Lehrstellenlage auch unter Corona gut

Die Arbeitsmarktlage in Salzburg wurde auch im Februar vom Pandemie-bedingten Ausfall der Wintersaison geprägt. Die Berufsinformation geht neue Wege, um Jugendliche zu erreichen. Der Girls‘ Day möchte Mädchen für Technik begeistern.


  • Veröffentlicht 01.03.2021
  • Bundesland Salzburg

24.222 Personen waren Ende Februar im Bundesland Salzburg arbeitslos vorgemerkt. Das ist im Vorjahresvergleich ein Zuwachs um 11.090 Arbeitslose bzw. 84,5 Prozent (Österreich: +30,8%).
Gleichzeitig ist die Zahl der Teilnahmen an Aus- und Weiterbildungsaktivitäten im Zuge der gut anlaufenden Corona-Joboffensive um 21,0 Prozent auf 2.650 gestiegen. Salzburg verzeichnet hier den höchsten Zuwachs (Österreich: +10,0%). Diese Schulungsteilnahmen eingerechnet, waren 26.872 Personen ohne Job – ein Plus von 75,4 Prozent (Österreich: +27,4%).

Die unselbständige Beschäftigung ist nach vorläufigen Schätzungen (genaue Daten liegen erst zur Monatsmitte vor) mit einem Minus von 9,6 Prozent oder rund 26.000 Dienstverhältnisse stark rückläufig. Damit liegt die Arbeitslosenquote, also der Anteil der Arbeitslosen an allen Arbeitskräften, bei 9,1 Prozent. Niedrigere Werte weisen Oberösterreich und die Steiermark auf. Der bundesweite Vergleichswert liegt mit 10,7 Prozent deutlich darüber (Berechnung der Arbeitslosenquote jeweils nach nationaler Definition). Zu Wochenbeginn waren 45.548 Beschäftigte aus 5.393 Betrieben zur Kurzarbeit (Phase III) gemeldet.

„Wie nicht anders zu erwarten, war der Salzburger Arbeitsmarkt auch im Februar von den massiven Einschränkungen durch die komplett entfallene Tourismus-Saison geprägt“, beschreibt die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, Christa Schweinberger, die aktuelle Lage: „Neben dem Hotel- und Gastgewerbe bekommen auch die anderen mit dem Tourismus verknüpften Branchen die Auswirkungen zu spüren, so der Verkehrsbereich etwa mit den Seilbahnen oder der Handel als Zulieferer von Hotel- und Gastgewerbe oder die Sportartikelbranche. Der Arbeitslosenanstieg im Handel und Tourismus trifft auch wieder besonders die Frauen.“

So hat die Frauenarbeitslosigkeit mit einem Plus von 133,5 Prozent oder 5.990 Betroffenen deutlich stärker zugenommen als die Arbeitslosigkeit bei Männern mit plus 59,0 Prozent bzw. 5.100 Personen. Bei der absoluten Zahl an Arbeitslosen liegen allerdings die Männer mit 13.746 Arbeitslosen gegenüber 10.476 arbeitslosen Frauen deutlich vorne.

Unter dem Schnitt der Gesamtarbeitslosigkeit ist mit plus 71,4 Prozent die Jugendarbeitslosigkeit unter 25 Jahre, aber auch mit plus 74,4 Prozent die Altersarbeitslosigkeit ab 50 Jahre, gestiegen.

Mit Sorge betrachtet man beim AMS die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Unter den Bedingungen der Pandemie gelingt die Arbeitsaufnahme – meist älterer – Langzeitarbeitsloser kaum, sodass es hier binnen Jahresfrist fast zu einer Verdoppelung (+93,8%) auf mittlerweile 2.147 Betroffenen kam.

Bei den zahlenmäßig bedeutenden Branchen liegt das Hotel- und Gastgewerbe mit plus 422,8 Prozent beim Arbeitslosenzuwachs weit vorne. Mit 7.534 Vorgemerkten entfällt fast ein Drittel der Gesamtarbeitslosigkeit auf diese Sparte. Mit Abstand, aber ebenfalls über dem Schnitt der Gesamtarbeitslosigkeit, folgt das Verkehrswesen mit plus 98,8 Prozent - also einer Verdoppelung – auf 1.467 Arbeitslose. Einen starken Anstieg gibt es mit plus 55,0 Prozent auf 2.748 Vorgemerkt auch im Handel. Die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verzeichnen ein Plus von 48,8 Prozent. Während innerhalb dieser Wirtschaftsklasse die Arbeitskräfteüberlassung mit plus 27,3 Prozent vergleichsweise moderat gestiegen ist, verzeichnet die Gebäudebetreuung – vorwiegend Reinigungsdienste – ein deutliches Plus von 70,1 Prozent. Am geringsten sind die Arbeitslosenzahlen in der Bauwirtschaft mit plus 13,9 Prozent auf 3.406 Betroffene gestiegen.

