Arbeitsmarktbilanz 2022 mit einem Ausblick auf 2023 im Bezirk Liezen
Themen wie der Angriffskrieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Inflation, Lieferkettenprobleme und ein Arbeitskräftemangel prägten das Arbeitsmarktgeschehen 2022 und werden auch in den kommenden Monaten noch im Fokus der Arbeitsmarktpolitik bleiben und die regionalen Entwicklungen beeinflussen.
6.918 Personen oder 503 Personen weniger, waren im Bezirk Liezen im letzten Jahr von Arbeitslosigkeit betroffen und zu mindestens einmal im Laufe des Jahres beim AMS Liezen als arbeitslos vorgemerkt. Im Gegenzug suchten viele Unternehmen Personal und die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen lag mit 1.712 Jobs deutlich über dem Vorjahr.
Die Geschäftsstellenleitung des AMS Liezen, Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer, zieht mit den beiden Zweigstellen im Bezirk, in Bad Aussee und Gröbming, eine Bilanz am regionalen Arbeitsmarkt über ein weiteres Jahr, das ganz im Zeichen multipler Krisen gestanden ist.
Robuster Arbeitsmarkt trotz unterschiedlicher Krisen
Der Rückblick auf das Jahr 2022 zeigt einen außergewöhnlich robusten Arbeitsmarkt im Bezirk Liezen. „Trotz der vielen Krisen und der Konjunkturabschwächung seit dem zweiten Halbjahr beobachten wir einen stabilen regionalen Arbeitsmarkt, mit einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit und den niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit über 30 Jahren“, informiert AMS Liezen Leiter Helge Röder. „Speziell über die Sommermonate, von Mai bis September, hatten wir fünf Monate in Folge eine Vollbeschäftigung und einen Rekordwert an offenen Stellen im Bezirk“, resümiert Röder.
Die Nachfrage nach Personal hat sich weiter verschärft und nahezu in allen Branchen werden Arbeits- und Fachkräfte gesucht. Mit Ende des Jahres befanden sich die Arbeitsmarktkenndaten wieder unter dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019.
Die Arbeitslosigkeit ist im letzten Jahr um 522 Personen oder 25,9 Prozentpunkte auf 1.492 Personen im Jahresdurchschnitt gesunken. Das Angebot an offenen Stellen ist um 299 oder 21,2 Prozentpunkte angestiegen und betrug durchschnittlich 1.712.
Am Lehrstellenmarkt standen im Jahresschnitt 22 Lehrstellensuchenden 305 Lehrstellen gegenüber oder anders gesagt: Auf eine lehrstellensuchende Person im Bezirk Liezen kamen 14 freie Lehrstellen.
Das Jahr 2022 stand ganz im Zeichen von Sonderprogrammen: Neben dem Auslaufen der Corona- Joboffensive oder die Abwicklung der Saisonstarthilfe für Tourismusbetriebe, standen die Bekämpfung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit, die Qualifizierung von Fachkräften oder die Integration von Vertriebenen aus der Ukraine im Mittelpunkt der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten des AMS Liezen.
Qualifizierung ein Schlüssel gegen den Fachkräftemangel
Insgesamt haben 741 Personen eine Schulung über bzw. mit Unterstützung des AMS Liezen abgeschlossen. 310 Schulungsteilnehmer_innen besuchten im Schnitt eine Aus- und Weiterbildung über das AMS.
Im Rahmen der Fachkräftequalifizierung setzte das AMS Liezen speziell wieder auf arbeitsplatznahe Ausbildungen. Die Fortsetzung von Programmen wie die Tourismusakademie Ennstal, die steirische Pflegestiftung in Kooperation mit dem Land Steiermark, Ausbildungen in den Bereichen Sprachen, Digitalisierung oder Kinderbetreuung, aber vor allem individuelle Stiftungsausbildungen mit den Unternehmen aus der Region, bildeten dabei die Schwerpunkte. 70 Personen konnten nach Abschluss ihrer Fachkräfteausbildung wieder auf einen Job in die Wirtschaft vermittelt werden.
Mit durchschnittlich 33.013 unselbständig Beschäftigten ist auch die Zahl der Beschäftigten weiter angestiegen (+663 oder +2,1 Prozent). Die regionale Arbeitslosenquote ist wieder gesunken und betrug 4,3 Prozent (ein Minus von 1,5 Prozent) und lag damit unter dem steirischen Wert mit 5,2 Prozent und dem Österreichwert mit 6,3 Prozent. Das AMS Liezen wurde von den Unternehmen mit der Besetzung von insgesamt 6.246 offenen Stellen und Lehrstellen beauftragt.
