Ein Jahr unter Corona: Der Salzburger Arbeitsmarkt im März
War das Arbeitsmarktgeschehen durch die Pandemie ein ganzes Jahr von starken Zuwächsen bei der Arbeitslosigkeit geprägt, so gibt es Ende März einen deutlichen Rückgang. Grund ist nicht ein Umschwung, sondern der Umstand, dass sich die Vorjahresvergleiche erstmals auf einen Monat mit Corona-Lockdown beziehen. Der Bau-Arbeitsmarkt zeigte sich relativ krisenresistent. Der Fachkräftemangel besteht nach wie vor. Das AMS möchte dem mit der bewährten Erwachsenenlehre begegnen.
Mit Stichtag Ende März zählt das AMS Salzburg 20.218 arbeitslos Vorgemerkte. Das ist im Vergleich zum März 2020 ein Minus von 8.889 Personen oder minus 30,5 Prozent.
„Unter ‚normalen‘ Umständen wäre das ein Grund zur Freude, allerdings vergleichen wir hier mit dem Monat, in dem der erste harte Lockdown stattgefunden hat und das Wirtschaftsleben fast zur Gänze zum Erliegen gekommen ist,“ gibt Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg, zu bedenken: „Ein besseres Bild der Arbeitsmarktlage ergibt sich, wenn man diesen März mit jenem aus dem Jahr 2019 vergleicht. Hier zeigt sich aber, dass die Arbeitslosenzahlen um 65,7 Prozent höher liegen. Das heißt, dass heuer um 8.016 Personen mehr arbeitslos sind, als im letzten vergleichbaren Monat vor der Corona-Pandemie.“
Die Schulungsteilnahmen sind dank Corona-Joboffensive gegenüber dem Vorjahr um 53,5 Prozent auf 3.023 gestiegen. Zählt man diese zur Arbeitslosigkeit dazu, waren 23.241 Personen ohne Beschäftigung. Im Vorjahresvergleich ein Rückgang um minus 25,2%, im Vor-Corona-Vergleich aber ein Plus von 58,8 Prozent.
Bau-Arbeitsmarkt übersteht Corona weitgehend unbeschadet
Bei der unselbständigen Beschäftigung wird gegenüber März 2020 ein leichter Rückgang im Ausmaß von 0,4 Prozent bzw. minus 1.000 Dienstverhältnissen auf rund 240.000 Beschäftigte erwartet (exakte Daten liegen erst zur Monatsmitte vor). Daraus ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 7,8 Prozent. Niedriger ist diese Quote nur in Oberösterreich und der Steiermark. Bundesweit beträgt die Arbeitslosenquote 9,4 Prozent (jeweils nach nationaler Berechnungsmethode). Im März 2019 hatte Salzburg noch eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent aufzuweisen.
Am besten hat die Corona-Krise bislang die Bauwirtschaft überstanden. Hier ist auch der Rückgang im Vorjahresvergleich mit einem Minus von 54,7 Prozent an vorgemerkten Arbeitslosen am höchsten. Vergleicht man den letzten Tag vor dem ersten Corona-Lockdown, nämlich den 15. März 2020 mit dem 15. März 2021, ergibt sich im Bauwesen sogar eine rückläufige Arbeitslosigkeit von 1.986 auf 1.940 Personen (-46 Personen bzw. -2,3%). Gegenüber März 2019 gibt es daher auch ein nur geringfügiges Plus von 2,3 Prozent bzw. plus 31 Personen. Auch die Beschäftigung im Februar (März-Daten liegen noch nicht vor) ist im Vorjahresvergleich um 6,1 Prozent gestiegen. Hier dürfte aber auch die außerordentlich milde Witterung eine Rolle gespielt haben.
In den übrigen Branchen zeigen sich die stärksten Rückgänge dort, wo im Vorjahr die Anstiege am höchsten waren (in Klammern jeweils die Vergleichswerte gegenüber März 2019): Beherbergung und Gastronomie minus 27,8 Prozent (+196,6%), Verkehr und Lagerei minus 37,6% (+83,9%), Handel minus 22,7% (+32,6%), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen minus 9,0 Prozent (+46,9%). Zu letzteren zählt auch die Sparte Gebäudebetreuung, das sind vor allem Reinigungsdienste, die auch im Vorjahresvergleich noch einen deutlichen Zuwachs bei der Arbeitslosigkeit von plus 7,0 Prozent aufweisen (gegenüber 2019 +62,5%).
