Zweiter Höhepunkt der Krise am Tiroler Arbeitsmarkt: Arbeitslosenquote verdoppelt sich

Die Auswirkungen der Coronakrise treffen Tirol im Vergleich zu den anderen Bundesländern am stärksten. Alle Bezirke, Altersgruppen und die meisten Branchen sind betroffen, Frauen sind durch die Krise mehrfachbelastet.


  • Veröffentlicht 01.02.2021
  • Bundesland Tirol

Bei einem prognostizierten Stand von 311.000 unselbständig Beschäftigten (ein Minus von 44.000 Personen im Vorjahresvergleich) und 41.239 vorgemerkten Arbeitslosen betrug zum Stichtag 31.01.2021 die Arbeitslosenquote in Tirol 11,7 % (Jänner 2020: 4,8 %).

Im Jänner 2021 kam es mit +23.479 oder +132,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zu einem deutlichen Anstieg an vorgemerkten arbeitslosen Personen. Gleichzeitig stieg in Österreich die Arbeitslosigkeit um +112.995 Personen oder +31,8 % auf insgesamt 468.330.

„Wie befürchtet steigt die Arbeitslosigkeit in Tirol weiter und erreicht mit einer Quote von über 11% ein negatives Langzeithoch. Speziell der Vergleich mit anderen Bundesländern macht deutlich, wie groß die Herausforderungen im Moment in Tirol sind. Salzburg beispielsweise liegt im Österreichvergleich mit „nur“ 80% Arbeitslosigkeit an zweiter Stelle hinter Tirol. Den 41.239 arbeitslosen Personen in Tirol stehen aktuell 3.309 offene Stellen gegenüber, auch bei den offenen Lehrstellen gibt es erstmals einen Rückgang. Hier ist die Situation aber im Großen und Ganzen nach wie vor stabil. Positiv entwickelt sich die Zahl der Personen in Schulung, das freut uns, denn jetzt gilt es, die Zeit des Aufschwungs vorzubereiten,“ kommentiert Landesgeschäftsführer Alfred Lercher die schwierige Situation am Arbeitsmarkt.

Seine Stellvertreterin Sabine Platzer-Werlberger ergänzt: „Wir tun jetzt alles, um die fachlichen und persönlichen Kompetenzen der Arbeitsuchenden zu verbessern. Die Zeit der Arbeitslosigkeit soll, so gut es geht, genutzt werden, um in Zukunft den Bedarf der Tiroler Betriebe an Fachkräften besser zu erfüllen. Die „Corona-Joboffensive“ ist gestartet und bietet Lehrausbildungen im zweiten Bildungsweg, Fachkurse, Pflegeausbildungen und natürlich Bildungs- und Berufsberatung für alle Vorgemerkten an. Dabei liegt ein großes Augenmerk darauf, dass Frauen, die von der der Krise mehrfach belastet sind, gute und zukunftsweisende Angebote bekommen. In allen Kursen sind digitale Komponenten, aber auch Gesundheitsprävention zentrales Thema. https://www.ams.at/arbeitsuchende/corona-joboffensive-jetzt-weiterbilden/tirol#tirol


ARBEITSLOSIGKEIT

- nach Geschlecht:
Sowohl bei den 18.228 Frauen (+13.025 Personen oder +250,3 %) als auch bei den 23.011 Männern (+10.454 Personen oder +83,3 %) kam es zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit.

- nach Alter:
Nach Altersgruppen betrachtet, ist die Arbeitslosigkeit bei allen Altersgruppen gestiegen. Bei den 588 Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit um +101,4 % oder +296 Personen. Bei den 4.062 arbeitslosen 20- bis 24-Jährigen kommt es zu einem Anstieg um +126,0 % oder +2.265. Bei den 24.502 Personen zwischen 25 und 49 Jahren ist die Arbeitslosigkeit um +138,7 % oder +14.237 gestiegen. Bei den 12.087 Personen über 50 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit um +123,6 % oder +6.681 Personen.

- nach Herkunftsland:
Von den insgesamt 41.239 arbeitslosen Personen sind 14.244 Personen AusländerInnen. Das sind um +9.596 Personen oder +206,5 % mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahrs.

