Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt: Zahlen, Herausforderungen und Lösungen

Die Gleichbehandlung von Frauen, Männern und Menschen mit alternativen Geschlechtseinträgen ist in Österreich gesetzlich vorgeschrieben. Dennoch gibt es am Arbeitsmarkt erhebliche geschlechtsspezifische Ungleichheiten. Das betrifft die Erwerbsbeteiligung, die Arbeitsbedingungen, die Entlohnung, die Karrierechancen und die Alterssicherung. Diese Ungleichheiten haben weitreichende negative Auswirkungen auf die soziale Absicherung und die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und anderen benachteiligten Personengruppen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Frauen sind am Arbeitsmarkt in vielen Bereichen benachteiligt: Frauen verdienen für die gleiche oder gleichwertige Arbeit weniger als Männer, leisten in und für die Familie mehr unbezahlte Haus-, Betreuungs- und Pflegearbeit, arbeiten in schlechter entlohnten Branchen und Berufen und sind in Führungspositionen unterrepräsentiert.
  • Ökonomische Abhängigkeit, geringere Lebensqualität, fehlende soziale Absicherung und ein höheres Risiko für Altersarmut: Das sind einige der Folgen, von denen Frauen durch die Ungleichverteilung am Arbeitsmarkt betroffen sind.
  • Österreich ist per Gesetz zu einer Gleichstellung verpflichtet: Die Gleichstellung aller Bürger_innen ist in Österreich im Verfassungsrecht verankert. Zusätzlich ist eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts laut dem Gleichbehandlungsgesetz verboten.

Was versteht man unter Gleichstellung in der Arbeitswelt?

Gleichstellung in der Arbeitswelt bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung die gleichen Chancen und Rechte haben, eine Arbeit zu finden, auszuüben und dafür fair bezahlt zu werden.

Die Gleichbehandlung aller in Österreich lebenden Personen und daher auch die Gleichstellung von Mann, Frau und Menschen mit alternativem Geschlechtseintrag ist verfassungsrechtlich geregelt. Nach dem Verfassungsgesetz sind nicht nur alle Bürger_innen gleich, es darf auch keine Bevorzugung oder Diskriminierung aufgrund von Merkmalen wie dem Geschlecht gemacht werden.

Österreich ist somit verpflichtet, die Gleichstellung von Mann und Frau in allen gesellschaftlichen Bereichen, dazu zählt auch der Arbeitsmarkt, herzustellen.

Gleichbehandlungsgesetz

Zusätzlich ist die Gleichstellung von Frauen und Männern im Gleichbehandlungsgesetz geregelt. Das Gleichbehandlungsgesetz verbietet jede Form von Diskriminierung aufgrund desGeschlechts in der Arbeitswelt. Das bedeutet, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte und Pflichten haben, die gleichen Chancen und Möglichkeiten erhalten und die gleiche Bezahlung für gleiche oder gleichwertige Arbeit bekommen müssen. Das Gesetz schützt auch vor sexueller oder geschlechtsbezogener Belästigung am Arbeitsplatz.

Eine Gleichstellung am Arbeitsmarkt hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die Wirtschaft. Sie ermöglicht soziale Gerechtigkeit und sorgt für soziale Absicherung. Gleichwertige Entlohnung trägt dazu bei, dass Frauen und andere benachteiligte Personengruppen wie Menschen mit alternativem Geschlechtseintrag ein Leben in ökonomischer Unabhängigkeit führen können.

Status quo: Gleichstellung am österreichischen Arbeitsmarkt

Frauen und Männer sind auf dem österreichischen Arbeitsmarkt nach wie vor nicht gleichgestellt. Im Gegenteil, nach dem Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt, einem Rechner, der regelmäßig die Position von Frauen am österreichischen Arbeitsmarkt misst, liegen Frauen erst bei 76 % der Männerwerte.

Die Herausforderungen einer geschlechtsspezifischen Gleichstellung am Arbeitsplatz in Österreich sind vielfältig und betreffen unter anderem folgende Aspekte:

  • Große Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau:
    In Österreich verdienen Frauen im Durchschnitt 18,4 % weniger als Männer (2022). Diese Lohnlücke, auch Gender-Pay-Gap genannt, ist in fast keinem europäischen Land so hoch. Nur Estland verzeichnet noch höhere geschlechtsspezifische Lohnunterschiede.
  • Hohe Teilzeitquote bei den Frauen:
    50,7 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Das bringt nicht nur monatlich finanzielle Nachteile, sondern kann auch langfristige Folgen für Frauen haben. Dazu zählen die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner, geringere Karriereperspektiven und Altersarmut.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
    Mangelnde Kinderbetreuung ist für viele Frauen nach wie vor eine große Herausforderung beim Wiedereinstieg in den Beruf. Zusätzlich übernehmen Frauen zwei Drittel der unbezahlten Betreuungs- und Pflegearbeit im familiären Bereich. Diese ungleiche Verteilung beeinträchtigt das Einkommen und die Karriereverläufe von Frauen. Insbesondere beim Thema Karenz gibt es ein großes Potenzial für Gleichstellung. Frauen erreichen beim Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt im Themenbereich Familie nur 13 % der Männerwerte.
  • Beruf und Branche:
    Im Vergleich zu Männern sind Frauen in schlechter bezahlten Branchen und Berufen tätig. Diese Frauenzentrierung ist historisch gewachsen und führt nach wie vor zu einer geschlechtsspezifischen Teilung des Arbeitsmarktes. Frauen sind hauptsächlich im Gesundheits- und Sozialbereich (18,4 %), im Handel (16,6 %) und in der Bildung (15,9 %) tätig.
  • Mangelnde Mobilität in ländlichen oder abgelegenen Regionen:
    Da sich Frauen häufiger um die Kinderbetreuung und den Haushalt kümmern, müssen viele Wege miteinander verbunden werden, dazu zählt auch der Weg zur Arbeit. In vielen ländlichen oder abgelegenen Regionen fehlt jedoch der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch ein eigener Pkw. Dadurch sind Frauen häufig auf lokale Arbeitsmöglichkeiten angewiesen. Das erschwert die berufliche Weiterentwicklung und die Möglichkeit eines besser bezahlten Arbeitsplatzes.

