Der steirische Arbeitsmarkt 2019 - eine Bilanz zum Halbjahr

Die Arbeitslosigkeit in der Steiermark ging im ersten Halbjahr 2019 im Schnitt um 6,3 Prozent zurück. In den kommenden Monaten ist jedoch wieder mit einem Anstieg zu rechnen.


  • Veröffentlicht 22.08.2019
  • Bundesland Steiermark

Im ersten Halbjahr 2019 entwickelte sich der steirische Arbeitsmarkt noch sehr erfreulich: Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit sank gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent auf 34.717 Personen. Nach Tirol und Kärnten bedeutete das gemeinsam mit dem Burgenland den stärksten relativen Rückgang aller Bundesländer. Die Zahl der TeilnehmerInnen an Schulungen ging um 9,7 Prozent zurück. Im Schnitt waren somit 42.556 Personen ohne Job (arbeitslos oder in Schulung; -6,9 Prozent). Bei den Langzeitarbeitslosen betrug der Rückgang sogar 16,8 Prozent. Im Schnitt bezogen 4882 beim AMS vorgemerkte Personen die bedarfsorientierte Mindestsicherung, davon 2908 teilunterstützt (mit AMS-Leistungsbezug, -9,1 Prozent) und 1974 vollunterstützt (ohne AMS-Leistungsbezug, +0,7 Prozent).

Die Anzahl der unselbständig Beschäftigten ist indes um 2,1 Prozent auf 527.973 gestiegen, die Arbeitslosenquote lag bei 6,2 Prozent (-0,5 Prozentpunkte). Im Durchschnitt wurden dem AMS 11.344 offene Stellen (+15,6 Prozent) sowie 871 offene Lehrstellen gemeldet (+30,5 Prozent).

Potenzial ausschöpfen

„Insgesamt konnten wir im ersten Halbjahr eine Fortsetzung des Rückgangs der Arbeitslosigkeit beobachten“, betont AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe. „Viele unserer Initiativen und Veranstaltungen zielten darauf ab, das bestehende Arbeitskräftepotenzial noch stärker auszuschöpfen und arbeitsuchende Personen an Unternehmen zu vermitteln. Ich denke hier etwa an die schon traditionelle Jobmesse für den Sommertourismus oder die Jobbörse für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte am 24. Juni.“

800 Jugendliche nahmen an den beiden Lehrlingscastings für die Industrie in Leoben und Graz teil. „DIE Messe!“ am Internationalen Frauentag (8. März) und die „Girls‘ Week“ Ende April zeigten die großen Chancen für Mädchen und Frauen in technisch-handwerklichen Berufen auf. „Unsere Kampagne ‚Fachkräfte planen statt suchen‘ rückte das AMS Steiermark als Partner der Firmen bei Personalplanung und -qualifizierung in den Mittelpunkt“, erklärt Snobe weiter.

Demografischer Wandel

Für die kommenden Monate im Jahr 2019 erwartet das AMS Steiermark jedoch wieder einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit: „Das schwächer werdende Wirtschaftswachstum macht sich bemerkbar. Zuversichtlich stimmt aber, dass die Zahl der Beschäftigten in unserem Bundesland weiter steigt. Es gilt daher, vor allem jene Personengruppen zu unterstützen, die sich bekanntermaßen schwerer am Arbeitsmarkt tun wie Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, mit geringer Qualifikation oder Migrationshintergrund sowie ältere Arbeitsuchende und Langzeitarbeitslose. Diese Bemühungen werden uns natürlich auch das gesamte folgende Jahr 2020 beschäftigen und fordern“, sagt Snobe.

Mittel- und langfristig wird sich, wie Trendberechnungen für den steirischen Arbeitsmarkt aufzeigen, der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel zu einer immer größer werdenden Herausforderung entwickeln. AMS-Chef Snobe erläutert dazu: „In den kommenden Jahren werden viele geburtenstarke Jahrgänge in Pension gehen und es rücken immer weniger junge Leute nach. Von diesen personellen Lücken werden wichtige Branchen wie die Industrie, der Tourismus oder der Pflegesektor besonders stark betroffen sein.“

Ziele und Maßnahmen

Aus diesem Grund will das AMS Steiermark

  •  vorhandene Potenziale für Vermittlung und Qualifizierung noch besser nutzen
  • der Digitalisierung stärker Rechnung tragen (Ausbau digitaler Lerninhalte und Lernformen)
  • Fachausbildungen in Mangelberufen weiter forcieren
  • Unternehmen bei der Arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA) unterstützen
  • einen Schwerpunkt auf das Thema betriebliche Lehre setzen

Daten & Fakten – 1. Halbjahr 2019

  • Rund 44.400 arbeitslos gemeldete Personen fanden mit Unterstützung des AMS wieder Arbeit. Etwa 60 Prozent der vorgemerkten KundInnen ohne Einstellzusage haben innerhalb der ersten drei Monate ihrer Arbeitslosigkeit wieder zu arbeiten begonnen.
  • Mehr als 700 Personen haben alleine über das Format AQUA – arbeitplatznahe Qualifizierung – und diverse Stiftungen erfolgreich eine Fachausbildung abgeschlossen. 222 Personen absolvierten die Lehrabschlussprüfung (LAP). Dazu kommen insgesamt fast 1700 Ausbildungen im Bereich "Qualifizierung für Beschäftigte" sowie mehr als 550 Lehrstellen-Förderfälle.
  • Knapp 38.000 offene Stellen wurden entgegengenommen, rund 33.000 konnten mit Unterstützung des AMS auch wieder besetzt werden. Rund 44 Prozent aller offenen Stellen (ohne Lehrstellen) wurden innerhalb eines Monats besetzt.
  • Die Einschaltung des AMS in den steirischen Stellenmarkt (Anteil der mit Unterstützung des AMS besetzten offenen Stellen an allen neu enststandenen Dienstverhältnissen) betrug rund 52 Prozent.
  • Mehr als 260.000 Vermittlungsvorschläge für beim AMS gemeldete offene Stellen wurden an KundInnen ausgegeben – rund 30.000 mehr als im ersten Halbjahr 2018.
  • Rund 53.000 Anträge auf Existenzsicherung wurden bearbeitet.
  • 3186 Sperren (+1,8 Prozent) von Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe wurden verhängt, weil eine zumutbare Beschäftigung oder AMS-Schulung nicht angenommen wurde (§10 Arbeitslosenversicherungsgesetz, AlVG).
  • Mehr als 26.000 Personen besuchten die neun steirischen BerufsInfoZentren (BIZ). 337 Schulklassen mit fast 7000 SchülerInnen wurden von den BIZ-BeraterInnen betreut.
  • Insgesamt beantworteten die MitarbeiterInnen der ServiceLine (AMS Call Center) knapp 309.000 Anrufe von Arbeitsuchenden oder Betrieben. Die durchschnittliche Wartezeit bis zur Entgegennahme des KundInnen-Anrufs betrug dabei 26 Sekunden.
  • Drei Viertel der arbeitsuchenden KundInnen und der Betriebe (78,3 bzw. 74,5 Prozent) sind mit der Leistung des AMS sehr zufrieden oder zufrieden.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 11. März 2020