Altersarmut bei Frauen: Gründe und was man dagegen tun kann

Altersarmut bei Frauen ist in Österreich ein Problem mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen. Zu den Hauptursachen von Altersarmut zählen die frauentypischen Erwerbsbiografien und die damit einhergehenden niedrigen Pensionen. Um dagegen anzukämpfen, ist bereits bei der Berufswahl und im Erwerbsleben anzusetzen. Entscheidend ist, die finanzielle Eigenständigkeit von Frauen zu fördern und die Altersvorsorge ausreichend aufzubauen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • In Österreich besteht ein sehr hoher Gender-Pension-Gap: Männer erhalten im Durchschnitt eine Alterspension, die um 40,55 % höher ist als die Alterspension von Frauen.
  • Laut Statistik gilt in Österreich jede 5. Frau ab 65 Jahren als armutsgefährdet: Gründe dafür sind unter anderem die langfristigen Auswirkungen von Teilzeitbeschäftigung, Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kinderbetreuung und ein niedrigeres Einkommen im Erwerbsleben.
  • Von Altersarmut betroffene Frauen haben mehr Ausgaben, als Einkommen vorhanden ist. Diese finanzielle Notlage hat Auswirkungen auf die Zufriedenheit und Lebensqualität. Zusätzlich werden Wohnkosten zur Belastung. Auch der Gesundheitszustand von armutsgefährdeten Pensionistinnen ist schlechter als jener von Pensionistinnen, die nicht unter Altersarmut leiden.

Altersarmut von Frauen: Erklärung

Altersarmut bedeutet, dass Menschen in der Pension nicht genug Pensionseinkünfte oder finanzielle Rücklagen haben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder an der Gesellschaft teilzuhaben.

Ab wann man von Altersarmut spricht, hängt von verschiedenen Faktoren, vor allem aber vom Lebensstandard in einem Land ab. Zur Bemessung der Armutsgefährdungsgrenze wird in vielen Ländern das Haushaltsnettoeinkommen herangezogen.

In Österreich sind vor allem Frauen von Altersarmut betroffen, da sie in ihrem Berufsleben oft niedrigere Einkommen erzielen als Männer, häufiger Teilzeit arbeiten und dadurch weniger in das staatliche Pensionssystem einzahlen. Daraus ergibt sich in der Pension eine finanzielle Notlage, die gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Personen hat.

Auch die Mitarbeit im Familienbetrieb kann die Altersarmut von Frauen erhöhen. Das liegt daran, dass diese Mitarbeit oft unentgeltlich und ohne Sozialversicherungsschutz erfolgt. In der Pension sind Frauen in diesen Fällen häufig von den Einkünften ihrer Familie abhängig. Eine Scheidung erhöht das Risiko der Altersarmut von Frauen zusätzlich. 

Eine weitere Rolle spielt auch der Umstand, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Sie müssen also mehr Jahre mit ihrer meist ohnehin schon geringeren Pension auskommen. Gleichzeitig steigen die Kosten für Gesundheit und Pflege im Alter.

Der Weg in die Altersarmut von Frauen

Einige der spezifischen Faktoren, die zur Altersarmut bei Frauen führen, sind: 

