NÖ Berufslenker Akademie sorgt für BerufskraftfahrerInnen-Nachwuchs

Um dem massiven Fachkräftebedarf im Güterbeförderungsgewerbe gegen zu steuern, startet im Herbst 2018 das Projekt Berufslenker Akademie. 100 fertig ausgebildete Fachkräfte sollen aus dieser Initiative von AMS NÖ, AKNÖ und WKNÖ hervorgehen.


  • Veröffentlicht 10.07.2018
  • Bundesland Niederösterreich

von links nach rechts: NÖ Landesgeschäftsführer Sven Hergovich, WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl, AK Niederösterreich-Präsident Markus Wieser

Im Güterbeförderungsgewerbe ist die Situation am Arbeitskräftemarkt derzeit alles andere als rosig. Der Stellenmarkt für LenkerInnen „zieht an“: Aktuell (Ende Juni) sind bei den 22 Geschäftsstellen in Niederösterreich 449 freie Stellen für KraftfahrerInnen gemeldet, um 31,7% mehr als im selben Monat des Vorjahres. Diesem Stellenangebot stehen 1.389 LenkerInnen, die beim AMS in Niederösterreich jobsuchend vorgemerkt sind, gegenüber. Allerdings: Mehr als die Hälfte dieser arbeitslosen AMS-KundInnen (52%) ist bereits 50 Jahre oder älter. 39,2% haben gesundheitliche Probleme oder es gibt andere Gründe, die eine Vermittlung in diese Branche verhindern. Nur 28 – also 2%! – der jobsuchenden LenkerInnen sind 25 Jahre oder jünger. „Wir – das Arbeitsmarktservice – sehen, dass die Branche vor einem Nachwuchsproblem steht. Daher setzen wir ein deutliches Signal, um für die Fachkräfte der Wirtschaft für die Sparte Transport und Verkehr zu sorgen“, so der Landesgeschäftsführer des AMS NÖ, Sven Hergovich.

Vor allem kleinere Betriebe brauchen dringend FahrerInnen, sie tun sich besonders schwer, neues Personal zu akquirieren. Abhilfe schaffen soll hier die von Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS), Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) und Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) gemeinsam aus der Taufe gehobene Berufslenker Akademie.

„Viele Betriebe möchten infolge der guten Konjunktur um Konzessionserweiterung ansuchen, müssen aber mangels geeigneter FahrerInnen Fahrzeuge stehen lassen. Wir brauchen dringend heimischen Fachkräftenachwuchs“, beschreibt WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl das Dilemma. Dass der LenkerInnenberuf an sich mit Imageproblemen zu kämpfen hat und die überbordende Bürokratie immer mehr wird, kommt noch erschwerend hinzu.

Um hier Abhilfe zu schaffen, setzt die Fachgruppe des NÖ Güterbeförderungsgewerbes mit Unterstützung des AMS nun eine völlig neue Initiative, mit deren Hilfe der LenkerInnenberuf wieder attraktiver gemacht werden soll. Die Grundidee basiert auf der 2017 von der Regierung beschlossenen Ausbildungsgarantie bis 25, welche zur Unterstützung gering qualifizierter 19-25-jähriger dienen soll und deren Weiterführung eben erst wieder im Juni beschlossen worden ist.

„Im Rahmen der NÖ Berufslenker Akademie haben nun junge Erwachsene die Möglichkeit, in der halben Lehrzeit, d.h. längstens innerhalb von 18 Monaten, den Lehrabschluss als BerufskraftfahrerInnen zu absolvieren“, erläutert AMS NÖ Landesgeschäftsführer Sven Hergovich.

Die Ausbildung beinhaltet einen guten Mix aus Theorie und Praxis, bei Bedarf Lernbetreuung und Coaching, das Absolvieren des Führerscheins der Klasse C, E und C95 sowie die Vorbereitung auf den Lehrabschluss.

Vorschusslorbeeren und großes Lob für das neue Modell gibt es von WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl: „Anstatt zu jammern hat unsere Fachgruppe selbst die Initiative ergriffen und sich wirklich etwas Gescheites und Sinnvolles einfallen lassen. Das Projekt Berufslenker Akademie hat alle Chancen, auf ganz Österreich ausgeweitet zu werden“.

AK Niederösterreich-Präsident Markus Wieser betont: „Bei dieser Akademie profitieren alle Beteiligten, also sowohl die Transport-Betriebe, als auch natürlich die TeilnehmerInnen in hohem Maße. Denn eine abgeschlossene Berufsausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, bringt ein besseres Einkommen und stärkt die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein. Besonders wichtig bei dieser neuen Berufslenker Akademie ist, dass die Qualität der Ausbildung absolut hochwertig ist. Durch den anerkannten Lehrabschluss wird sichergestellt, dass hier bestens geschulte Fachkräfte ausgebildet werden.“

Dass die Zusammenarbeit in Niederösterreich gut funktioniert, haben Sozialpartner und das AMS bereits in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt. 100 fertig ausgebildete BerufskraftfahrerInnen sollen in 3 Jahren aus der Lenkerakademie hervorgehen. Die Zusammenarbeit in Niederösterreich ist eine gute Basis, dieses Ziel zu erreichen. „Nicht zuletzt deshalb“, begründet WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl ihren Optimismus, „da die ersten Rückmeldungen von den Mitglieds-Betrieben, denen dieses Programm bisher vorgestellt worden ist, ausnahmslos positiv gewesen sind.“


NÖ Berufslenker Akademie

Voraussetzungen

• TeilnehmerInnen müssen Führerschein der Klasse B haben und eigenen Pkw besitzen

• Betriebe müssen monatlichen Ausbildungsbeitrag in der Höhe von 400 Euro leisten und Arbeitskräftebedarf – freie Stelle(n) – beim AMS angemeldet haben.

• TeilnehmerInnen müssen arbeitslos und mindestens 20 Jahre alt sein sowie nicht mehr als maximal einen Pflichtschulabschluss haben oder eine am Arbeitsmarkt nicht verwertbare Ausbildung.

• AMS übernimmt während der Ausbildung je nach Anspruch Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, zumindest aber die Deckung des Lebensunterhalts – derzeit 753 Euro pro Monat.

Zeitplan

• Herbst 2018: Start Lenkerakademie

• Oktober 2018 bis Ende Jänner 2019: Betriebliches Praktikum

• Jänner 2019 bis Anfang April: Erster Berufsschulturnus in der Dauer von 10 Wochen (zur Vorbereitung WIFI Intensivkurs)

• Danach Führerscheinausbildung in regionaler Fahrschule inkl. C95 Grundqualifikation und WIFI Erste-Hilfe-Kurs

• Bei speziellem Bedarf: Stapler- und Krankurse sowie Gefahrgutlenkerausbildung

• Mitte November bis Ende Jänner 2020: Zweiter Berufsschulturnus, ebenfalls 10 Wochen.

• Danach WIFI-Training für Lehrabschlussprüfung und C95 Weiterbildung

• Ende März 2020: Lehrabschlussprüfung BerufskraftfahrerIn Schwerpunkt Güterbeförderung

Rückfragehinweis für die Redaktion: AMS NÖ: Mag. Irene Klementschitsch, Tel.: 01/531 36-141; 0664/528590

Foto: © Josef Bollwein

Diese Seite wurde aktualisiert am: 11. März 2020