Trotz Fachkräftemangel und Konjunktur mehr ältere Arbeitslose

Die noch immer gute Konjunkturlage spiegelte sich im Mai in einem weiterhin deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion. Arbeitskräfte über 50 Jahre scheinen aber von der guten Entwicklung abgekoppelt.


  • Veröffentlicht 03.06.2019
  • Bundesland Salzburg

Mit einem Minus von 3,3 Prozent konnte Salzburg die Arbeitslosigkeit über dem österreichischen Durchschnitt (-2,5%) abbauen. Ende Mai waren damit im Bundesland 12.825 Personen arbeitslos vorgemerkt - 441 weniger als vor einem Jahr.

Die Zahl der Schulungsteilnahmen war mit einem Minus von 8,1 Prozent auf 2.497 ebenfalls rückläufig. Diese eingerechnet, waren 15.322 Personen ohne Beschäftigung, im Vorjahresvergleich ein Minus von 4,1 Prozent.

Bei einer vorläufig geschätzten Zunahme der Beschäftigung von 1,1 Prozent auf rund 257.000 Dienstverhältnisse beträgt die Arbeitslosenquote 4,8 Prozent (Österreich: 6,8%). Das ist bundesweit nach Oberösterreich der zweitniedrigste Wert (nach nationaler Berechnungsmethode).

Nach Branchen betrachtet, verzeichnen die Warenherstellung (-13,6%), der Handel (-7,4%), die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ebenfalls -7,4%) sowie das Bauwesen (-6,5%) die stärksten Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit. Zuwächse gibt es dagegen im Hotel- und Gastgewerbe (+2,8%) sowie im Transportgewerbe (+6,9%).

Deutliche regionale Unterschiede

Regional gesehen, findet der Abbau der Arbeitslosigkeit fast ausschließlich im nördlichen Zentralraum statt. Im Flachgau sind die Arbeitslosenzahlen um 10,2 Prozent, in der Stadt Salzburg um 9,6 Prozent gesunken. Einen leichten Rückgang verzeichnete auch noch der Lungau (-0,8%). Dagegen gab es im Pongau (+6,3%) und im Pinzgau (+3,8%) Zuwächse. Zur unterschiedlichen Entwicklung hat überwiegend das Gastgewerbe, aber auch der Handel beigetragen.

Frauen (6.378 Personen) und Männer (6.447 Personen) waren in etwa gleichem Ausmaß von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei männlichen Arbeitskräften war der Rückgang mit minus 4,1 Prozent aber etwas stärker ausgeprägt als bei den Frauen mit minus 2,5 Prozent.

Die Langzeitarbeitslosigkeit über 1 Jahr sinkt mit einem Minus von 4,2 Prozent auf 1.144 Betroffene weiterhin. Ein leichtes Plus von 1,1 Prozent auf 1.635 Personen verzeichneten diesmal junge Arbeitslose bis 24 Jahre. Bei älteren ab 50 Jahre war ein Zuwachs von 3,3 Prozent auf 4.153 Vorgemerkte zu verzeichnen.

Umdenken bei Älteren angesagt

Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des AMS Salzburg, befürchtet das Einsetzen eines negativen Trends, da in fünf der letzten sechs Monate ein Zuwachs bei älteren Arbeitslosen registriert werden musste und mahnt in diesem Zusammenhang ein Umdenken ein: "Wenn wir den Fachkräftemangel bekämpfen wollen, dann wird man nicht darum herumkommen, Ältere länger im Arbeitsprozess zu halten. In den letzten zehn Jahren ist, vor allem demografisch bedingt, die Zahl der unselbständig beschäftigten unter-25-Jährigen um zehn Prozent gesunken, die der über-50-Jährigen dagegen um 63 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosigkeit 50 plus hat im selben Zeitraum aber um 115 Prozent zugenommen. Heute gehört schon ein knappes Drittel der erwerbsfähigen Bevölkerung in Salzburg zur dieser Altersgruppe.“

Dazu müsse auch das eine oder andere Vorurteil in den Köpfen mancher Personalverantwortlicher ausgeräumt werden, so Beyer, denn die "Soft Skills“  älterer Arbeitskräfte wie etwa Verantwortungsbewusstsein und die aus Erfahrung resultierende bessere Entscheidungsfähigkeit, gepaart mit hoher Motivation und Loyalität, werde zu oft vom Kostenfaktor überdeckt. 

Doch gerade bei den Kosten kann das AMS den Unternehmen Unterstützung anbieten: "Mit der Eingliederungsbeihilfe, einem Zuschuss des AMS zu den Lohn- und Lohnnebenkosten, konnten im vergangenen Jahr fast tausend Dienstverhältnisse über 50-Jähriger begründet werden, heuer waren es im ersten Quartal rund zweihundert“, stellt Jacqueline Beyer fest.

Um die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitskräfte zu sichern, gebe es die Qualifizierungsförderung für Beschäftigte. Hier würden, so die AMS-Chefin, die Hälfte der Kosten für betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen Älterer, bei umfangreicheren Ausbildungen auch die Hälfte der Lohnkosten übernommen. "Im ersten Quartal haben 112 Dienstnehmer und ihre Dienstgeber von dieser Förderung profitiert“, konstatiert Beyer.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 11. März 2020