Dynamik am Arbeitsmarkt mit vielen Jobchancen
Das Jahr 2022 war von einer großen Arbeitsmarktdynamik geprägt: Zu Beginn des Jahres sicherte die Saisonstarthilfe den Start in die Wintersaison und es wurden insgesamt 1.178 Förderbegehren positiv bewilligt und eine Fördersummer in der Höhe von € 3,1 Millionen ausbezahlt. „Während des Jahres gab es in weiterer Folge die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit über 30 Jahren. Im Juni und Juli lagt die Arbeitslosenquote bei 3,0 Prozent“, informiert die stellvertretende Leiterin, Brigitte Wasmer des AMS Liezen. Insgesamt wurden im letzten Jahr 7.898 Anträge zur Existenzsicherung bearbeitet und rund 28,2 Millionen Euro an finanziellen Leistungen ausbezahlt. „Alle Geldleistungen zur Existenzsicherung wurden pünktlich ausbezahlt, im Jahresschnitt betrug die Bearbeitungsdauer 7,1 Tage“, so Wasmer.
„Auch im letzten Jahr hat das AMS Liezen die vielen Aufgaben und Herausforderungen mit großem Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigt, wofür ich mich gemeinsam mit meiner Stellvertreterin Brigitte Wasmer herzlich bedanken möchte“, betont Röder. Strukturen und Abläufe haben sich im AMS weiterentwickelt und speziell die Digitalisierung begleitet den Beratungsalltag.
„Viele unserer Dienstleistungen können über ein persönliches eAMS Konto abgewickelt werden. Von der Arbeitslosengeldbeantragung, der Abwicklung von Förderungen bis hin zu virtuellen Beratungsgesprächen gibt es viele Angebote, die digital erledigt werden können und eine Ergänzung zum persönlichen Kontakt bieten“, erklärt Röder. Im Rahmen von eJobMeetings wurden auch weiterhin auf virtuelle Jobbörsen gesetzt.
Aktion Sprungbrett als Chance für langzeitbeschäftigungslose Menschen
Von Erfolg gekrönt war die Aktion Sprungbrett der Bundesregierung: Mit diesem speziellen Programm konnte die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Personen (189 im Jahresschnitt) nahezu halbiert werden (-140 oder -42,6 Prozent). „Besonders erfreulich ist, dass 141 Menschen im Rahmen dieses Programms wieder einen Job und somit eine neue berufliche Perspektive im Bezirk gefunden haben“, informiert Röder über die positive Bilanz dieser speziellen Aktion des AMS im Auftrag des Arbeitsministers.
Die angekündigte Arbeitsmarktreform rund um Themen wie Arbeitslosengeld neu, Zumutbarkeit oder zum Zuverdienst wurde knapp am Ende des Jahres durch den Arbeitsminister abgesagt, da sich die Koalitionsparteien nicht auf die Umsetzung einigen konnten.
Blick nach vorne: Vermittlung und Qualifizierung trotz einem eingebremsten Wirtschaftswachstum
Die wirtschaftlichen Prognosen sind zwar nicht unbedingt sehr erfreulich, aber speziell ab dem zweiten Halbjahr sollte das Wirtschaftswachstum wieder zulegen. Herausforderungen für das AMS in den nächsten Monaten gibt es genug: Neben der Existenzsicherung und Stellenvermittlung von arbeitsuchenden Menschen wird ein spezielles Augenmerk auf die Ausbildung von Arbeitskräften im Rahmen von arbeitsplatz- und wirtschaftsnahen Qualifizierungen, mit Hilfe von Stiftungsausbildungen oder der arbeitsplatznahen Qualifizierungen gerichtet. „Wir sehen weiterhin eine große anhaltende Personalnachfrage in vielen Bereichen der Wirtschaft und wollen mit zielgerichteten und wirtschaftsnahen Ausbildungen in Zukunftsbereichen wie Metall, Elektro, IT, Umwelt oder im Gesundheits- und Sozialwesen entgegenwirken“, so Röder über die wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte.