  • Gender-Pay-Gap:
    Frauen verdienen in Österreich durchschnittlich um 18,4 % weniger als Männer. Diese Einkommensungleichheit wird mit dem Gender-Pay-Gap ausgedrückt. Dadurch haben Frauen während ihrer Erwerbstätigkeit geringere finanzielle Einkommen zur Verfügung.
  • Ungleichheit in der Branchenverteilung:
    Technische und handwerkliche Berufe werden nach wie vor häufiger von Männern ausgeübt als von Frauen. Gerade im technisch-handwerklichen Bereich sind aber die Einkommen und Aufstiegschancen besser als in anderen Branchen. Frauen sind oft in Berufen mit niedrigeren Löhnen und schlechteren Aufstiegschancen vertreten. Das wirkt sich negativ auf die Möglichkeiten der Altersvorsorge aus.
  • Diskriminierung am Arbeitsplatz:
    Viele Frauen sind in der Berufswelt mit Benachteiligungen konfrontiert. Daraus ergeben sich schlechtere Karrierechancen, die wiederum negative Auswirkungen auf die Einkommenssituation und Pensionszahlungen haben.
  • Erwerbsunterbrechungen und nicht anerkannte Arbeit:
    Viele Frauen unterbrechen ihre Berufstätigkeit, um sich um die Kinderbetreuung zu kümmern. Auch wenn Karenzzeiten teilweise bzw. vollständig für die Berechnung der Alterspension anerkannt werden, reduziert sich in dieser Zeit das monatliche Einkommen von Frauen. Zudem haben Erwerbsunterbrechungen negative Auswirkungen auf die beruflichen Perspektiven von Frauen.
    Nach dem Wiedereinstieg können Frauen oftmals nicht in ihre vorherige Position zurückkehren. Auch sind Frauen nach der Babykarenz von Einkommenseinbußen betroffen. Das Einkommen von Frauen nach der Karenz beträgt im Median 83,3 % des Vor-Karenz-Einkommens. Im Vergleich dazu müssen Männer nach der Karenz mit keinem geringeren Einkommen rechnen. 
    Hinzu kommt, dass der Großteil der Arbeit innerhalb der Familie noch immer von Frauen übernommen wird. Das betrifft neben der Kinderbetreuung auch den Haushalt und die Pflege von Angehörigen. Diese Arbeit ist jedoch unbezahlt und wird für Pensionsleistungen nicht anerkannt. 
  • Hohe Teilzeitquote bei Frauen:
    Um Familie und Beruf vereinbaren zu können, arbeiten 50,7 % der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit. Männer hingegen arbeiten nur selten in Teilzeit (12,6 %). Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das monatliche Einkommen sowie auf die Pensionszahlungen.
  • Gender-Pension-Gap:
    Ein geringeres Erwerbseinkommen, langjährige Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen führen dazu, dass Frauen weniger in das Pensionssystem einzahlen als Männer. Eine Folge davon ist eine geringere monatliche Pensionsleistung.

Status quo: Altersarmut von Frauen in Österreich

In Österreich gilt eine Person dann als armutsgefährdet, wenn das Nettohaushaltseinkommen unter 60 % des Medianeinkommens liegt. Im Jahr 2022 lag die Armutsgefährdungsschwelle in Österreich für einen Einpersonenhaushalt bei 1.392 Euro pro Monat. Personen, die monatlich weniger als diesen Betrag zur Verfügung haben, gelten als armutsgefährdet.

Wie hoch sind die Pensionsbezüge in Österreich?

Die durchschnittliche Alterspension von Frauen beträgt 1.313 Euro, jene von Männern 2.229 Euro brutto (Stand 2022). Diese sehr unterschiedlichen Pensionshöhen machen gleich zwei Dinge deutlich:

  1. Frauen erhalten im Durchschnitt eine Alterspension, die unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro pro Monat liegt.
  2. Männer erzielen eine wesentlich höhere Alterspension als Frauen. Im Durchschnitt sogar eine um 40,55 % höhere Pensionszahlung.

Unterschiede in den Bundesländern

Große Unterschiede in der Pensionslücke gibt es im Bundesländer-Vergleich. Die höchste Pensionslücke verzeichnet Vorarlberg, gefolgt von Oberösterreich, Tirol und Steiermark. Am geringsten ist der Pension-Pay-Gap in Wien, gefolgt von Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und dem Burgenland.

Wie viele Frauen sind aber nun von Altersarmut betroffen? 

Die Armutsgefährdung bei Frauen ab 65 Jahren beträgt 18 %. Das bedeutet, in Österreich ist jede fünfte Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet. Besonders betroffen von Altersarmut sind mit 26 % alleinlebende Pensionistinnen. Im Vergleich dazu liegt die Armutsgefährdung von alleinlebenden Pensionisten bei 17 %.

Schlechtere Lebensqualität 

Altersarmut geht jedoch nicht nur mit einem zu geringen Einkommen einher, sie hat noch viel weitreichendere Auswirkungen. So hat Altersarmut einen negativen Einfluss auf den Gesundheitszustand. Von Armut betroffene Pensionistinnen haben einen schlechteren Gesundheitszustand als Pensionistinnen, die nicht von Armut betroffen sind. Zusätzlich stellen die Wohnkosten im Alter eine große Herausforderung dar. Für jede dritte armutsgefährdete Pensionistin sind die Wohnkosten sehr belastend. All das führt dazu, dass Frauen, die von Altersarmut betroffen sind, eine geringe Lebensqualität und Zufriedenheit aufweisen. 

