Personen haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Der Anteil der betroffenen Personen mit Lehrausbildung beträgt 33,8 %. 10,1 % der arbeitslosen Personen besitzen eine höhere Ausbildung, 7,7 % einen akademischen Abschluss.

- Langzeitarbeitslosigkeit:         
Bei den 1.487 länger als 1 Jahr vorgemerkten Arbeitslosen ist ein Anstieg um +555 Personen oder +59,5 % zu verzeichnen. Die Zahl der 6 Monate und länger Vorgemerkten stieg um +4.775 Personen oder +217,2 % auf 6.973 an.

- Dynamik:                              
Tirol verzeichnet einen Zugang in die Arbeitslosigkeit von 7.105 Personen, das sind um -328 oder -4,4 % weniger als im Vorjahresvergleich.

- nach Regionen:                     
Nach Regionen betrachtet kommt es in allen Tiroler Bezirken zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. In Schwaz stieg die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen um +71,2 % oder +768 Personen. Es folgen Innsbruck (+67,8 % oder +3.586), Reutte (+51,7 % oder +165), Kitzbühel (+47,6 % oder +391), Kufstein (+40,6 % oder +746), Imst (+33,7 % oder +424), Lienz (+13,0 % oder +128) und Landeck (+11,9 % oder +201).

- nach Wirtschaftsklasse:         
Den größten Anstieg nach Wirtschaftsabschnitten betrachtet, gab es im Abschnitt Beherbergung und Gastronomie mit +1.749 Personen oder +49,5 %. Im Wirtschaftsabschnitt Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen stieg die Arbeitslosigkeit um +1.181 Personen oder +57,8 %. Es folgen der Abschnitt Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen mit einem Anstieg um +715 Personen oder +49,9 %, Herstellung von Waren mit einem Anstieg um +598 Personen oder +53,1 % und der Abschnitt Verkehr und Lagerei mit einem Anstieg um +595 Personen oder +62,6 %. 

- nach Beruf:                           
Nach ausgewählten Berufsobergruppen ist der markanteste Anstieg im Fremdenverkehr mit +1.684 Personen oder +51,8 %, im Handel mit +756 Personen oder +47,5 %, bei den Hilfsberufen mit +672 oder +43,9 % und in den Büroberufen mit +721 Personen oder +51,5 % feststellbar.

AL und Schulung:                    
Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung betrug die Zahl der beim AMS Tirol vorgemerkten Personen Ende September 2020 21.606, das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um +6.347 bzw. +41,6 %.

Schulung:                                
Mit Stichtag 30.09.2020 befanden sich 1.912 Personen in Schulungs- und Ausbildungsaktivitäten des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um -62 Personen oder -3,1 % weniger.

Stellenmarkt:                          
Im Laufe des aktuellen Monats September wurden dem AMS Tirol 4.201 Stellen gemeldet, das ergibt ein Minus von 1.074 Stellen oder -20,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zum Stichtag 30.09.2020 betrug der Bestand an sofort verfügbaren offenen Stellen 4.731, ein Rückgang um -1.483 Stellen oder -23,9 %. Die Laufzeit bis zur Besetzung einer freien Stelle beträgt 40 Tage.

Lehrstellenmarkt:                   
Ende September 2020 waren insgesamt 1.414 Lehrstellen zur Besetzung gemeldet (Anstieg um +6 oder +0,4 %). Davon standen 1.326 (+109 oder +9,0 %) für sofortige, 88 Lehrstellen (-103 oder -53,9 %) für zukünftige Vermittlung bereit. Lehrstellensuchend ließen sich insgesamt 665 Personen registrieren, das sind im Vorjahresvergleich um +132 Personen oder +24,8 % mehr. 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. Oktober 2020