- nach Ausbildung:
39,7 % der insgesamt 41.239 arbeitslosen Personen haben maximal eine abgeschlossene Pflichtschulausbildung. Der Anteil der betroffenen Personen mit Lehrausbildung beträgt 41,2 %. 7,9 % der arbeitslosen Personen besitzen eine höhere Ausbildung, 4,3 % einen akademischen Abschluss.

- Langzeitarbeitslosigkeit:
Bei den 2.120 länger als 1 Jahr vorgemerkten Arbeitslosen ist ein Anstieg um +1.176 Personen oder +124,6 % zu verzeichnen. Die Zahl der 6 Monate und länger Vorgemerkten stieg um +4.234 Personen oder +195,2 % auf 6.403.

- Dynamik:
Tirol verzeichnet einen Zugang in die Arbeitslosigkeit von 7.663 Personen, das sind um +240 oder +3,2 % mehr als im Vorjahresvergleich. Aus der Arbeitslosigkeit abgegangen sind im Jänner 5.738 Personen, das sind um -80 oder -1,4 % weniger als im Vorjahr.

- nach Regionen:
Nach Regionen betrachtet kommt es in allen Tiroler Bezirken zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit In Reutte stieg die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen um +445,1 % oder +1.558 Personen. Es folgen Landeck (+350,4 % oder +3.606), Kitzbühel (+243,0 % oder +2.986), Schwaz (+201,5 % oder +3.476), Imst (+142,3 % oder +2.498), Kufstein (+86,8 % oder +2.408), Innsbruck (+78,4 % oder +5.692) und Lienz (+76,5 % oder +1.255).

- nach Wirtschaftsklasse:
Den größten Anstieg nach Wirtschaftsabschnitten betrachtet, gab es im Bereich Beherbergung und Gastronomie mit +13.117 Personen oder +831,8 %. Im Wirtschaftsabschnitt Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen stieg die Arbeitslosigkeit um +2.121 Personen oder +98,2 %. Es folgen der Abschnitt Verkehr und Lagerei mit einem Anstieg um +1.622 Personen oder +170,9 %, der Bau mit einem Plus von 1.499 oder +25,9 %, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen mit einem Anstieg von +1.485 oder +83,1 % und der Abschnitt Herstellung von Waren mit einem Anstieg um +1.006 Personen oder +66,0 %.

- nach Beruf:
Nach ausgewählten Berufsobergruppen ist der markanteste Anstieg im Fremdenverkehr mit +12.824 Personen oder +980,4 %, im Handel mit +1.595 Personen oder +117,2 %, im Verkehr mit +1.136 Personen oder +106,4 %, in der Reinigung mit +1.106 oder +126,5, bei den Büroberufen mit +1.089 oder +73,5 % und bei den Hilfsberufen mit +1.035 Personen oder +57,5 % feststellbar.

AL und Schulung:
Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung betrug die Zahl der beim AMS Tirol vorgemerkten Personen Ende Jänner 2021 43.433, das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um +23.553 oder +118,5 %.

Schulung:
Mit Stichtag 31.01.2021 befanden sich 2.194 Personen in Schulungs- und Ausbildungsaktivitäten des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um +74 Personen oder +3,5 % mehr.

Stellenmarkt:
Im Laufe des aktuellen Monats Jänner wurden dem AMS Tirol 2.750 Stellen gemeldet, das ergibt ein Minus von 1.862 Stellen oder -40,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zum Stichtag 31.01.2021 betrug der Bestand an sofort verfügbaren offenen Stellen 3.309, ein Rückgang um -2.451 Stellen oder -42,6 %. Die Laufzeit bis zur Besetzung einer freien Stelle beträgt 38 Tage.

Lehrstellenmarkt:
Ende Jänner 2021 waren insgesamt 1.829 Lehrstellen zur Besetzung gemeldet (Rückgang um -185 oder -9,2 %). Davon standen 443 (-272 oder -38,0 %) für sofortige, 1.386 Lehrstellen (+87 oder +6,7 %) für zukünftige Vermittlung bereit. Lehrstellensuchend ließen sich insgesamt 524 Personen registrieren, das sind im Vorjahresvergleich um +43 Personen oder +8,9 % mehr.
 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. Februar 2021