Mobbing am Arbeitsplatz

Kleine Streitereien und Konflikte am Arbeitsplatz sind nichts Ungewöhnliches. Wann jedoch von Mobbing gesprochen wird, ist für viele nicht immer leicht erkennbar. Hier erfahren Sie, was Mobbing ist und was es alles beinhalten kann. Wir geben Ihnen konkrete Beispiele und zeigen Ihnen, wie Sie auf Mobbinghandlungen reagieren können und wo Sie Hilfe finden.

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Der Begriff Mobbing beschreibt ein Verhalten am Arbeitsplatz, das darauf abzielt eine andere Person zu verletzen, einzuschüchtern, zu isolieren, zu schwächen, auszugrenzen oder vom Arbeitsplatz zu vertreiben.

Im Unterschied zu anderen konfliktreichen Situationen am Arbeitsplatz liegt Mobbing dann vor, wenn es

  • gezielt und systematisch sowie
  • über einen längeren Zeitraum und damit wiederholt

betrieben wird.

Vereinzelte Konflikte und Unstimmigkeiten mit Kolleginnen und Kollegen oder der Chefin bzw. dem Chef kommen in fast jeder Berufslaufbahn vor und sollten nicht mit Mobbing verwechselt werden.

Über die Arbeitshierarchie unterscheidet man folgende Formen von Mobbing:

  • Auf einer Ebene: zwischen Kolleginnen bzw. Kollegen
  • Von oben nach unten: durch Vorgesetzte gegenüber einer Arbeitsnehmerin bzw. einem Arbeitnehmer (wird auch Bossing genannt)
  • Von unten nach oben: durch eine Arbeitnehmerin bzw. einen Arbeitnehmer gegenüber Vorgesetzten (wird auch als Staffing bezeichnet)

Eine gesetzliche Definition für den Begriff Mobbing gibt es in Österreich nicht. Das bedeutet: Ob Mobbing vorliegt, muss immer im Einzelfall geklärt werden.

Was Mobbing alles beinhalten kann

Mobbing-Handlungen können sehr vielseitig sein, was eine klare Abgrenzung von anderen Konflikten am Arbeitsplatz oftmals erschwert.

Mobbing kann aus Handlungen bestehen, die sich direkt an die gemobbte Person wenden, wie zum Beispiel:

  • Beschimpfungen
  • Beleidigungen
  • Schikanen
  • Demütigungen
  • Ausgrenzungen (beispielsweise durch ignorieren)
  • Systematisches Schlechtmachen der Leistung
  • Systematisches Zuteilen unangenehmer Aufgaben

Beispiel:

Frau K. teilt sich mit Ihrer Kollegin Frau H. und zwei weiteren Kolleginnen ein Büro. Frau K. wird von Frau H. seit Monaten immer wieder beleidigt und beschimpft. Frau H. macht sich auch immer wieder über Frau K. lustig, sowohl über Ihr Aussehen, als auch über Ihre Art E-Mails zu verfassen und berufliche Telefonate zu führen. Frau K. wird zudem aus Unterhaltungen ihrer drei Büro-Kolleginnen ausgeschlossen. Frau K. leidet sehr unter der Situation und denkt bereits an einen Jobwechsel.

Mobbing kann aber auch indirekt erfolgen, indem die gemobbte Person von den Mobbing-Handlungen zu Beginn nichts mitbekommt. Hierzu zählen vor allem:

  • Verschweigen bzw. Ausschließen von wichtigen Informationen
  • Verbreiten von Gerüchten
  • Manipulation oder Löschung von geleisteten Arbeitsdokumente

Beispiel:

Herr C. ändert in einer Excel-Liste von Herrn M. immer wieder bewusst Daten, um seinem Kollegen zu schaden und vor seiner Vorgesetzten schlecht zu machen. Dies beginnt mit kleinen Änderungen von Geldbeträgen, die er in unterschiedlichen Dokumenten von Herrn M. durchführt. Nach ein paar Wochen nimmt Herr C. immer gravierendere Änderungen in verschiedenen Dokumenten für die Budgetabrechnungen von Projekten vor. Herr M. ist anfangs nur leicht verunsichert, mit der Zeit zweifelt er aber immer mehr an seinem Können, sein Selbstvertrauen nimmt stark ab und er hat große Angst Fehler zu machen.

