Psychotherapieausbildung in Österreich: Möglichkeiten, Dauer und Kosten

Sie möchten gerne Psychotherapeut_in werden? Wir geben Ihnen alle wichtigen Infos zur Psychotherapieausbildung in Österreich. Was beinhaltet die Ausbildung und wie lange dauert sie? Welche Kosten entstehen? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen auf dieser Seite.

Aufbau der Psychotherapieausbildung in Österreich ab 2026

Die Psychotherapie gilt in Österreich als Heilverfahren im Gesundheitsbereich. Sie dient zur Behandlung von psychischen, psychosozialen oder psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen.

Die Psychotherapieausbildung ist gesetzlich geregelt. Nach dem Psychotherapiegesetz von 1990 wurde die Ausbildung in zwei Teile unterteilt: in das psychotherapeutische Propädeutikum und das psychotherapeutische Fachspezifikum.

2024 wurde das österreichische Psychotherapiegesetz geändert. Dieses neue Psychotherapiegesetz bringt eine Akademisierung der Psychotherapieausbildung in Österreich. Ab Herbst 2026 erfolgt die Psychotherapieausbildung daher an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen. 

Konkret sieht das Psychotherapiegesetz 2024 folgenden Aufbau der Psychotherapieausbildung vor: 

1. Facheinschlägiges Bachelorstudium (im Umfang 180 ECTS)
2. Masterstudium Psychotherapie (im Umfang von 120 ECTS)
3. Methodenspezifische Fachausbildung unter Lehrsupervision sowie praktische Ausbildung

Abgeschlossen wird die neue Psychotherapieausbildung mit einer staatlichen Approbationsprüfung.

Facheinschlägiges Bachelorstudium

Um für ein Masterstudium der Psychotherapie zugelassen zu werden, ist ein facheinschlägiges Bachelorstudium oder eine Berechtigung zur Ausübung ganz bestimmter Berufe erforderlich. Dazu zählen folgende Bachelorstudiengänge bzw. Berufe:

  • Psychologie
  • Medizin
  • Soziale Arbeit
  • Sozialpädagogik
  • Musiktherapie
  • Psychosoziale Beratung
  • Medizinisch-Technische
  • Dienstediplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeberufe
  • Hebammen

Masterstudium der Psychotherapie

Ab 1. Oktober 2026 wird in Österreich an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen das Masterstudium der Psychotherapie angeboten. In Summe sollen österreichweit pro Jahr 500 Masterstudienplätze zur Verfügung stehen. 

Das Masterstudium dauert vier Semester und beinhaltet folgende Schwerpunkte:

  1. fachlich-methodische Kenntnisse und Kompetenzen
  2. berufsethische und berufsrechtliche Kenntnisse und Kompetenzen
  3. wissenschaftliche Kenntnisse und Kompetenzen
  4. sozialkommunikative und selbstreflexive Kompetenzen
  5. psychotherapeutische Handlungskompetenzen

Wie bei allen anderen Studiengängen an öffentlichen Universitäten fallen beim Masterstudium der Psychotherapie während der Regelstudienzeit keine Studiengebühren an. Dadurch ist die Ausbildung wesentlich kostengünstiger als im auslaufenden Modell.

Methodenspezifische Fachausbildung und praktische Phase

Nach dem Masterstudium folgt der postgraduelle Ausbildungsteil, dieser ist kostenpflichtig.

Um Psychotherapie selbstständig und eigenverantwortlich ausüben zu können, findet die Fachausbildung mit Patientenkontakt unter Lehrsupervision statt.

Zusätzlich werden Praktika absolviert, die hauptsächlich in psychiatrisch-psychosomatischen Einrichtungen stattfinden. Ein Teil der Praktika kann auch in psychotherapeutischen Praxen gemacht werden.

Auslaufende Form der Psychotherapieausbildung: Propädeutikum und Fachspezifikum

Bis 2038 sieht das Psychotherapiegesetz eine Übergangsfrist für die Ausbildung zum_zur Psychotherapeut_in vor. Das bedeutet, dass während dieser Übergangsfrist die Psychotherapieausbildung auch in Form des Propädeutikums und des psychotherapeutischen Fachspezifikum absolviert werden kann.