Folgen und Auswirkungen der Benachteiligung

Geschlechtsbezogene Ungleichheiten am Arbeitsmarkt haben auf Frauen viele negative Folgen, die sie ihr ganzes Erwerbsleben und bis in die Pension begleiten. Zu den Auswirkungen zählen folgende Punkte:

  • Geringeres Lebenseinkommen:
    Frauen verdienen in ihrem Leben weniger als Männer, das ist nicht nur auf das geringere Erwerbseinkommen, sondern auch auf ein niedriges Pensionseinkommen zurückzuführen. Trotz einer Beschäftigung bleiben viele Frauen dadurch finanziell abhängig. In Phasen von Krankheit oder Arbeitslosigkeit wird diese ökonomische Abhängigkeit noch verstärkt und kann zu Armut führen. Ein geringeres Lebenseinkommen hat somit direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität.
  • Altersarmut als Frauenphänomen:
    Während die Lohnlücke zwischen Mann und Frau 18,4 % beträgt, ist die Pensionslücke mit 40,55 % noch viel größer. Frauen haben oftmals geringere finanzielle Mittel aus Pensionsleistungen zur Verfügung als Männer. Das kann zu einer Einschränkung in der Gesundheit, der Mobilität und der sozialen Teilhabe führen. Besonders armutsgefährdet sind alleinlebende Pensionistinnen.
  • Weniger Frauen in Führungspositionen:
    Wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger sind in Österreich hauptsächlich Männer. Frauen nehmen in Österreich seltener Führungspositionen ein als Männer. Das wird besonders bei einem Blick auf die Vorstandspositionen in börsennotierten Unternehmen deutlich. Hier liegt der Frauenanteil gerade einmal bei 11,7 % (Stand 2024).
  • Unvereinbarkeit von starren Arbeitsformen und Lebenssituationen: Obwohl in immer mehr Unternehmen auch flexible Arbeitszeitgestaltung umgesetzt wird, sind viele Arbeitsverhältnisse noch auf traditionelle Arbeitsmodelle wie Vollzeitbeschäftigung und Präsenzpflicht ausgelegt. Diese Arbeitsformen sind hinderlich für Frauen, weil sie oft nicht mit ihrer Lebenssituation vereinbar sind. Das dominante Karrierebild orientiert sich immer noch am klassischen männlichen Erwerbsverlauf, der auf einer Vollzeitbeschäftigung ohne Erwerbsunterbrechung basiert.

So gelingt Gleichstellung in der Arbeitswelt

Um die Gleichstellung von Frau und Mann im Beruf zu fördern, sind verschiedeneMaßnahmen notwendig, wie zum Beispiel:

  1. Eine gerechte und transparente Entlohnung, um Lohnlücken aufzudecken und zu schließen.
  2. Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, indem traditionelle Arbeitsmodelle durch flexible Arbeitsformen ersetzt werden.
  3. Anerkennung von Fürsorgearbeit und Förderung einer partnerschaftlichen Aufteilung von Betreuungs- und Pflegearbeit.
  4. Förderung einer geschlechtersensiblen Bildung, Weiterbildung und Umschulung von Frauen sowie gezielte Unterstützung beim Wiedereinstieg in das Berufsleben.
  5. Sensibilisierung und Beratung von Frauen über ihre Rechte sowie gezielte Berufsberatung für Frauen.

FAQs

Was bedeutet Gleichstellung von Männern und Frauen?

Eine Gleichstellung von Mann und Frau am Arbeitsmarkt bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen Chancen und Rechte haben, eine Arbeit zu finden, auszuüben und dafür fair bezahlt zu werden.

Sind Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt?

Frauen sind in der Arbeitswelt in vielen Bereichen benachteiligt. Einer dieser Bereiche betrifft das Einkommen. Der Gender-Pay-Gap ist in Österreich mit 18,4 % sehr groß. Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen. Auch die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen spiegelt die Benachteiligung am Arbeitsmarkt wider. 

Was können Arbeitgeber konkret tun, um die Gleichstellung im Unternehmen sicherzustellen?

Arbeitgeber sollten die Gleichstellung bereits bei der Personalsuche umsetzen. Dazu zählengeschlechtsneutrale Stellenausschreibungen und das Führen von Bewerbungsgesprächenohne Geschlechterpräferenzen. Das Schließen von Gehaltslücken und eine transparente Gestaltung der Entlohnung in Unternehmen ist eine weitere wichtige Maßnahme. Die Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle fördert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mittels spezifischer Weiterbildungen können Mitarbeiter_innen für dieses Thema sensibilisiert werden.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 24. Mai 2024