Neue Perspektiven durch die Corona-Stiftung

Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus und AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe präsentierten am Donnerstag eine neue Corona-Stiftung. Diese soll bis zu 5.000 Menschen, die im Zuge der Coronakrise ihren Arbeitsplatz verloren haben, Qualifizierungen und damit neue Job-Perspektiven ermöglichen. Die Stiftung soll aus Mitteln des Landes Steiermark, des AMS und der beteiligten Unternehmen gespeist werden und mit bis zu 40 Millionen Euro dotiert sein. Ein Start ist mit 1. September 2020 geplant.


  • Veröffentlicht 04.06.2020
  • Bundesland Steiermark

Knapp 55.000 Menschen in der Steiermark waren mit Ende Mai arbeitslos. Das ist ein Plus von 84,6 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres. „Die Folgen der Corona-Pandemie haben die positive Arbeitsmarktentwicklung in den vergangenen fünf Jahren zunichtegemacht. 43 Prozent des gesamten steirischen Arbeitskräftepotenzials sind aufgrund Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen“, stellten Soziallandesrätin Doris Kampus und AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe fest. Kampus und Snobe präsentierten vor dem Hintergrund der historischen Krise die größte Joboffensive in der Steiermark seit Jahrzehnten. Aus Mitteln des Landes Steiermark, des AMS und der beteiligten Unternehmen wird die Corona-Stiftung Steiermark mit insgesamt 40 Millionen Euro dotiert. Mit diesem Betrag ist es möglich, 5.000 Frauen und Männern in der Steiermark durch Qualifizierungsmaßnahmen neue Jobaussichten zu eröffnen.

Geplanter Start mit 1. September 2020

„Mit dieser Joboffensive setzen wir auf das äußerst erfolgreiche Modell von Stiftungen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausbildung verbessern, um auf diese Weise ihren Job zu behalten oder durch eine Umschulung einen neuen Arbeitsplatz finden können“, erläutert die Soziallandesrätin. „Im Nachhall der Pandemie, die uns am Arbeitsmarkt noch lange beschäftigen wird, ist eine Stiftung die schnellste und erfolgversprechendste Maßnahme“, betont der AMS-Geschäftsführer.

Was sind die Eckpunkte der Stiftung und wann startet sie?

Die Corona-Stiftung Steiermark verbindet eigentlich zwei Stiftungsmodelle in einem System:

1. „Regionalstiftung“: Sie hilft Klein- und Mittelbetrieben, wenn sie einen Teil ihrer Arbeitskräfte entlassen müssen und diesen verdienten KollegInnen als Schadensminderung die Teilnahme an einer beruflichen Weiterbildung mitfinanzieren. Mit Auflagen wird danach sogar die Wiederbeschäftigung im alten Unternehmen möglich. Ziel ist jedenfalls ein neues Dienstverhältnis.

Kombiniert wird das Angebot mit einer

2. „Insolvenzstiftung“ für ehemalige Beschäftigte eines insolventen Betriebes, wenn sie Schwierigkeiten haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die offene Insolvenzstiftung ist für Fälle konzipiert, wo das ehemalige Unternehmen nicht mehr als 20 MitarbeiterInnen hatte. Insolvenzstiftungen sind von Großpleiten bekannt. Bei größeren Unternehmen ist immer zu prüfen, ob besondere Maßnahmen erforderlich sind.

Geplant ist ein Start der Corona-Stiftung Steiermark mit 1. September 2020.

Beibehalten und als wichtige Ergänzung gesehen werden die erfolgreichen Implacement-Stiftungen „Pflege“ und „Klima“. Diese etablierten Arbeitsmarktinitiativen haben in der Vergangenheit Unternehmen erfolgreich unterstützt, ihr notwendiges Fachpersonal zu erhalten. „In der Krisenbewältigung werden wir die Synergien unserer Systeme nutzen und versuchen, gekündigte Arbeitskräfte in Zukunftsberufe bzw. in jene die sich als robust erweisen, zu qualifizieren“, sagt Snobe.

Mit dem Angebot der Klimastiftung werden überdies Ziele auf unterschiedlichen Ebenen verfolgt. Neben dem Ziel, Unternehmen und arbeitsuchende Personen optimal zusammenzubringen und individuell auf neue Arbeitsplätze hin zu qualifizieren, soll die Stiftung die Umsetzung der Klima- und Energiestrategie 2030 des Landes Steiermark unterstützen und nachhaltig bei der Erschließung neuer Jobs in neuen Feldern mitwirken. Vorgesehen sind vorerst 140 Stiftungsplätze.