Frauen und Langzeitarbeitslose stark betroffen
Die Langzeitarbeitslosigkeit steigt auch im Vorjahresvergleich rapide an: ein Plus von 130,6 Prozent bedeutet, dass aktuell 2.604 Personen länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind.
Die Jugendarbeitslosigkeit, die sich vor einem Jahr auf einen Schlag fast verdreifacht hatte, ist nun um 49,2 Prozent auf 2.156 unter 25-Jährige Arbeitslose rückläufig. Dagegen war die Altersarbeitslosigkeit ab 50 Jahre mit minus 17,5 Prozent deutlich geringer rückläufig, allerdings war hier der Anstieg vor einem Jahr auch nicht so massiv wie bei den Jungen.
Die Betrachtung der Arbeitslosigkeit nach Geschlecht zeigt die stärkere Betroffenheit der Frauen durch die Corona-Krise. Ihre Arbeitslosigkeit ist im Vorjahresvergleich um minus 25,3 Prozent gesunken, während der Rückgang bei den Männern mit minus 34,8 Prozent deutlich höher ausgefallen ist. Dieses Bild bestätigt sich, wenn man den Vergleich mit dem März 2019 zieht. Seit damals ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen um 86 Prozent gestiegen, bei Männern dagegen „nur“ um 50,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind gegenwärtig 9.779 Frauen und 10.439 Männer ohne Arbeit.
In den Bezirken zeigen sich die stärksten Rückgänge nicht unerwartet in den Tourismusregionen (in Klammern die Veränderung gegenüber März 2019): Lungau minus 50,1 Prozent auf 646 Arbeitslose (+56,4%), Pongau minus 32,5 Prozent auf 3.814 Arbeitslose (+140,5%), Pinzgau minus 28,7 Prozent auf 4.849 Arbeitslose (+167,2%), Flachgau minus 32,8 Prozent auf 3.157 Arbeitslose (+30,8%), Tennengau minus 34,1 Prozent auf 1.452 Arbeitslose (+24,8%) und die Stadt Salzburg mit minus 25,5 Prozent auf 6.300 Arbeitslose (+30,9%).
Erwachsenlehre zur Fachkräftesicherung
Der Fachkräftemangel ist auch in Corona-Zeiten für zahlreiche Unternehmen ein hartnäckiger Begleiter. Viele Personalverantwortliche beklagen, dass zu wenige Jugendliche eine Lehre antreten möchten. Beim AMS Salzburg sind aktuell 287 Jugendliche als lehrstellensuchend gemeldet. Dagegen warten 780 offene Lehrstellen auf eine Besetzung (jeweils sofort verfügbare). Dem steht gegenüber, dass die unter 25-Jährigen besonders hart von der Krise getroffen wurden.
„Im letzten Jahr ist die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen um 69 Prozent gestiegen. Fast 45 Prozent davon – das sind mehr als 1.200 Personen - haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Erweitert man den Kreis auf unter 30-Jährige, haben wir rund 2.000 Personen ohne Ausbildung. Mit den Mitteln der Joboffensive können wir diesen Menschen eine fundierte Berufsorientierung mit zukunftsträchtiger Ausbildung und der Wirtschaft dringend benötigte Fachkräfte bieten,“ stellt AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer fest und appelliert in diesem Zusammenhang, die erfolgreiche Möglichkeit der Erwachsenenlehre zu nutzen: „Wir können zwei bewährte und attraktive Fördermodelle anbieten, um die Lehrlingslücke zu verkleinern. Mit der ‚Lehre 18 plus‘ erhalten Betriebe, die einen jungen Erwachsenen einstellen, einen Zuschuss und gleichzeitig einen Lehrling, der bereits etwas gereifter ist und anstelle der Lehrlingsentschädigung einen Hilfsarbeiterlohn erhält. Das andere Modell ist die arbeitsplatznahe Qualifizierung, kurz AQUA. Hier folgt die Ausbildung am Arbeitsplatz passgenau den betrieblichen Anforderungen. Der angestrebte Lehrabschluss erfolgt dabei teilweise in der Hälfte der regulären Lehrzeit. Die finanzielle Absicherung der Teilnehmer erfolgt durch das AMS. Eine große Chance für Erwachsene, die Zeit der Krise zu nutzen und sich so, als Fachkraft der Zukunft, krisensichere Jobs zu sichern.“
Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. April 2021