Ein wesentliches Ziel bleibt die Integration von langzeitbeschäftigungslosen Personen und ein neuer spezieller Fokus liegt 2023 im steirischen Landeziel, bei der Vermittlung von Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Der Arbeitsmarkt 2022 im Bezirk Liezen
Rückgang der Arbeitslosigkeit um Minus 25,9 Prozent.1.492 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2022 im Bezirk Liezen arbeitslos gemeldet: Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein kräftiges Minus von 522 Personen oder -25,9 Prozent. Inklusive der 310 Schulungsteilnehmer_innen (-52 Personen oder -14,4%) waren damit im Schnitt 1.802 Personen ohne Job. Vom Rückgang bei der Arbeitsmarktentwicklung waren Frauen (-32,0% auf 678) stärker als Männer (-19,9% auf 813) betroffen.
Anstieg bei der Beschäftigung, Rückgang bei der Arbeitslosenquote und Monate mit Vollbeschäftigung
Die wirtschaftliche Erholung machte sich auch bei den Beschäftigtenzahlen mit einem Plus bemerkbar. Mit durchschnittlich 33.013 unselbständig Beschäftigten verzeichnete der Bezirk Liezen im Jahr 2022 einen weiteren Anstieg um +663 Personen oder einem Plus von 2,1 Prozent. Das führt zu einer Arbeitslosenquote für 2022 von 4,3 Prozent (ein Rückgang um minus 1,5 Prozentpunkte gegenüber 2021). Besonders erwähnenswert ist die Entwicklung von Mai bis September, wo eine Vollbeschäftigung mit den niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit über 30 Jahren beobachtet werden konnten. Im Juni und Juli betrug die Arbeitslosenquote 3,0 Prozent.
Rekordwerte bei den offenen Stellen
5.801 Jobsuchende konnten 2022 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden. Über das AMS Liezen wurden 5.995 freie Stellen vermittelt – rund 39 Prozent innerhalb von 30 Tagen und weitere 29 Prozent innerhalb von 3 Monaten. Der große Personalbedarf der Wirtschaft zeigte sich auch bei den Stellenmeldungen der Unternehmen: Beim Stellenzugang wird ein Plus von 99 oder
+1,7 Prozent auf 5.941 freie Jobs verzeichnet und die Rekordwerte vom Vorjahr wurden sogar nochmals übertroffen. Im letzten Jahr fanden wieder 895 Betriebskontakte im Rahmen von Betriebsbesuchen oder Boxenstopps durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service für Unternehmen statt.
Lehrstellenmarkt
22 Lehrstellensuchenden (-2 oder -8,2%) standen im letzten Jahr im Schnitt 305 Lehrstellen (+53 oder +20,9%), verteilt über viele Ausbildungsbereiche zur Verfügung. Insgesamt wurden dem AMS Liezen 476 Lehrstellen (+120 oder +33,7%) gemeldet. Neben virtuellen Lehrstellenbörsen hat im letzten Jahr auch wieder die BuK.li – die Berufs- und Karrieremesse in Bad Aussee, Gröbming und Liezen stattgefunden: www.buk.li
Rückgang der Arbeitslosigkeit bei allen Personengruppen
Am stärksten war der Rückgang im Jahresdurchschnitt bei den Personen im Haupterwerbsalter (25 bis unter 50 Jahre) mit einem Minus 27,0 Prozent auf 765 Personen und erfreulicherweise bei der Personengruppe über 50 Jahre, mit einem Minus von 26,9 Prozent auf 555 Personen. Aber auch bei ausländischen Arbeitsuchenden (-18,9%), bei Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (-18,1%) oder bei jungen Menschen unter 25 Jahre (-16,9%) war die Arbeitslosigkeit rückläufig.
Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit
Mit einem satten Minus von 42,6 Prozent sank die Arbeitslosigkeit von Personen, die bereits ein Jahr oder länger vom AMS Liezen betreut werden und von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen waren um -140 auf 188 Personen im Jahresdurchschnitt. Bei rund 30 Prozent der Kundinnen und Kunden (445 Personen) standen gesundheitliche Probleme einer raschen Jobvermittlung im Wege. Knapp ein Drittel der arbeitslosen Kundinnen und Kunden im Bezirk (493 Personen) verfügten über nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss
AMS Liezen Leiter Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer ziehen Bilanz über die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt und geben einen Ausblick auf die nächsten Monate im Bezirk Liezen
Diese Seite wurde aktualisiert am: 26. März 2024