Soziallandesrätin Doris Kampus und AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe

Bild: Soziallandesrätin Doris Kampus und AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe präsentieren eine neue Corona-Stiftung.

Bis zu 5.000 TeilnehmerInnen

Wie viele Personen können in der Stiftung aufgenommen werden und wer wählt sie aus?

Kalkuliert ist die Corona-Stiftung für bis zu 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, jeweils 2.500 in dem Segment der Insolvenzstiftung und 2.500 in der Regionalstiftung. Die Insolvenzstiftung wird nur von Land und AMS dotiert, im Falle der Regionalstiftung leisten auch die Unternehmen einen Beitrag. Die Teilnahmevoraussetzungen werden vom AMS geprüft und im Einzelfall genehmigt. Ein Einstieg ist voraussichtlich bis Ende 2021 möglich und hängt von der Arbeitsmarktentwicklung ab. Die Zielgruppe sind Personen mit Wohnsitz in der Steiermark, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Pro Teilnehmerin und Teilnehmer werden Kosten von ca. 8.000 Euro veranschlagt. Die Stiftung soll bis Ende 2024 laufen.

Welche finanziellen Leistungen erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Sie beziehen weiterhin ihre Arbeitslosenunterstützung sowie eine monatliche Zusatzleistung von 60 Euro. Es wird mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 19 Monaten gerechnet.

Neue Perspektiven für Jugendliche

Einen weiteren Schwerpunkt setzen das Sozialressort des Landes und das AMS für Jugendliche, die besonders von der Corona-Pandemie und ihren Folgen betroffen sind. Unter ihnen gibt es einen massiven Anstieg an Arbeitslosigkeit. So weisen die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice ein Plus von 107,7 Prozent bei der Jugendarbeitslosigkeit aus. „Wir können und müssen rasch gegensteuern und Maßnahmen setzen“, betonte Soziallandesrätin Doris Kampus. Auf ihren Antrag hin hat die Landesregierung die Errichtung zweier weiterer Produktionsschulen mit insgesamt 100 Plätzen für am Arbeitsmarkt benachteiligte Jugendliche beschlossen. Da der Anstieg der Arbeitslosenquote von Menschen unter 25 Jahren in den Bezirken Liezen und Leibnitz am stärksten ist, sind diese Regionen auch als Standorte vorgesehen. Für das Projekt steht eine Million Euro zur Verfügung.

Besonders stark betroffen sind junge Menschen an der Schwelle zum Erwerbsleben mit Bildungsdefiziten und unklaren Berufsvorstellungen. „Wir wollen nicht, dass jemand mit einem solchen Rucksack ins Arbeitsleben startet. Daher bieten wir diese individuell abgestimmte Unterstützung an. Produktionsschulen sind eine gute Überbrückung, die es ermöglicht, Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen für den Arbeitsalltag zu erwerben“, sagt die Soziallandesrätin. Ziel ist die passgenaue Begleitung und Betreuung der jungen Menschen, um den Weg zu einer Lehrausbildung und in die Arbeitswelt zu ebnen.

„Die Lehre in ihrer dualen Form ist ein Erfolgsmodell, sichert den Nachwuchs an Fachkräften und sorgt grundsätzlich für eine geringe Jugendarbeitslosigkeit“, ergänzt Snobe. Da sich derzeit jedoch rund die Hälfte aller Lehrausbildungsbetriebe in der Steiermark in Kurzarbeit befindet, sei ein weiterer Rückgang der offenen Lehrstellen absehbar. „Finanzielle Anreize werden nicht ausreichen, um diese Lücke in der Lehrausbildung zu schließen. Aus diesem Grund planen wir, die überbetriebliche Lehrausbildung ÜBA auszuweiten“, erklärt der AMS-Landesgeschäftsführer. Im kommenden Ausbildungsjahr von Herbst 2020 bis Herbst 2021 sollen insgesamt 770 Ausbildungsplätze für NeueinsteigerInnen zur Verfügung stehen. Dafür sind aber noch entsprechende Beschlüsse des AMS Österreich notwendig.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 04. Juni 2020