Wichtig

Das psychotherapeutische Propädeutikum stellt keine Berufsausbildung dar! Der alleinige Abschluss des Propädeutikums berechtigt somit nicht zum Arbeiten als Psychotherapeut_in.

Das psychotherapeutische Propädeutikum

Das psychotherapeutische Propädeutikum muss bis spätestens Ende September 2030 abgeschlossen werden. Es besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil:

1. Theorie (765 Stunden)

2. Praxis (550 Stunden), diese setzt sich zusammen aus: 

  • Praktikum (480 Stunden)
  • Einzel- oder Gruppenselbsterfahrung (50 Stunden)
  • Praktikumssupervision (20 Stunden)

Das Propädeutikum dauert je nach Ausbildungsträger circa 2 bis 3 Jahre. Sollten Sie sich einzelne Kurse oder Selbsterfahrung und Praktikum anrechnen lassen können, verkürzt sich die Ausbildungszeit. 

Je nach Ausbildungseinrichtung betragen die Kosten für den theoretischen Teil 4.000 bis 8.000 Euro. Falls einzelne Kurse angerechnet werden können, reduzieren sich die Kosten.

Hinzu kommen die Kosten für die Selbsterfahrung und Supervision, diese sind abhängig von der Honorarhöhe des_der Psychotherapeut_in.

Das psychotherapeutische Fachspezifikum

Das psychotherapeutische Fachspezifikum und damit der zweite Teil der Ausbildung nach dem Psychotherapiegesetz von 1990, muss bis spätestens 1. Oktober 2030 begonnen und bis spätestens Ende September 2038 abgeschlossen werden. 

Ziel des Fachspezifikums ist es, theoretisches und praktisches Wissen in einer der gesetzlich anerkannten Psychotherapie-Methoden zu vermitteln.

Das psychotherapeutische Fachspezifikum darf nur unter folgenden Voraussetzungen absolviert werden:

1. Handlungsfähigkeit in allen Belangen im Hinblick auf die Berufsausübung

2. Vollendung des 24. Lebensjahres

3. Absolvierung des psychotherapeutischen Propädeutikums

4. Erwerb eines Quellberufs (siehe unten)

Ausnahmen gelten für Personen, die auf Grund ihrer Eignung vom Bundesministerium für Gesundheit mit Bescheid zur Absolvierung des psychotherapeutischen Fachspezifikums zugelassen worden sind.

Einen Quellberuf haben Sie erworben, wenn Sie eine der folgenden Ausbildungen abgeschlossen haben:

  • Akademie für Sozialarbeit / Fachhochschule für Sozialarbeit
  • Pädagogische Akademie
  • Lehranstalt für Ehe- und Familienberatung 
  • Kurzstudium Musiktherapie oder einen Hochschullehrgang für Musiktherapie
  • Studium der Medizin
  • Pädagogikstudium
  • Philosophiestudium
  • Psychologiestudium
  • Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
  • Ausbildung im diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegefachdienst oder gehobenen medizinisch-technischen Dienst
  • Studium der Theologie
  • Studium für das Lehramt an höheren Schulen

Genauso wie das Propädeutikum, bestehen die einzelnen Fachspezifika aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, jedoch ist der Umfang des Praxisteils der Ausbildung wesentlich größer:

1. Theoretischer Teil: Gesamtdauer von mindestens 300 Stunden 

  • Theorie der gesunden und der psychopathologischen Persönlichkeitsentwicklung: mindestens 60 Stunden       
  • Methodik und Technik: mindestens 100 Stunden     
  • Persönlichkeits- und Interaktionstheorien: mindestens 50 Stunden
  • Psychotherapeutische Literatur: mindestens 40 Stunden
  • Schwerpunktbildung je nach psychotherapeutischer Methode: mindestens 50 Stunden

2. Praktischer Teil: Gesamtdauer von mindestens 1600 Stunden

  • Selbsterfahrung bei Lehrtherapeut_in, 
  • Lehranalyse sowie Einzel- oder Gruppenselbsterfahrung: mindestens 200 Stunden
  • Praktikum: mindestens 550 Stunden
  • Praktikumssupervision: mindestens 30 Stunden
  • Psychotherapeutische Tätigkeit: mindestens 600 Stunden
  • Begleitende Supervision: mindestens 120 Stunden
  • Schwerpunktbildung je nach psychotherapeutischer Methode: mindestens 100 Stunden

Das Praktikum muss in einer im psychotherapeutisch-psychosozialen Feld bestehenden Einrichtung des Gesundheits- oder Sozialwesens absolviert werden.