Die Bezirksstatistik zeigt das Bundesland deutlich in zwei Regionen geteilt. Der touristische Süden verzeichnet massive Zuwächse von plus 219,2 Prozent (auf 6.074 Personen) im Pinzgau, plus 182,0 Prozent (auf 4.724 Personen) im Pongau und plus 96,6 Prozent (auf 985 Personen) im Lungau. Der Norden des Landes liegt deutlich darunter. Der Flachgau verzeichnet mit plus 36,8 Prozent (auf 3.735 Personen) den geringsten Zuwachs, dicht gefolgt vom Tennengau (+37,4% auf 1.712 Personen) und der Landeshauptstadt Salzburg (+37,7% auf 6.992 Personen).

Deutlicher Lehrstellenüberhang

Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist mit plus 0,7 Prozent nahezu gleichgeblieben und beträgt derzeit 306 Personen, die sofort eine Lehrstelle antreten könnten. Demgegenüber hat die Zahl der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen um minus 15,6 Prozent auf 755 abgenommen. Dabei ist aber zu beobachten, dass es in Zeiten der pandemischen Einschränkungen eine Verschiebung bei der Verfügbarkeit gibt. Die nicht sofort verfügbaren, also zu einem späteren Zeitpunkt zu besetzenden Lehrstellen sind um fast ein Drittel (+31,3% auf 1.478) gestiegen. Zählt man diese dazu, gibt es ein Angebot von 2.233 sofort und nicht sofort verfügbaren Lehrstellen (+10,5%). 

„Wer in Salzburg zum aktuellen Zeitpunkt eine sofort verfügbare Lehrstelle sucht, kann also rechnerisch unter 2,5 Angeboten auswählen“, stellt Christa Schweinberger, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, fest „eine Möglichkeit, von der Jugendliche in anderen Bundesländern nicht einmal träumen können. Die Bedeutung einer Berufsausbildung lässt sich an den Fakten zur Arbeitslosigkeit ablesen: Von allen Arbeitslosen haben mehr als vierzig Prozent maximal Pflichtschulabschluss. Die Folge: Sie werden öfter arbeitslos, bleiben länger arbeitslos und finden deshalb schwerer wieder eine Beschäftigung – ein Teufelskreis“, so Schweinberger. Dabei biete eine Lehrausbildung heute Möglichkeiten wie nie zuvor, Stichwort Lehre mit Matura oder Matura mit Lehre.

Neue Formate in der Berufsorientierung

Von Seiten der Unternehmen, die Lehrlinge aufnehmen wollen, wird in Zeiten der Lockdowns der fehlende oder erschwerte Kontakt zu Jugendlichen, etwa bei berufspraktischen Schnuppertagen, beklagt. Diese Problematik bekommt auch das AMS in seiner Berufsberatung zu spüren.
Rote Corona-Ampeln verhinderten, dass im Rahmen des „BIZ Goes School“-Programms vor Ort Schulklassenvorträge der AMS-Beraterinnen und -berater stattfinden konnten. Ebenso konnten Schulklassen nicht die AMS-Berufsinfozentren (BIZ) aufsuchen. Fazit: Die Zahl von über 4.000 Schülerinnen und Schülern, die 2019 bei Schulklassenbesuchen betreut werden konnten, sank 2020 auf knapp 1.500 – ein Minus von 74 Prozent. Auch die Einzelberatungen in den AMS-Berufsinfozentren im gesamten Bundesland ging von 1.663 im Corona-Jahr 2020 auf 735 (-55%) zurück. 
Das AMS entwickelte deshalb neue Formate, um die Jugendlichen zu erreichen. Eines davon war die Umstellung der Schulklassenbetreuung auf Online-Vorträge in Web-Konferenzen, ein anderes holte die Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Raus aus den Klassen“ ins Freie. Die Jugendlichen der Sportmittelschule Seekirchen waren die ersten, die in einer Art „Schnitzeljagd“ durch die Stadt einen Parcours mit verschiedenen Stationen absolvierten, wo sie sich spielerisch mit Themen der Berufsorientierung auseinandersetzen konnten.

Girls‘ Day holt Mädchen in die Technik

Eine andere Initiative hofft, dass es die Entwicklung des Pandemiegeschehens erlaubt, Berufsorientierung in Betrieben wieder „hautnah“ stattfinden zu lassen. Der EUREGIO „Girls‘ Day“ ist – nach der Covid-bedingten Absage im Vorjahr - am 22. April geplant und setzt sich zum Ziel, Mädchen für handwerkliche, technische, naturwissenschaftliche und IT-Berufe zu begeistern. Hintergrund ist der Umstand, „dass sich viele Mädchen bei Ihrer Berufswahl eine Selbstbeschränkung auferlegen und sich auf ein schmales Spektrum wie Verkäuferin, Sekretärin, Friseurin oder Zahnarztassistentin beschränken. Dabei kann sich abseits traditioneller Rollenbilder ein breiteres Berufsfeld mit besseren Entwicklungs- und Einkommensmöglichkeiten erschließen. Gleichzeitig wird der dringend benötigte Nachwuchs in technischen Berufen gesichert“, sieht AMS-Vize Christa Schweinberger die Vorteile. So denken auch die mehr als 80 Betriebe, welche die Mädchen am Aktionstag in ihren Werkstätten, Laboren und Büros „schnuppern“ und selbst Hand anlegen lassen. 
Zur Sicherheit wird es heuer auch eine Online-Variante via Webtools wie Teams oder Zoom geben. Anmeldungen und aktuelle Infos unter https://www.girlsday.info

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. März 2021