Gründe und Ursachen von Mobbing

Weshalb es in Betrieben überhaupt zu Mobbing kommen kann, hat ganz unterschiedliche Ursachen. Häufige Gründe sind ein schlechtes Betriebsklima und eine mangelnde Arbeitsorganisation. Aber auch Neid, Konkurrenzkampf oder Antipathie unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bzw. Vorgesetzten fördern das Entstehen von Mobbing.

Weitere Gründe können sein:

  • Unterforderung
  • Überforderung (zu viel Stress)
  • Mangelnde Kommunikation oder Informationsweitergabe
  • Fehlende oder unzureichende Führung

Folgen von Mobbing

Mobbing kann bei den betroffenen Personen enorme gesundheitliche Auswirkungen haben. Die Folgen von Mobbing können sich sowohl psychisch als auch körperlich äußern. Zu den häufigen Folgen von Mobbing zählen:

  • Schlafstörungen
  • Atemnot
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Atemnot
  • Depression
  • Kopfschmerzen

Wer systematischen Mobbingversuchen ausgesetzt ist, erlebt häufig einen Verlust von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sowie das Gefühl der Hilflosigkeit. Wenn die Selbstzweifel und die Verunsicherung der Betroffenen immer größer werden, hat das oft zur Folge,  dass in der Arbeit vermehrt Fehler passieren und die Leistung abnimmt.

Kommt es aufgrund der Folgen von Mobbing zu vermehrten Krankenständen, so hat dies auch Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Mobbing ist also kein persönliches Problem der Betroffenen, sondern schadet im Extremfall der ganzen Firma.

Pflichten und Verantwortlichkeiten des Unternehmens

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber  haben laut Gesetz eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Arbeitsplätze sind so zu gestalten, dass das Leben und die Gesundheit, sowie die Würde und Integrität der ArbeitnehmerInnen geschützt wird.“

Wenn ein Mobbing-Vorwurf innerhalb des Unternehmens bekannt wird, muss die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber handeln, den Vorfall prüfen und die betroffene Mitarbeiterin bzw. den betroffenen Mitarbeiter auch schützen.

Mobbing: Die Rechtslage

In Österreich existiert kein eigenes Mobbinggesetz. In Abhängigkeit vom jeweiligen Mobbingvorfall können jedoch andere rechtliche Grundlagen, wie das Zivilrecht, das Strafrecht oder das Verwaltungsrecht angewendet werden.

Wie können Sie auf Mobbing reagieren?

Mobbing kann sich nur dort ausbreiten, wo es geduldet und nicht darauf reagiert wird. Je früher Sie eine Reaktion setzen, umso besser. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben:

  1. Führen Sie Aufzeichnungen
    Im Nachhinein ist es oft schwierig, Situationen detailgetreu wiederzugeben und sich an alles zu erinnern, deshalb kann es für Sie von großer Hilfe sein, eine Art Tagebuch über die einzelnen Mobbingangriffe zu führen.
  2. Vier-Augen-Gespräch mit der Person, die das Mobbing verursacht
    Mobbing startet meist ganz klein und nimmt mit der Zeit immer heftigere Formen an. Deshalb empfiehlt es sich, bereits rasch nach dem Bemerken von einer Mobbinghandlung zu reagieren und die Person, von der das Mobbing ausgeht, direkt zu konfrontieren. Am besten eignet sich dafür ein Vier-Augen-Gespräch, sodass sich andere Kolleginnen und Kollegen nicht in das Gespräch einmischen können. 
  3. Mit Führungskraft reden
    Sie möchten die Person, von der das Mobbing ausgeht, nicht direkt konfrontieren oder es hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht? Dann sollten Sie sich mit Ihrem Anliegen an Ihre Führungskraft wenden. 

Wo bekommen Sie Hilfe?

Sie sind selbst von Mobbing betroffen und auf der Suche nach Hilfe? Sofern das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, über einen Betriebsrat verfügt, können Sie sich mit Ihrem Anliegen an diesen wenden.

Eine weitere Möglichkeit Hilfe in Anspruch zu nehmen ist bei der Arbeitsrechtsabteilung Ihrer zuständigen Arbeiterkammer.

Falls Sie bereits unter gesundheitlichen Folgen des Mobbings leiden, sollten Sie darüber unbedingt mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin sprechen. 

Weiterführende Informationen

BerufsInfoZentren (BIZ)
Sie denken über einen Arbeitsplatzwechsel nach und suchen Unterstützung bei der beruflichen Um- oder Neuorientierung? Kommen Sie in einem unserer BerufsInfoZentren (BIZ) in Ihrer Nähe vorbei! Wir beraten Sie gerne. 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 15. Dezember 2021