Haben Sie ausreichend fachlich methodenspezifische Kompetenz erlangt, erhalten Sie den Status "Psychotherapeut_in in Ausbildung unter Supervision". Sie sind somit noch weiterhin in Ausbildung, können ab diesem Zeitpunkt jedoch selbstständig mit Klient_innen arbeiten. Diese psychotherapeutische Tätigkeit ist Teil der Ausbildung und umfasst 600 Stunden. Zudem werden Sie im Umfang von 120 Stunden durch eine_n Lehrtherapeut_in fachlich begleitet und supervidiert.

Da ein Großteil des Fachspezifikums aus der psychotherapeutischen Tätigkeit unter Supervision besteht, hängt die Dauer der Ausbildung sehr davon ab, wie rasch Sie ausreichend Klient_innen gewinnen können. Es kann jedoch mit einer Ausbildungsdauer von 3 bis 6 Jahren gerechnet werden. 

Die Kosten für das psychotherapeutische Fachspezifikum betragen zwischen 25.000 und 50.000 Euro. Die Höhe der Kosten ist abhängig von der Art der psychotherapeutischen Methode und auch von der Dauer und dem Umfang der Ausbildung. Wie hoch die Kosten genau sind, erfahren Sie direkt beim jeweiligen Ausbildungsträger. 

Welche psychotherapeutischen Fachrichtungen gibt es?

In Österreich gibt es 23 gesetzlich und wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Methoden. Welche Fachrichtungen ab Herbst 2026 an den unterschiedlichen Universitäten beim Masterstudium vertreten sein werden, ist aktuell (Stand Juli 2024) noch nicht geklärt.

Die 23 psychotherapeutischen Fachrichtungen werden in 4 psychotherapeutische Schulen bzw. Grundrichtungen eingeordnet:

1. Tiefenpsychologisch‐psychodynamische Orientierung:

  • Analytische Psychologie
  • Gruppenpsychoanalyse / Psychoanalytische Psychotherapie 
  • Individualpsychologie Psychoanalyse / Psychoanalytische Psychotherapie 
  • Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie 
  • Autogene Psychotherapie
  • Daseinsanalyse 
  • Dynamische Gruppenpsychotherapie
  • Hypnosepsychotherapie
  • Katathym Imaginative Psychotherapie
  • Konzentrative Bewegungstherapie
  • Transaktionsanalytische Psychotherapie

2. Humanistisch-existentiell Orientierung

  • Existenzanalyse
  • Existenzanalyse und Logotherapie
  • Gestalttheoretische Psychotherapie 
  • Integrative Gestalttherapie
  • Integrative Therapie
  • Klientenzentrierte Psychotherapie
  • Person(en)zentrierte Psychotherapie
  • Psychodrama

3. Systemische Orientierung

  • Neuro-Linguistische Psychotherapie
  • Systemische Familientherapie

4. Verhaltenstherapeutische Orientierung

  • Verhaltenstherapie

Wo können Sie die Psychotherapieausbildung in Österreich absolvieren?

Das Masterstudium der Psychotherapie nach dem Psychotherapiegesetz 2024 kann ab Wintersemester 2026 österreichweit an verschiedenen öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen absolviert werden.

Eine universitäre Ausbildung der Psychotherapie bieten in Österreich bereits mehrere Universitäten an, darunter beispielsweise die Privatuniversität Sigmund Freud, die Donau-Uni Krems und die Universität Wien, jedoch sind diese kostenpflichtig. 

Zusätzlich gibt es österreichweit Ausbildungseinrichtungen für psychotherapeutische Propädeutika und Fachspezifika. Diese sind in der Datenbank „Ausbildungseinrichtungen für Theorie und Praxis“ gelistet. Die Datenbank ermöglicht Ihnen sowohl nach Ausbildungsstätten für das Propädeutikum als auch für das Fachspezifikum zu suchen. 