Tipps: als Frau richtig vorsorgen

Um Altersarmut zu vermeiden, ist es wichtig, dass Frauen gezielte Handlungen setzen. Was aber können Frauen gegen Altersarmut tun? Die Vorsorge gegen Altersarmut beginnt schon bei der Berufswahl und setzt sich während des gesamten Erwerbslebens fort. Wir haben einige Tipps, wie Sie für Ihre Alterspension gut vorsorgen können:

  • Private Altersvorsorge:
    Durch regelmäßige Einzahlungen in eine private Vorsorge können Sie Ihre Altersvorsorge ausbauen und eventuelle Erwerbsunterbrechungen ausgleichen.
  • Freiwillige Höherversicherung:
    Die Höherversicherung ist eine freiwillige Zusatzversicherung im gesetzlichen Pensionsversicherungssystem, mit der versicherte Personen ihren künftigen Pensionsanspruch erhöhen können. Im Gegensatz zu einer Privatversicherung zahlen Sie nicht in eine separate Versicherung ein, sondern in das öffentliche Pensionssystem.
  • Vollzeitbeschäftigung anstreben:
    Mit einer Vollzeitbeschäftigung erzielen Sie nicht nur ein höheres Erwerbseinkommen, sondern zahlen auch mehr in das Pensionssystem ein, wodurch Sie später von einer höheren monatlichen Pensionszahlung profitieren.
  • Pensionshöhe berechnen:
    Um einen Überblick über Ihre zukünftige Pensionsleistung zu erhalten, ist es hilfreich, Ihre Pensionshöhe zu berechnen. So können Sie frühzeitig auf Pensionslücken reagieren.
  • Bewusste Berufswahl, gezielte Karriereplanung und Weiterbildung: Verbessern Sie Ihre beruflichen Perspektiven, indem Sie Ihre nächsten Karriereschritte gezielt planen und sich weiterbilden. Als professionelle Unterstützung können Sie dazu die verschiedenen Berufsberatungsangebote für Frauen in Anspruch nehmen. Achten Sie dabei auf eine bewusste Berufswahl, um traditionelle Rollenbilder hinter sich zu lassen, und ziehen Sie auch „klassische Männerberufe“ als Karriere in Betracht. Auch eine Umschulung auf einen besser bezahlten Beruf ist möglich. Dadurch können Sie Ihr Einkommen langfristig erhöhen.
  • Partnerschaftliche Aufteilung familiärer Aufgaben:
    Werden Aufgaben wie Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen zwischen den Partner_innen aufgeteilt, haben Frauen die Möglichkeit, gleichermaßen in die Altersvorsorge einzuzahlen.
  • Partnerschaftliche Altersvorsorge:
    Im Fall einer Teilzeitbeschäftigung oder während der Karenz kann der_die Partner_in einen Teil Ihrer Altersvorsorge übernehmen. So stellen Sie sicher, dass beide Personen unabhängig voneinander über eine ausreichende Altersvorsorge verfügen.
  • Finanzielle Planung:
    Durch eine genaue Haushaltsplanung können Sie herausfinden, wie Sie trotz reduzierten Einkommens aus Teilzeitbeschäftigung regelmäßig Geld für die Altersvorsorge beiseitelegen können.
  • Finanzielle Unabhängigkeit anstreben:
    Um im Alter finanziell abgesichert zu sein, ist es ratsam, sich bereits während der Erwerbstätigkeit nicht ausschließlich auf den_die Partner_in zu verlassen. Achten Sie stattdessen auf Ihre eigene ökonomische Unabhängigkeit.

FAQs

Wann spricht man von Altersarmut?

Altersarmut tritt dann auf, wenn Menschen in der Pension nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können.

Warum sind viele Frauen von Altersarmut betroffen?

Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und zahlen daher weniger in die Pensionsversicherung ein. Das führt zu einem sogenannten Gender-Pension-Gap, einer Lücke zwischen den Pensionen von Männern und Frauen. Zudem unterbrechen Frauen oft ihre Erwerbstätigkeit, um sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu kümmern.

Was kann getan werden, um Altersarmut frühzeitig zu verhindern?

Um Altersarmut bei Frauen frühzeitig zu verhindern, muss ihre finanzielle Unabhängigkeit bereits bei der Berufswahl und im Erwerbsleben gefördert werden. Dazu zählt beispielsweise das Schließen der Einkommenslücke zwischen Mann und Frau. Gleichzeitig ist die Teilzeitbeschäftigung ein wesentlicher Faktor, der zur Altersarmut beiträgt. Eine Vollzeitbeschäftigung anzustreben, ist somit ausschlaggebend für eine höhere Alterspension. Zusätzlich kann eine private Altersvorsorge eventuelle Einkommenslücken schließen. Auch die partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung unterstützt die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 24. Mai 2024