Corona und Arbeitslosigkeit
Die COVID-19-Pandemie hat ab März 2020 weltweit zu einem Einbruch der Weltwirtschaft geführt und Teile davon fast gänzlich lahmgelegt. Die schwerste Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist für die österreichische Volkswirtschaft damit 2020 unvermeidbar. Das WIFO erwartet für heuer in Österreich einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um zumindest 5,2%. Das Produktionsniveau des Jahres 2019 wird voraussichtlich frühestens Anfang 2022 wieder erreicht.
Die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie haben international und in Österreich enorme Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die verhängten Angebotsbeschränkungen beeinträchtigen einerseits die Produktionsmöglichkeiten und ziehen andererseits Nachfrageausfälle nach sich. Die unmittelbare starke Reaktion auf dem Arbeitsmarkt prägt auch die mittelfristige Arbeitsmarktentwicklung. Derzeit zeigt sie sich in einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Beschäftigungsrückgang und einer massiven Inanspruchnahme von Kurzarbeit.
Ende März stieg die Zahl der beim AMS registrierten Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr um beinahe 200.000, die aktive unselbständige Beschäftigung sank um rund 182.000. Das Ausmaß dieser Reaktion alleine lässt befürchten, dass die wirtschaftlichen Folgen und damit auch die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt noch länger spürbar sein werden.
Massiv sind die Auswirkungen vor allem in jenen Wirtschaftsbereichen, die unmittelbar von Schließungen betroffen sind und in denen Stabilisierungsmaßnahmen, insbesondere die Kurzarbeit, aufgrund stark fluktuierender Beschäftigung kaum in Anspruch genommen werden. Das betrifft besonders das Beherbergungs- und Gaststättenwesen.
Die Hälfte des Beschäftigungsrückganges im März 2020 entfiel auf das Beherbergungs- und Gaststättenwesen.
In anderen Wirtschaftsbereichen greift dagegen das Kurzarbeitsmodell stärker und wirkt beschäftigungsstabilisierend. Im Handel etwa betrug der Beschäftigungsrückgang trotz der Betriebssperren im Bereich der nicht versorgungskritischen Güter nur 1,8% (9.950 Beschäftigungsverhältnisse). Die Zunahme der Arbeitslosigkeit hat eine ähnliche Struktur wie der Rückgang der Beschäftigung: Knapp ein Drittel des Anstieges im März 2020 entfiel allein auf das Beherbergungs- und Gaststättenwesen (+61.110 Arbeitslose).
Die aktuelle Phase ist von hoher Unsicherheit geprägt. Folgende Annahmen kann man auf Grundlage der vorhandenen Daten treffen:
Die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit einer Arbeitskraft sinkt durch die Kurzarbeit und den Abbau von Überstunden-, Urlaubs- oder Zeitguthabenabbau. Dadurch werden Beschäftigungseinbußen gedämpft und die Beschäftigung sinkt 2020 schwächer als die Wirtschaftsleistung.
2021 weiten Kurzarbeitende ihre Arbeitszeit wieder aus, das Wirtschaftswachstum schlägt sich also nicht voll in einer Zunahme der Beschäftigungsverhältnisse nieder.
Das bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit infolge des Beschäftigungsabbaus und der Verschlechterung der Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit auch 2021 steigen wird.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 19. Mai 2020