Virtual Reality in der Berufsorientierung: Virtuell in Berufswelten eintauchen
Durch den Einsatz von Virtual Reality in der Berufsorientierung bereitet Jugend am Werk - im Auftrag des AMS Steiermark tätig - Jugendliche zukunftsweisend auf den Arbeitsmarkt von morgen vor. Damit wird gezielter auf die sich ändernden Anforderungen bei Berufen und Ausbildungen eingegangen. Zusätzlich werden die digitalen Kompetenzen der Jugendlichen gefördert.
In der Berufsorientierung werden Jugendliche, die nach Beendigung ihrer Schullaufbahn vor dem Einstieg in die Arbeitswelt stehen, darin unterstützt, eigene Interessen, Kompetenzen und Ziele kennen zu lernen und geeigneten beruflichen Optionen gegenüberzustellen. Die sich stetig verändernden Anforderungen am Arbeitsmarkt erschweren vielen Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Durch den Einsatz von Virtual Reality in der Berufsorientierung bietet Jugend am Werk Steiermark nun eine zusätzliche innovative Möglichkeit, Berufsbilder und Informationen zu vermitteln. Auf diese Weise erhalten Jugendliche, die beim AMS Steiermark als lehrstellensuchend vorgemerkt und an Berufsorientierungsprojekte zugewiesen wurden, Unterstützung dabei, in eine Lehrausbildung oder eine andere Ausbildung (wieder) einzusteigen.
Einen Arbeitstag hautnah miterleben
Im VR-Studio von Jugend am Werk im Grazer Gürtelturm können Teilnehmende Ausbildungsangebote und Berufe durch bildhaftes, virtuelles Lernen hautnah erleben. „Ich kann einen Arbeitstag in unterschiedlichen Berufen direkt miterleben. Das ist fast so, als würde ich für einen kurzen Moment selbst dort arbeiten,“ zeigt sich Lisa P. (Name geändert), Teilnehmerin des Projekts My Life, begeistert. „Mit der VR-Brille bin ich echt mittendrin. Es ist ganz anders, als wenn ich nur ein normales Video ansehe und es macht auch Spaß.“ Durch den Einsatz und Umgang mit neuen Technologien werden die Jugendlichen gleichzeitig digital geschult. Das schafft einen zusätzlichen positiven Effekt. Denn, waren digitale Kompetenzen früher nur erwünscht, so werden sie mittlerweile als essenziell vorausgesetzt.
Lernen findet also längst nicht mehr nur in der realen, sondern auch in der virtuellen Welt statt und besonders die letzten zwei Jahre zeigen, dass Kollaboration, Austausch, Vermittlung und Weiterbildung online einen immer größeren Pool an Möglichkeiten für Arbeit und Lernen bieten. Auch in Berufssparten, die bisher weniger von Digitalisierung betroffen waren, spielen digitale Kompetenzen eine zunehmend wichtigere Rolle.
Positive Auswirkung auf Motivation
Doch der verstärkte Fokus auf Digitalisierung führt häufig auch zu Ausgrenzungen. So erfahren gerade Jugendliche aus einkommensschwachen Familien vielfach sowohl Einschränkungen durch mangelnde Sprachkenntnisse als auch durch fehlendes technisches Equipment. Was Online-Meetings jetzt schon leisten, kann mit VR-Brillen auf ein neues Level gebracht werden. Doch dafür braucht es neben den technischen Mitteln auch digitale Kompetenzen. Die virtuelle Welt muss kennengelernt, erspürt und erprobt werden. Das gelingt am besten durch „Game-Based-Learning“ in VR. So kann der Umgang mit neuen digitalen Technologien erfahren werden, zu denen sonst gerade für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien häufig kein Zugang besteht.
„Aus unserer Verantwortung in der beruflichen Bildung und als Auftragnehmer des AMS Steiermark, haben wir die Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer ständig im Blickfeld, um bestmöglich Unterstützung, Betreuung und Qualifizierung sicherzustellen“, betont Walerich Berger, Geschäftsführer bei Jugend am Werk Steiermark. „Dabei gilt es zu beachten, dass durch die Erweiterung in der Methodenvielfalt auch die Wirksamkeit in der Berufsorientierung steigt.“ Hierzu zählt auch der Umgang mit neuen Medien, die die Berufsorientierung unterstützen. „Beim Einsatz von VR-Brillen in der Berufsorientierung können Jugendliche mit geringeren sprachlichen Kompetenzen Berufsbilder und die Anforderungen an Fachkräfte am Arbeitsmarkt der Zukunft besser erfahren und erfassen als im direkten Vortrag oder der reinen Textdarstellung. Das wirkt sich auch auf die Motivation von Jugendlichen sehr positiv aus,“ so Berger.
Bestmöglicher Start ins Arbeitsleben
Auch für das AMS Steiermark ist der Einsatz von Virtual Reality in der Berufsorientierung eine innovative Methode. „Jeder und jede Jugendliche verdient die bestmöglichen Startbedingungen auf dem Weg ins Arbeitsleben,“ unterstreicht Christina Lind, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Steiermark, die Wichtigkeit der digitalen Förderung. „Daher ist es uns ein arbeitsmarktpolitisches Anliegen, all jene Jugendliche speziell zu fördern, die noch unsicher sind und denen es schwerfällt, eine Entscheidung zu fällen. Über Virtual Reality, also über das spielerische Eintauchen in neue, unbekannte Berufswelten, bieten wir dabei wertvolle Unterstützung – und schulen gleichzeitig wichtige digitale Skills, die im heutigen Berufsleben immer mehr zum Standard gehören.“
Gleichzeitig sprechen noch weitere Aspekte dafür, neue Technologien in die Berufsorientierung zu integrieren. So sind virtuelle Räume auch in der Lage, Stress zu reduzieren und sich positiv auf die mentale Gesundheit auszuwirken. Treffen sich Jugendliche etwa als Avatare im virtuellen Raum, können sie durch das alternative Gruppensetting oft wesentlich freier und offener interagieren.
Neue Technologien, neue Chancen
„Dies ist möglich, da eine andere Rolle eingenommen wird und in virtuellen Räumen Barrieren abgebaut werden,“ erklärt Johanna Pirker vom Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz. Zusammen mit ihrem Team forscht sie an der TU Graz daran, Computerspiele zu kreieren, „die uns besser machen“ und Bildung vermitteln können. „Wir müssen dringend anfangen, umzudenken. Neue Technologien liegen aktuell in allen Bereichen im Trend und bieten zahlreiche neue Chancen, die es gilt zu nutzen. Natürlich auch im Bildungsbereich,“ so Pirker. „Mittlerweile nützen wir VR im Lernumfeld bereits seit vielen Jahren und konnten sehr gute Erfolge damit erzielen.“
Durch gezielte Berufsorientierung, digitale Schulungen und den Abschluss einer Ausbildung, die ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht, werden die Jugendlichen nicht nur in ihren sozialen und digitalen Kompetenzen gestärkt, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Zusätzlich erhalten sie die Möglichkeit, als zukünftige Fachkräfte in Unternehmen erfolgreich zu sein und dem Fachkräftemangel damit nachhaltig entgegenzuwirken. Ein Profit für alle Beteiligten.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 09. Februar 2022