Tipp

 Wenn Sie auf der Suche nach einer Psychotherapieausbildung sind, können Sie danach auch in der AMS Weiterbildungsdatenbank stöbern. Hier finden Sie die Studiengänge der Psychotherapie sowie die nächsten startenden Lehrgänge des psychotherapeutischen Propädeutikums und Fachspezifikums.

Wie erlangen Sie die Berufsberechtigung?

Um selbstständig als Psychotherapeut_in tätig sein zu können, müssen Sie die Berufsberechtigung erlangen. Hierfür gelten folgende Voraussetzungen:

  • Handlungsfähigkeit in allen Belangen im Hinblick auf die Berufsausübung
  • Qualifikationsnachweis:
    • Ausbildung nach Psychotherapiegesetz 1990: erfolgreiche Absolvierung des psychotherapeutischen Propädeutikums und des psychotherapeutischen Fachspezifikums
    • Ausbildung nach Psychotherapiegesetz 2024: Abschlusszertifikat über eine erfolgreich abgeschlossene Psychotherapeutische Approbationsprüfung
  •  Gesundheitliche Eignung
  • Vertrauenswürdigkeit
  • Deutschkenntnisse oder Sprachkenntnisse einer Regional- oder Minderheitensprache
  • Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung
  • Eintragung in die Berufsliste der Psychotherapie

Nach dem Psychotherapiegesetz von 1990 muss für die Berufsberechtigung zudem das 28. Lebensjahr vollendet sein. 

Die Eintragung in die Berufsliste der Psychotherapie erfolgt mittels Antrag beim Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Den Antrag können Sie entweder per Post oder persönlich einreichen. 

Nach Erhalt der Berufsberechtigung sind Sie verpflichtet, im Zusammenhang mit der Ausübung des Berufes die Berufsbezeichnung „Psychotherapeutin“ oder „Psychotherapeut“ anzuführen. In einer Zusatzbezeichnung können Sie auch die jeweilige methodenspezifische Ausrichtung angeben.

Wo können Sie als Psychotherapeut_in arbeiten?

Psychotherapeut_innen arbeiten vielfach freiberuflich in eigener Praxis oder in einer Gemeinschaftspraxis (beispielsweise mit Ärzt_innen und Psycholog_innen). Sie können auch in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, psychosozialen Beratungsstellen sowie anderen sozialen oder gesundheitlichen Einrichtungen tätig sein.

Welches Einkommen können Sie als Psychotherapeut_in erwarten?

Welches Honorar Sie als niedergelassene/r Psychotherapeutin oder Psychotherapeut verlangen, ist nicht vorgeschrieben. Je nach psychotherapeutischer Methode werden zwischen 70 und 150 Euro für eine 50 Minuten-Einheit verlangt.

Als Psychotherapeutin bzw. Psychotherapeut in eigener Praxis entstehen meist hohe Ausgaben für die Räumlichkeiten, auch besteht bei Selbstständigkeit ein größeres Berufsrisiko, als im Angestelltenverhältnis.

Wie viel Sie als niedergelassene/r Psychotherapeutin bzw. Psychotherapeut verdienen werden, hängt stark von der Anzahl der Klientinnen und Klienten ab, sowie von Ihren monatlichen Betriebsausgaben.

Wie hoch Ihr Einkommen im Angestelltenverhältnis sein kann, ist sehr davon abhängig, wo Sie arbeiten und ob diese Einrichtung über einen Kollektivvertrag verfügt. Laut AMS-Gehaltskompass beträgt das durchschnittliche Bruttoeinstiegsgehalt von Psychotherapeut_innen zwischen € 3.020,- bis € 3.340,- (Mindestgehälter Kollektivverträge 2022).

Weiterführende Informationen

Psychotherapeut_in  – AMS Berufslexikon
Informieren Sie sich jetzt über das Berufsfeld der Psychotherapie! Welche Kompetenzen sind notwendig und welche Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es?

Psycholog_in – AMS Berufslexikon
Was genau macht ein_e Psycholog_in? Wir geben Ihnen alle Infos zu dem Berufsfeld: Von den Ausbildungswegen, über Tätigkeiten bis hin zu Beschäftigungsmöglichkeiten.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 24. Juli 2024